Warum die E.ON-Aktie jetzt interessanter ist als die von RWE
Innogy (WKN:A2AADD), die vor zwei Jahren abgespaltene Ökostromtochter von RWE (WKN:703712), wird zerschlagen! E.ON (WKN:ENAG99) erhält die Gas- und Stromnetze sowie die Kundenlösungen, RWE die erneuerbaren Energien sowohl von Innogy als auch von E.ON und zusätzlich einige weitere kleinere Geschäftsbereiche.
Der deutsche Energiemarkt wird also völlig auf den Kopf gestellt! Für Investoren stellt sich nun die Frage, mit welcher Aktie man langfristig besser fährt, mit der E.ON-Aktie oder der RWE-Aktie.
Warum ich die E.ON-Aktie interessanter finde, RWE in meinen Augen aber ebenfalls von der neuen Aufteilung profitiert, erfährst du, wenn du weiterliest.
Davon profitiert die E.ON-Aktie
Geht die Transaktion wie geplant durch, wird E.ON der dominierende Betreiber von Strom- und Gasnetzen in Deutschland. Ein Blick auf die Streckenlänge der Versorgungsnetze zeigt, wie erdrückend die Dominanz von E.ON sein wird.
Betreiber | Verteilernetz in km |
Innogy | 356.000 |
E.ON | 346.000 |
Netze-BW | 138.000 |
EWE Netze | 82.000 |
Quelle: Innogy Unternehmenspräsentation 2016, Stand: 2015
Bei einem Zusammenschluss unter dem Dach der E.ON entsteht also der mit Abstand größte Verteilernetzbetreiber Deutschlands. Genau das macht die E.ON-Aktie so interessant: Der Betrieb von Netzen ist nämlich hochprofitabel.
EBIT-Marge Energienetze 2017 | |
Innogy | 17,7 % |
E.ON | 11,4 % |
Quelle: Geschäftsberichte 2017 E.ON / Innogy
Die EBIT-Marge drückt aus, wie viel Prozent vom Umsatz vor Steuern und Zinsen als Gewinn hängen bleiben. Je höher der Wert, desto lukrativer das Geschäft! Ich halte EBIT-Margen von über 10 % für attraktiv, wobei das immer auch vom Geschäftsmodell abhängt. Ein Blick auf die Margen von E.ON und Innogy zeigt auf jeden Fall, dass der Betrieb von Netzen ein sehr profitables Geschäft ist.
Und wie beschrieben würde E.ON nach der Übernahme der Innogy-Netze diesen Markt in Deutschland dominieren und damit über ein hochinteressantes Geschäftsmodell verfügen. Zusätzlich könnten laut Schätzungen von E.ON bis zu 5.000 Stellen aufgrund von Synergien wegfallen, weshalb die Profitabilität sogar noch weiter steigen könnte.
In meinen Augen verfügt E.ON nach dem Innogy-Deal und dem neuen Fokus auf Netze über ein attraktiveres, weil profitableres Geschäftsmodell, als vor der Übernahme. Hinzu kommt, dass der Betrieb von Netzen nicht nur hohe, sondern auch stabile und verlässliche Einnahmen generiert. Für mich ist E.ON daher der klare Gewinner der Neuaufteilung!
Aber auch die RWE-Aktie steht besser da als vorher
Aber auch die RWE-Aktie halte ich nach der Transaktion für interessant, hauptsächlich wegen der erneuerbaren Energien. Denn nach der Übernahme der regenerativen Energien von E.ON und Innogy wird die neue RWE zu den führenden Betreibern von grünen Kraftwerken in Europa zählen.
erneuerbare Kapazitäten (in MW) | |
Iberdrola | 8.227 |
Enel | 4.703 |
Acciona | 4.463 |
E.ON | 4.088 |
Innogy | 3.674 |
Quelle: Innogy Unternehmenspräsentation 2016, Stand: 02/2016
Da diese zum einen aus ökologischer Sicht von immer mehr Regierungen forciert werden und zum anderen der Strombedarf dank E-Autos, Bitcoin und Co. zukünftig weiter steigen dürfte, sollten Aktivitäten in regenerativer Energie über jede Menge Wachstumspotential verfügen. Und von diesem Marktwachstum würde RWE als einer der größten Betreiber solcher Kraftwerke natürlich besonders stark profitieren.
Gleichzeitig verfügt man weiterhin über viele fossil betriebene Kraftwerke. Diese bieten zwar meiner Meinung nach nicht soviel Wachstumsphantasie, generieren aber verlässliche Gewinne. Vielleicht sogar länger als wir heute denken! Die Kombination aus diesen beiden Geschäftsbereichen stärkt RWEs Position als einer der größten Stromproduzenten Europas, die hinzukommenden regenerativen Energien sorgen hierbei für neues Wachstumspotential.
Deshalb glaube ich, dass auch die RWE-Aktie von der Umstrukturierung am deutschen Energiemarkt profitieren könnte!
Warum ich die E.ON-Aktie trotzdem interessanter finde
Ich persönlich halte das Geschäftsmodell von E.ON für interessanter, weil es schon heute hohe, verlässliche Gewinne generiert. Schafft man es, im Zuge der Innogy-Übernahme Synergien zu heben und die Kosten zu senken, könnte der Gewinn sogar weiter steigen.
Auch RWE verfügt mit seinen regenerativen Energien in meinen Augen über ein attraktives Geschäftsmodell. Allerdings ist dieser Bereich verglichen mit dem Netzgeschäft noch ziemlich klein. Wie groß dieser Bereichen werden kann, bleibt abzuwarten. Auch muss man sehen, ob die regenerativen Energien aufgrund neuer Speichertechniken den fossilen Energien nicht doch irgendwann das Wasser abgraben und sich die Gewinne bei RWE damit gegenseitig auffressen.
Wenn ich mich zwischen Gewinnen, die bereits heute nachweislich erwirtschaftet werden, und zwischen möglichen Gewinnen in der Zukunft entscheiden muss, dann nehme ich natürlich die Gewinne, die heute schon existieren. Genau deshalb favorisiere ich derzeit die E.ON-Aktie.
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Thomas Brantl besitzt Aktien von E.ON. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.