Vorsicht bei der Allianz-Aktie!
Vor einigen Wochen habe ich über drei Dinge berichtet, die aus der Allianz (WKN: 840400)-Aktie die beste DAX-Aktie 2018 machen könnten. Daran hat der inzwischen erschienene Geschäftsbericht auch nichts Grundsätzliches geändert.
Allerdings deuten zwei der in meinen Augen wichtigsten Kennzahlen darauf hin, dass man bei der Allianz-Aktie langfristig gesehen Vorsicht walten lassen sollte!
Warum die Schaden-Kosten-Quote und die Zinserträge so wichtig sind
Versicherungen verdienen ihr Geld größtenteils auf zwei Arten. Zum einen kassieren sie Versicherungsbeiträge von ihren Kunden, die sie ihm Eintrittsfall in vereinbarter Höhe wieder auszahlen muss. Dabei nimmt eine gute Versicherung mehr Prämien ein, als sie an ihre Versicherten ausschütten muss.
Im Bereich Schaden-Unfall wird dieses Verhältnis durch die Schaden-Kosten-Quote ausgedrückt. Ist die Quote kleiner als 100 %, bleibt mehr von den Beiträgen übrig, als ausbezahlt wird. Je niedriger die Quote, desto mehr bleibt hängen. Eine niedrige Schaden-Kosten-Quote zeigt also, dass die Versicherung ihr Kerngeschäft gut versteht und damit Geld verdient.
Die zweite wichtige Einnahmequelle sind Zinsen. Denn im Zeitraum zwischen Beitragszahlung und dem Schadensfall legen Versicherungen das Geld ihrer Kunden an und lassen es für sich arbeiten. Je besser eine Versicherung es versteht, Geld anzulegen und hohe Renditen damit zu erzielen, desto höher fällt am Jahresende der Gewinn aus.
Um zu sehen, wie gut eine Versicherung Geld anlegen kann, setzt man einfach die erhaltenen Zinseinnahmen ins Verhältnis zum Anlagebetrag und erhält so die Rendite auf das eingesetzte Kapital. Logisch, je höher, desto besser!
Und nun lass uns schauen, wie es bei diesen wichtigen Kennzahlen, der Schaden-Kosten-Quote und der Rendite auf das angelegte Kapital, für die Allianz im Jahr 2017 gelaufen ist.
Beide Kennzahlen entwickelten sich 2017 nicht gut
Die Schaden-Kosten-Quote war in den letzten Jahren zwar einigermaßen stabil, 2017 hat sie jedoch seit langem wieder einmal die 95 % Marke gerissen, wenn auch nur knapp. Zur Erinnerung: Je niedriger die Quote, desto besser!
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Schaden-Kosten-Quote (Schaden-Unfallversicherung) | 94,3 % | 94,3 % | 94,6 % | 94,3 % | 95,2 % |
Quelle: Unternehmensangaben Allianz
Die Quote ist nicht völlig aus dem Ruder gelaufen oder besorgniserregend hoch. Trotzdem sollten Anleger sie im Blick behalten, denn wenn die Quote weiter steigt, deutet dass darauf hin, dass entweder der Markt härter wird und die Preise deshalb sinken. Oder die Allianz hat ihre Kosten nicht mehr im Griff.
Beides sollten Anleger fürchten wie der Teufel das Weihwasser, immerhin ist die Schaden-Unfallversicherung einer der Kernbereiche der Allianz!
Auch bei der Rendite auf das Anlagekapital entwickelt sich die Allianz in die falsche Richtung, der Abwärtstrend ist sogar noch deutlicher als bei der Schaden-Kosten-Quote.
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | |
Rendite auf Anlagekapital | 5,1 % | 4,4 % | 4,6 % | 4,3 % | 4,3 % |
Quelle: Unternehmensangaben Allianz
Für mich ist die Kapitalanlage eine der Kernkompetenzen eines Versicherungskonzerns schlechthin. Versicherungen, die Geld schlecht anlegen, sind in meinen Augen keine guten Investments!
Jetzt kommt vielleicht der Punkt, der dich etwas überrascht: Ich besitze selbst Aktien der Allianz. Und ich werde trotz der schwachen Entwicklung bei der Schaden-Kosten-Quote und der Anlagerendite weiter an ihr festhalten!
Warum ich trotzdem an der Allianz-Aktie festhalte
Dass die Anlagerendite schwach war, liegt nämlich nicht nur an der Allianz, sondern auch am Niedrigzinsumfeld. Versicherer können keine beliebig hohen Risiken mit Kundenbeiträgen eingehen und sind deshalb auf sichere Anlagen wie Staatsanleihen angewiesen.
Diese waren in den letzten Jahren kaum rentabel und haben so auch die Rendite der Allianz in den Keller gezogen. Aber: Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen steigen derzeit wieder! Ich erwarte deshalb, dass auch bei der Allianz die Zinserträge wieder steigen, ansonsten mache ich mir wirklich Gedanken, ob die Allianz noch eine gute Investition ist!
Und auch die Schaden-Kosten-Quote unterliegt naturgemäß gewissen Schwankung. Schließlich kann die Allianz nichts dafür, wenn die Sturmschäden in einem Jahr höher sind als im darauf folgenden. Aber auch hier gilt: Setzt sich der negative Trend fort, sollten Anleger darüber nachdenken, ob die Allianz-Aktie wirklich noch eine gute Investition ist!
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Thomas Brantl besitzt Aktien der Allianz. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.