Mit Wirkung zum 29. Dezember 2022 hat The Motley Fool seine Geschäftsanteile an Fool.de an Aktienwelt360 verkauft. Ab diesem Zeitpunkt trägt Aktienwelt360 die alleinige Verantwortung und Kontrolle für alle neuen Inhalte auf Aktienwelt360.de.

Warum ich die Geely-Aktie eher kaufen würde als die von Volkswagen

Foto: The Motley Fool

Der überraschende Einstieg des chinesischen Autobauers Geely (WKN: A0CACX) bei Daimler sorgte vor ein paar Wochen für Erstaunen. Viele Anleger zerbrechen sich nun den Kopf, was Geely-CEO Li Shu Fu mit seinem Investment beim deutschen Traditionskonzern erreichen will, und haben Angst, dass er Daimler-Know-how nach China transferieren könnte.

Ich besitze keine Daimler-Aktien, deshalb ist mir das nicht so wichtig. Statt mir den Kopf über seine Motive zu zerbrechen, habe ich mir deshalb den Geely-Konzern einmal genauer angeschaut. Mein Fazit: Bevor ich mir die Volkswagen(WKN:766403)-Aktie ins Depot lege, würde ich lieber bei Geely zugreifen!

🙌 Was ist dir unsere Arbeit wert?

Wir bei Aktienwelt360 denken, dass gutes Investieren mit guten Informationen beginnt. Das treibt uns an, täglich neue kostenlose Artikel für dich zu veröffentlichen, die tiefer gehen als die Berichte der anderen Aktienportale dort draußen.

Leider hat gute Recherche ihren Preis. Aber wir sträuben uns dagegen, deshalb aus Aktienwelt360 eine Halde für unseriöse Onlinewerbung zu machen. Um weiter unabhängig bleiben zu können, wenden wir uns heute an dich: Sag uns, was dir unsere Artikel wert sind! Über den folgenden Link kannst du kinderleicht einen Beitrag leisten, der uns hilft, dich weiter mit hochwertigen Inhalten zu versorgen.

TRINKGELD GEBEN

Grund 1: Der entscheidende Wettbewerbsvorteil

Eines der für mich wichtigsten Kriterien beim Aktienkauf sind Wettbewerbsvorteile. Denn nur wer entscheidende Vorteile gegenüber der Konkurrenz hat, kann sich dauerhaft an der Spitze behaupten. Und letztendlich muss es ja unser Ziel sein, in das beste Unternehmen einer Branche zu investieren! Oder wie Investmentlegende Warren Buffett einmal gesagt hat:

Warum soll ich die zweitbeste Aktie kaufen, wenn ich die beste haben kann?

Vergleicht man das Zahlenwerk von Geely und Volkswagen, dann fällt eine Sache schnell auf, die auf einen Wettbewerbsvorteil für Geely hindeutet: Die EBIT-Marge der Chinesen ist deutlich höher!

operative Marge 2017
Volkswagen              7,4 %
Geely             13,2 %

Quelle: Geschäftsberichte Volkswagen/Geely (EBIT bei VW vor Sondereffekten)

Aber was bedeutet das eigentlich? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sind die Produkte von Geely so attraktiv, dass Kunden bereit sind, mehr für sie zu bezahlen als für die von Volkswagen. Oder Geely hat deutlich niedrigere Kosten als VW. Machen wir’s kurz: Ich glaube, niemand würde lieber in einem Geely sitzen statt in einem Volkswagen.

Die Wolfsburger bauen Fahrzeuge höchster Qualität und genießen hierfür zurecht weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Da kann Geely bei allem Respekt einfach nicht mithalten. Der Vorteil muss also auf der Kostenseite liegen. Vieles deutet darauf hin, dass Geely vor allem beim Personal deutlich niedrigere Kosten hat.

Die nachfolgende Tabelle zeigt das durchschnittliche Bruttonationaleinkommen pro Kopf von China und Deutschland, in Kaufkraftparität-Dollar zur Anpassung von Preisniveauunterschieden zwischen den jeweiligen Ländern, nicht inflationsbereinigt, kurz KKP-Dollar.

Bruttonationaleinkommen pro Kopf 2016 in KKP-Dollar
Deutschland                                          49.530
China                                          15.500

Quelle: google.de/publicdata; Weltbank

Mir ist bewusst, dass die Jobstrukturen der beiden Länder unterschiedlich sind. So dürfte der Anteil an akademischen und damit besser bezahlten Jobs in Deutschland höher sein als in China. Trotzdem: Der durchschnittliche Bruttojahreslohn in Deutschland ist laut Weltbank mehr als dreimal so hoch wie in China, an dieser Kernaussage ändert auch die Jobstruktur nichts!

