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InflaRx: Kommt ein neuer Blockbuster mit Milliardenpotenzial wie Humira bald aus Jena?

Bild: Dr. Stefan Graupner

Chronische Entzündungskrankheiten betreffen zehn Prozent der Bevölkerung in Europa, und der Behandlungsbedarf ist trotz neuer Medikamente extrem hoch. Die zwar deutsche, aber in den Niederlanden gelistete InflaRx (WKN:A2H7A5) hat gegen akute und chronische Entzündungen einen neuen Wirkmechanismus entdeckt und patentieren lassen. Zudem wurde ein Antikörper entwickelt, der zurzeit gegen Hidradenitis Suppurativa (HS), eine schwere systemische Entzündungserkrankung der Haut, in der klinischen Phase 2 getestet wird.

Autoimmunerkrankungen

Es ist kaum zu glauben, aber unser eigener Körper ist selbst schuld an vielen Krankheiten. Das passiert nämlich genau dann, wenn sich unser Immunsystem gegen unsere eigenen Zellen richtet und diese vernichtet. Beispiele dafür sind Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Multiple Sklerose oder Typ-1-Diabetes.

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Dominiert wird dieser Markt derzeit noch von Abbvie (WKN:A1J84E) mit seinem Blockbuster Humira, das 2017 einen Umsatz von mehr als 18 Mrd. US-Dollar in die Kassen der Amerikaner spülte. Das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr betrug immer noch mehr als 14 %. Als Blockbuster bezeichnet man dabei grundsätzlich Medikamente mit mehr als einer Mrd. US-Dollar Umsatz pro Jahr.

Und Humira wird vor allem gegen Entzündungskrankheiten wie Rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte oder Morbus Crohn eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der hoch spezifisch an das Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) bindet und damit seine Wirkung neutralisiert.

TNF-α ist ein wichtiger Signalstoff des Immunsystems, der in Zellen unter anderem die Bildung von Entzündungsmediatoren auslösen kann. Bei entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis liegt TNF-α in erhöhter Konzentration vor. Dessen Neutralisierung durch Humira führt zu einer raschen Besserung verschiedener Symptome und reduziert das Fortschreiten der Krankheit.

Für viele weitere Autoimmunerkrankungen gibt es dagegen keine oder wenig wirksame Therapien. Deshalb sind neue Medikamente mit alternativer Wirkungsweise vonnöten, um vielen Patienten wirksam helfen zu können.

Das Komplementsystem

Die Jenaer InflaRx zielt auf das menschliche Komplementsystem ab, das vor allem der Abwehr von Mikroorganismen dient. Außer Kontrolle wirken die ca. 30 im Blutplasma beteiligten Proteine aber zellzerstörend und können ganze Gewebe vernichten.

Der Antikörper IFX-1 von InflaRx bindet an den Komplementfaktor C5. Wichtig hierbei ist, dass der Antikörper an den C5a-Anteil von C5 bindet, während der Rest intakt bleibt. C5a kann damit nicht mehr Entzündungsreaktionen anregen, die zur Freisetzung aggressiver Enzyme und oxidativer Radikale führen.

Der C5b-Anteil hingegen enthält den sogenannten Membrane Attack Complex (MAC), der für die Bindung an Mikroorganismen wichtig und letztlich damit für die Lyse der pathogenen Keime verantwortlich ist. Und dieser Teil wird von IFX-1 nicht blockiert und bleibt damit intakt.

Eine Phase-2a-Studie hatte gezeigt, dass IFX-1 in HS-Patienten die Entzündung der Haut nach drei Monaten bei 80 % der Patienten reduzieren konnte. Jetzt führt InflaRx eine Phase-2b-Studie mit 175 Patienten durch, um diese Resultate in einer statistisch aussagekräftigeren Gruppe zu bestätigen.

Markt und Wettbewerb

Eine IFX-1 vergleichbare Antikörperbehandlung kann leicht 100.000 US-Dollar pro Jahr und Patient kosten. Bei HS werden sicherlich zunächst Antiseptika oder auch die operative Entfernung eine Rolle spielen und eine Antikörperbehandlung wird wohl nur bei sehr schweren Fällen eingesetzt werden. Die Zahl der HS-Patienten geht aber in die Millionen, sodass trotz allem ein Marktpotenzial jenseits der Mrd. US-Dollar vorliegen sollte.

Und auch finanziell hat InflaRx im November 2017 durch den Sprung an die US-Börse Nasdaq frisches Kapital einnehmen und damit die weiteren klinischen Studien finanzieren können. Damit sind die Grundvoraussetzungen für die weitere Entwicklung durchaus geschaffen. Doch was macht der Wettbewerb?

ChemoCentryx (WKN:A0NBM2) hat mit Avacopan ein chemisches Molekül gegen C5a schon in Phase 3 gegen ANCA-assoziierte Vaskulitis, die bei InflaRx noch in Phase 1 steckt. Zudem kann Avacopan im Gegensatz zu IFX-1 oral verabreicht werden. Damit sind die Amerikaner sicherlich einen Schritt weiter und haben Avacopan zudem in Phase 2 gegen C3-Glomerulopathie sowie das Hämolytisch-urämische Syndrom.

ChemoCentryx’ Partnerschaft mit Vifor Pharma (WKN:A2DRZ4) sowie Fresenius Medical Care (WKN:578580) sichert ihnen zudem die professionelle Vermarktung außerhalb der USA und China sowie Meilensteinzahlungen und Tantiemen, sodass sowohl die finanzielle Ausstattung als auch die Zukunftsplanung stimmen. Und mit einer Zulassungserweiterung könnten sie zukünftig auch in direktem Wettbewerb mit InflaRx bei HS stehen, denn das Potenzial haben sie nach den ersten Daten von InflaRx schnell erkannt.

Fazit

Was InflaRx bisher geleistet hat, verdient alle Achtung. Sie sind zwar gegenüber ChemoCentryx zeitlich im Nachteil, doch erstens ist der anvisierte Markt riesig groß und ausreichend für mehrere Anbieter, und zweitens weiß man nie, welches Produkt letztlich doch gewisse Vor- oder Nachteile mit sich bringen wird.

Anlegern rate ich erst einmal, die Daten zur anstehenden Phase 2b abzuwarten. Sollten diese positiv ausfallen, könnte die Aktie abhängig vom Preis sicherlich sehr interessant werden.

Mein anfänglicher Vergleich mit Humira hinkt allerdings, denn InflaRx fokussiert gerade auf die Krankheiten, bei denen Humira zwar eingesetzt wird, aber nur geringen Nutzen hat. Und trotzdem wurden mit Humira allein bei HS im Jahr 2017 ca. 1,5 Mrd. US-Dollar umgesetzt.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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