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Gazprom-Aktie im freien Fall: So viel schützt die Substanz

Foto: Gazprom

Aktionäre des Energieriesen Gazprom (WKN:903276) leiden wieder einmal unter dem Russland-Risiko.

Was da los ist und auf was man sich bei Gazprom noch verlassen kann, erfährst du hier.

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Der Kurssturz, der keiner ist

Gerade bei Wertpapieren aus weniger internationalen Finanzmärkten ist es oft gar nicht so einfach, zu wissen, woher ein Kurssturz wirklich kommt. So hat die Gazprom-Aktie Anfang April einen ziemlich heftigen Kurssturz erlebt, der allerdings viel mit dem Absturz des russischen Rubels zu tun hatte. 

Es sollte bei Kursstürzen von Schwellenländer-Aktien immer überprüft werden, ob es hier einfach eine große Veränderung im Wechselkurs gab, besonders da die dortigen Währungen oftmals sehr schwankungsanfällig sind.

In Rubel gerechnet entwickelte sich die Gazprom-Aktie im letzten Jahr solide, wohingegen Euro-Investoren auf einem Verlust sitzen. Hier einen Vergleich zu ziehen ist aber gar nicht einfach, denn die in Russland gehandelte Aktie unterscheidet sich von den in westlichen Ländern notierten Gazprom-ADR (American Depositary Receipt). Außerdem sind die Aktienkurse an der Moskauer MICEX-Börse für deutsche Investoren nicht ganz einfach zu finden.

Trotzdem haben sich zuletzt nicht nur die Währungsschwankungen auf den Gazprom-Aktienkurs ausgewirkt, auch operativ machen sich die angespannten internationalen Beziehungen Russlands bemerkbar. Vor allem die amerikanischen Russland-Sanktionen gestalten den Geschäftsalltag schwieriger und darüber hinaus besteht noch immer Unsicherheit um das Großprojekt Nord Stream 2, das Europa mit zusätzlichem Erdgas beliefern soll.

Einige Investoren dürften sich nun also die Frage stellen, wie viel Substanz das Unternehmen eigentlich hat, und ob diese groß genug ist, um vor einem weiteren Kursverfall zu schützen. Werfen wir einen Blick auf drei Arten, die Substanz zu messen.

1. Der Buchwert

Besonders Value-Investoren bewerten Unternehmen gerne anhand ihrer Bilanz. Dort konnte Gazprom zuletzt laut Bloomberg Vermögenswerte abzüglich Verbindlichkeiten in Höhe von 11.795 Mrd. Russischen Rubel, umgerechnet ungefähr 157 Mrd. Euro, aufweisen.

Da Gazprom am 19. April an der Moskauer Börse gerade einmal mit 3.427 Mrd. Russischen Rubel bewertet wurde, wird das Unternehmen zu einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,29 gehandelt. Das ist selbst für ein Energieunternehmen optisch gesehen spottbillig. Die Unternehmen im MSCI World Energy Index wiesen zuletzt im Schnitt ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,58 auf.

Das heißt, eigentlich schützen die Bilanzwerte gut vor einem weiteren Kursverfall, denn der Substanzwert ist schon heute viel höher als der Börsenwert. Allerdings ist es ohne exakte Kenntnisse über das Unternehmen schwer zu sagen, ob die Bilanz die echten Vermögenswerte auch akkurat widerspiegelt.

2. Die Gasvorkommen

Darüber hinaus ist es für ein Energieunternehmen unerlässlich, dass es ausreichende Vorkommen hat. Gazprom hat relevante Vorkommen an Öl und Erdgaskondensat, aber vor allem seine Erdgasvorkommen sind enorm.

Die letzte Zählung Ende 2016 ergab, dass Gazprom Erdgasvorkommen in Höhe von 23.855,1 Mrd. Kubikmeter hatte. Bei dem letztjährigen Produktionsvolumen in Höhe von 471 Mrd. Kubikmetern könnte man damit die Gaslieferungen ungefähr ein halbes Jahrhundert auf dem gleichen Niveau behalten. Das ist eine ordentliche Zahl, schließlich können immer noch neue Vorkommen gefunden werden und bessere Technologien weitere Vorkommen erschließen.

Gazprom-Aktionäre können also zumindest beruhigt sein, dass die Reserven noch lange reichen werden.

3. Die Dividende

Was allerdings nicht ganz so stark vor einem weiteren Kursverfall schützt, wie das viele Anleger noch vor kurzem erwartet hatten, ist die Dividende.

Der Vorstandschef hat erst kürzlich bekannt gegeben, dass nicht nur die diesjährige Dividende auf dem Vorjahresniveau bleiben wird, sondern dass auch für das nächste Jahr keine Erhöhung geplant ist.

Damit ergibt sich aktuell eine Dividendenrendite im mittleren einstelligen Prozentbereich. Das ist hoch genug, um ein wenig Halt nach unten zu geben, wird aber nicht ausreichen, um die Aktie verlässlich vor weiteren Kursverlusten zu schützen, falls sich die Lage in Russland verschlechtert.

Aktionäre müssen also entscheiden, ob sie sich langfristig auf die durchaus vorhandenen Substanzwerte des russischen Energieriesen verlassen wollen. Die Dividende allein sieht nach keiner verlässlichen Versicherung aus.

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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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