Mein Fazit: Wenn du Autos in China baust statt in Deutschland, hast du einen riesigen Kostenvorteil und damit höhere Margen, wie Geely eben! Und dass man vernünftige Autos inzwischen auch in Fernost herstellen kann, zeigt Volvo. Die Schweden gehören zum Geely-Konzern und produzieren zumindest teilweise ebenfalls in China. Das Resultat: Aus dem ehemaligen Pleitekanditaten ist ein profitabler Autobauer geworden.

Im Geschäftsjahr 2017 erwirtschaftete Volvo eine solide EBIT-Marge von 6,7 %. Bemerkenswert: Auch die Modelle für den europäischen Markt werden unter anderem in China hergestellt. Wären diese qualitativ minderwertig, hätte man wohl kaum ein für Volvos Verhältnisse so starkes Ergebnis wie das 2017 erwirtschaften können!

Zusammenfassend hat Geely also einen enormen Kostenvorteil gegenüber VW aufgrund der günstigeren Produktion in China. Da auch die Qualität zu stimmen scheint, glaube ich, dass es sich hierbei um einen starken Wettbewerbsvorteil für Geely handelt.

Der könnte auch durchaus von Dauer sein. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass VW seine deutschen Werke demnächst schließt und wie Geely ausschließlich in China produzieren wird!

Grund 2: Li Shu Fu ist ein waschechter Unternehmer

Der zweite wichtige Grund, der für Geely spricht, ist CEO Li Shu Fu. Dieser ist nämlich nicht nur Vorstandsvorsitzender, sondern auch Gründer des Geely-Konzerns. Er begann 1986 mit der Produktion von Kühlschrankteilen, entwickelte den Geely-Konzern seitdem unter anderem zum Autobauer weiter und führte ihn auf Platz zwei unter Chinas privaten Pkw-Herstellern.

Eine absolut beeindruckende Unternehmergeschichte! Ich investiere bevorzugt in Unternehmen mit solch einem Hintergrund. Denn ein Gründer hat meist das gleiche Ziel wie ich als langfristig denkender Anleger: einen dauerhaften Unternehmenserfolg! Darunter verstehe ich beispielsweise den Willen zu investieren, obwohl das den Gewinn kurzfristig senkt.

Aber langfristig lassen Investitionen den Gewinn eben stärker wachsen als das bei einer kurzfristigen Ergebnispolitur der Fall wäre. Darunter verstehe ich auch den Mut, Dinge radikal auf den Kopf zu stellen, wenn dies für den langfristigen Unternehmenserfolg erforderlich ist. Solche Unternehmer bereiten ihre Unternehmen damit auf die Zukunft vor und nicht nur auf die nächsten zwölf Monate. Gerade in der sich rasch ändernden Automobilindustrie könnte diese Denkweise ein entscheidender Vorteil sein.

Selbstverständlich heißt das nicht, dass nur CEOs, die auch Gründer waren, zu solchen Dingen in der Lage sind. Aber alleine die Verbundenheit zum eigenen Unternehmen stellt sicher, dass der langfristige Erfolg absolute Priorität hat, und begünstigt so Dinge wie Investitionsbereitschaft und den Mut zur Veränderung. Hinzu kommt, dass externe CEOs bei ein oder zwei schlechten Jahren sehr schnell unter Druck geraten und schon aus Angst um ihren Job kurzfristig denken müssen.

Ein Gründer hingegen besitzt meist große Aktienpakete und hat damit hinter den Kulissen einen größeren Einfluss. Das sorgt für deutlich mehr Spielraum in schlechten Jahren und erleichtert eine langfristig ausgerichtete Unternehmensführung.

Deshalb bevorzuge ich grundsätzlich Unternehmen wie Geely, die von ihrem Gründer geführt werden, gegenüber Unternehmen wie Volkswagen, die von einem “normalen” CEO wie Matthias Müller geleitet werden.

Warum ich die Geely-Aktie jetzt trotzdem nicht kaufe …

Aus den beiden genannten Gründen halte ich Geely für ein hochinteressantes Unternehmen. Der Grund, warum ich die Aktie jetzt nicht kaufe, ist ein persönlicher: Ich habe das Unternehmen Geely bis jetzt noch nicht so genau analysiert, dass ich mich mit einer Investition jetzt schon wohlfühlen würde.

Da ich die beiden genannten Punkte allerdings für sehr vielversprechend halte, werde ich mich in den nächsten Wochen auf jeden Fall eingehender mit der Geely-Aktie beschäftigen, um mehr über den chinesischen Autobauer zu erfahren, und dann entscheiden, ob ich investiere oder nicht.

Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!

Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.

Klick hier, um diesen Bericht jetzt gratis herunterzuladen.

Thomas Brantl besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



Das könnte dich auch interessieren ...