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Besser investieren: Drei Dinge, die wir Fools regelmäßig diskutieren

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Foto: Getty Images

Wir Fools sind ein bunter Haufen mit unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Talenten. Wir treten zwar alle für erfolgreicheres Investieren mit langfristigem Horizont ein, aber Börse und Wirtschaft folgen nicht den Regeln einer exakten Wissenschaft und bei manchen Dingen sind wir uns überhaupt nicht einig.

Welches Timing ist ok und welches nicht?

Timing, also das Abpassen des besten Zeitpunkts für das Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren, hat einen sehr schlechten Ruf in Foolischen Kreisen. Innerhalb eines Jahres mehrfach die Seiten zu wechseln ist ein absolutes No-Go.

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Denn wenn wir uns die Mühe gemacht haben, ein langfristig aussichtsreiches Unternehmen zu identifizieren, dann gehen wir in der Regel davon aus, dass die Investition sich über die kommenden Jahre verdoppeln oder sogar vervielfachen wird. Unterjährige Kursveränderungen sind nur extrem selten so groß, dass wir uns kurzfristig zu einem Verkauf hinreißen lassen würden.

Manche Fools treiben diesen Grundsatz sogar so weit, dass sie alle einmal gekauften Aktien praktisch für immer behalten, selbst wenn der Kurs für manche Beobachter ein Fantasieniveau erreicht haben sollte. Nur eine extreme strategische Neuausrichtung, mit der sie absolut nicht einverstanden sind, könnte sie zum Verkaufen bringen.

Andere Fools raten dazu, unabhängig vom allgemeinen Kursniveau regelmäßig hinzuzukaufen, also niemals auf einen Marktrückgang zu warten. So profitiere man optimal vom bei Anlageberatern so beliebten Durchschnittskosteneffekt und könne das unberechenbare kurzfristige Geschehen vollkommen ausblenden.

Ich für meinen Teil plädiere für ein pragmatisches Vorgehen und time insoweit, als ich beim Kaufen einen möglichst günstigen Einstiegskurs weit unterhalb meiner eigenen Einschätzung als Sicherheitsmarge anstrebe. Lieber keinen Deal als einen schlechten Deal: Aussichtsreiche Unternehmen können schon mal für ein bis zwei Jahre auf der Watchlist verharren, bis ich zuschlage. Einen Verkauf ziehe ich dann frühestens in Betracht, wenn die Marktbewertung mehr als 30 % über meiner aktualisierten Einschätzung liegt.

Darf man desolate Unternehmen kaufen?

Ein anderer Foolischer Grundsatz lautet, dass wir nach den allerbesten Unternehmen Ausschau halten. Aber was bedeutet das in der Praxis? Wollen wir nur Vorzeigekonzerne wie Nestlé (WKN:A0Q4DC) oder BMW (WKN:519000) im Depot haben beziehungsweise Wachstumsstars wie Netflix (WKN:552484) oder Wirecard (WKN:747206)? Oder kann man sich auch mal ein verprügeltes Unternehmen anschauen, wenn der Ausblick und der Kurs stimmen?

Die Meinungen dazu gehen auseinander. Ein Management, das seinen Laden in Ordnung hat und in der Lage ist, für langfristiges Wachstum bei Umsatz und Gewinn zu sorgen, ist sicherlich eine gute Sache. Das schafft Stabilität im Depot. Aber für mich sind Turnaround-Kandidaten das Salz in der Suppe. Auch wenn diese in der Vergangenheit schlecht gewirtschaftet oder sich sogar in existenzielle Probleme manövriert haben, sagt dies nicht immer etwas über deren Zukunftsperspektiven aus.

Für mich sind die besten Unternehmen diejenigen, in denen das Management das Verbesserungs- und Weiterentwicklungspotenzial am konsequentesten identifiziert und gleichzeitig die richtigen Maßnahmen ergreift, um es mittel- bis langfristig zu realisieren. Das kann mal Nestlé oder Netflix sein, aber eben auch die Commerzbank (WKN:CBK100) oder Volkswagen (WKN:766403), die zwischenzeitlich extrem unterbewertet waren und seither wesentlich besser performten als die meisten der glänzenden Champions.

Welche Kennzahl ist die beste?

Es gibt nicht wenige Fool-Autoren, die von der Verwendung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) für die Aktienbewertung abraten. Es sei manipulierbar, von Sondereffekten abhängig und lasse gute Aktien oft zu teuer erscheinen bzw. schlechte Aktien zu billig.

Stattdessen plädieren sie beispielsweise für Cashflow-orientierte Kennzahlen, weil Bargeld keinen Bewertungsunsicherheiten unterliege. Was in die Kasse rein- und rausfließt, ließe sich kaum manipulieren und der Freie Cashflow (FCF) sei das Geld, das tatsächlich für Ausschüttungen, Schuldentilgung und Investitionen zur Verfügung stehe – und darauf komme es an.

Andere sind der Meinung, dass es besser sei, die Bewertung am sogenannten Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) festzumachen. Richtigerweise müsste es „entschuldeter Unternehmenswert“ heißen, weil es sich dabei um den Betrag handelt, den ein Investor für die Übernahme des Unternehmens und die Ablösung seiner Schulden auf den Tisch legen müsste. Dieser Wert wird typischerweise nicht mit dem Nettogewinn ins Verhältnis gesetzt, sondern mit dem operativen Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA). Abstrahiert von Steuern, Zinsen und Kapitalstruktur kann man dann prinzipiell schön sehen, wie profitabel mit dem Gesamtkapital gewirtschaftet wurde.

Jede dieser Relationen hat Vor- und Nachteile, keine zeigt das gesamte Bild auch nur annäherungsweise und sowohl der FCF als auch der EV sind nicht immer eindeutig bestimmbar. Außerdem gibt es auch beim operativen Cashflow gewisse Manipulationsmöglichkeiten, indem etwa Auszahlungen verschoben und Einzahlungen vorgezogen werden. Letztlich glaube ich, dass man diejenige Kennzahl als Ausgangspunkt (!) nehmen sollte, die man am besten versteht und die am leichtesten verfügbar ist — und das ist aus meiner Sicht ganz klar das KGV.

Von dort aus kann man dann weiterforschen, einzelne Aspekte der Bilanz hinterfragen und versuchen abzuschätzen, wie der Pfad in die absehbare oder auch längerfristige Zukunft aussehen könnte. Das teuer wirkende KGV von heute kann schon in wenigen Jahren auf ein attraktives Niveau abschmelzen und das billige ins Negative drehen, und genau an dieser Stelle wird es interessant.

Viele Wege führen zum Ziel

Du kannst Unternehmen mit den unterschiedlichsten Methoden bewerten, regelmäßig oder opportunistisch kaufen und auf Wachstum, Substanz oder Turnaround setzen. Wichtig ist, dass du dabei sorgfältig und nicht impulsiv vorgehst. Wer sich treu bleibt, stets dazulernt und sein Depot langfristig wachsen lässt, der wird früher oder später belohnt.

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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Netflix. The Motley Fool empfiehlt BMW und Nestle.



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