Bedroht Teslas Powerwall die E.ON-Aktie?
Ein Großteil der Gewinne von E.ON (WKN:ENAG99) stammt aus dem Betrieb von Stromnetzen. Wären wir Verbraucher in der Lage, unseren kompletten Strombedarf selbst zu erzeugen und zu speichern, bräuchten wir das Stromnetz nicht mehr.
Das wäre eine Katastrophe für E.ON! Genau deshalb könnte der Stromspeicher von Tesla (WKN:A1CX3T) zur Bedrohung für die E.ON-Aktie werden.
Darum könnte die Powerwall E.ON Probleme bereiten
Die aktuelle Version von Teslas Stromspeicher heißt Powerwall 2. Sie ist für den Betrieb in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen ausgelegt und soll Privathaushalten dabei helfen, diese effizienter zu betreiben. Denn wenn die Sonne scheint und die Solaranlage am Dach Strom produziert, dieser aber gerade nicht benötigt wird, dann kann man ihn höchstens ins Netz zurückspeisen.
Aber eben nicht selber nutzen. Wenn am Abend die Sonne nicht mehr scheint, der Strombedarf aber wegen Küche, Fernseher und Co. in die Höhe schnellt, dann muss man den Strom aus dem Netz verwenden. Weil die Photovoltaik-Anlage ja ohne Sonne keinen Strom liefert. Diese Art der Nutzung ist natürlich nicht sonderlich effektiv.
Hier kommt die Powerwall ins Spiel. Wenn tagsüber die Sonne scheint, wird der überschüssige, von der Photovoltaik-Anlage produzierte Strom in der Powerwall gespeichert. Scheint die Sonne nicht mehr, kann man statt des Netzstromes einfach den gespeicherten Strom der Powerwall nutzen.
Das erhöht die Effizienz der installierten Photovoltaik-Anlage natürlich beträchtlich. Deshalb bin ich von Teslas Powerwall wirklich begeistert. Aber können wir mit ihr tatsächlich auf Strom aus dem Netz verzichten? Oder anders gefragt: Müssen E.ON-Aktionäre Angst vor ihr haben?
Das kann die Powerwall 2
Zwei Faktoren entscheiden darüber, ob die Powerwall Stromnetze überflüssig machen könnte: die Speicherkapazität, zur Sicherstellung der Versorgung, und die Wirtschaftlichkeit. Denn den meisten dürfte das Finanzielle dann doch wichtiger sein als das grüne Gewissen.
Tesla Powerwall 2 | |
Speicherkapazität | 13,5 kWh |
Preis | ca. 6.200 Euro |
Quellen: Unternehmensangaben Tesla / Zolar.de
Um die Speicherkapazität beurteilen zu können, folgen nun einige Verbrauchswerte. Basis für diese Werte liefert mein persönlicher Strombedarf von ca. 3.000 kWh pro Jahr, was dem Verbrauch einer vierköpfigen Familie entspricht.
durchschnittlicher Strombedarf | |
pro Monat | 250 kWh |
pro Woche | 57,7 kWh |
pro Tag | 8,2 kWh |
Quelle: Berechnung des Autors
Wenn die Batterie voll geladen ist, sichert eine Powerwall den Strombedarf für gut eineinhalb Tage ohne Sonne. Ganz klar: Niemand in Deutschland wird auf Netzstrom verzichten, wenn nach nicht mal zwei sonnenlosen Tagen die Lichter ausgehen! Darauf würde ich mich nicht mal im Hochsommer verlassen.
Aber man kann ja mehrere Powerwalls gleichzeitig nutzen und so die Speicherkapazität erweitern. Mit acht von ihnen würde die Kapazität auf 108 kWh steigen und damit fast zwei Wochen Versorgungssicherheit gewährleisten. Ok, das könnte im Sommer tatsächlich sogar in Deutschland funktionieren. Aber im Winter? Niemals!
Außerdem kosten acht Powerwalls knapp 50.000 Euro. Mit meinem aktuell gültigen Stromtarif könnte ich damit Netzstrom für die nächsten 50 Jahre bezahlen! Auch wirtschaftlich wäre die Anschaffung von acht Powerwalls also völliger Unsinn! Zumindest auf Basis der aktuellen Strompreise.
Die Tesla Powerwall ist toll, kann E.ONs Netze aber nicht ersetzen
Ich halte Teslas Powerwall wie bereits erwähnt für ein tolles Produkt, weil sie dabei hilft, den Solarstrom effektiver zu nutzen. Allerdings verdeutlicht sie auch die Schwachpunkte der derzeitigen Speichertechnik: zu wenig Kapazität und vor allem viel zu teuer.
E.ONs Aktionäre brauchen also aktuell keine Angst davor zu haben, dass Energiespeicher die Stromnetze überflüssig machen und dem Geschäftsmodell von E.ON damit schaden könnten.
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Thomas Brantl besitzt Aktien von E.ON. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.