Der bessere Kauf: Siemens Healthineers versus Fresenius
Wer beabsichtigt im Gesundheitssektor zu investieren, der hat seit wenigen Tagen eine weitere Option: Siemens Healthineers (WKN:SHL100). In derselben Größenordnung gibt es im deutschsprachigen Raum jenseits von Pharma und Biotech nur Fresenius (WKN:578560). Deshalb habe ich die beiden einmal gegeneinander antreten lassen. Im Ergebnis bietet die Fresenius-Aktie vorerst ein besseres Chancen-Risiko-Verhältnis.
Wachstum ohne Ende
Fresenius wurde schon 2010 vom manager magazin als „Die Rakete aus Bad Homburg“ bezeichnet und wächst seither einfach immer weiter. Obwohl stiftungsgeführte Unternehmen in der Regel als konservativ gelten, fährt das Management seit vielen Jahren eine aggressive Wachstumsstrategie. Weil gleichzeitig die Profitabilität hochgehalten und die Dividenden kleingehalten wurden, gelang es aber stets, die zwischenzeitlich regelmäßig ausreißende Schuldenquote wieder einzufangen.
Eine langfristige Erfolgsgeschichte ist aber genauso der Healthcare-Bereich von Siemens (WKN:723610). Seit über 100 Jahren gilt er als ein Schrittmacher der Branche. Bereits 1975 wurde der erste in Serie gefertigte und noch ziemlich pixelige Computertomograph vorgestellt. Die stetig weiterentwickelte Technologie gilt neben zahlreichen Innovationen bis heute als eines der Aushängeschilder. Hinzu kamen gezielte Übernahmen, um beispielsweise ein Diagnostik-Standbein mit starker Marktposition aufzubauen.
Während Fresenius Patienten mit Infusionen versorgt sowie Krankenhäuser betreibt, stattet Siemens viele davon mit seiner Technik aus und unterstützt Ärzte dabei, die richtige Diagnose zu stellen. Das sind zwar völlig verschiedene Geschäftsmodelle, aber beide Unternehmen profitieren gleichermaßen von langfristigen demografischen Trends. Außerdem gelingt es ihnen durch ihren Drang zur Effizienz, Innovation und Perfektion, in der Erfolgsspur zu bleiben.
Die letzten Entwicklungen
Healthineers wurde bereits seit längerem als eigenständige Einheit unter dem Konzerndach geführt. Nun steht sie zusätzlich unter strenger Beobachtung ihrer eigenen Aktionäre. Über die letzten Quartale hat das Management umfangreiche Initiativen gestartet, um dem Bereich einen möglichst erfolgreichen Börsenstart zu gewährleisten. Insbesondere die Digitalisierung des Gesundheitswesens auf allen Ebenen bietet vielfältige Chancen für neue Impulse. Dazu wurden auch mehrere kleinere Übernahmen getätigt. Die Hoffnungen ruhen zudem auf Produkteinführungen wie etwa robotergeführte Systeme oder die hochautomatisierte Diagnostik-Anlage namens Atellica.
Fresenius auf der anderen Seite ist noch mit der Integration ihrer letzten Akquisitionen beschäftigt, darunter Quirónsalud und das Biosimilar-Geschäft der Merck KGaA (WKN:659990). Noch gar nicht abgeschlossen ist der seit einem Jahr laufende Erwerb des Flüssig-Generika-Herstellers Akorn aus Illinois. Die Wettbewerbsbehörden nehmen sich mehr Zeit zur Prüfung des Deals und gewisse Unregelmäßigkeiten mit regulatorischen Verpflichtungen könnten sogar zum Scheitern der Übernahme führen.
Das sagen die Zahlen
Den Aktionären gefiel das ganze Hickhack ganz und gar nicht. Ganz ungewohnt liegt der Kurs auf Jahressicht rund 20 % im Minus, obwohl wie gewohnt die Dividende wieder ein Stück angehoben wurde. Dass die Aktie nun günstig sein könnte, legt zumindest der Vergleich mit Healthineers nahe:
in Mrd. EUR | Fresenius (WKN:578560) | Siemens Healthineers (WKN:SHL100) |
Umsatz | 33,9 | 13,8 |
Operativer Cashflow | 3,9 | 2,0 |
Konzernergebnis | 1,8 | 1,4 |
Eigenkapital | 21,7 | 3,5 |
Börsenwert | 33,7 | 31,6 |
KUV | 1,0 | 2,3 |
KCV | 8,6 | 16,0 |
KGV | 18,7 | 21,9 |
KBV | 1,6 | 9,0 |
Tabelle erstellt vom Autor auf Basis der Geschäftsberichte 2017
Egal, ob der Kurs mit dem Cashflow (KCV), dem Konzernergebnis (KGV), dem Umsatz (KUV) oder dem Eigenkapital (KBV) verglichen wird: Immer geht Fresenius als Sieger hervor, beim Buchwert sogar überaus deutlich. Kann Healthineers im Gegenzug stärker vom Wachstum im Gesundheitssektor profitieren? Bisher sieht es nicht so aus: Auch wenn Fresenius primär durch Zukäufe wächst, kann sich ein organisches Wachstum von zuletzt 7 % sehen lassen.
Bei Healthineers waren es nur 2 %. Andererseits sind die Medizintechniker überzeugt, dass neue Wachstumstreiber nun ihre Wirkung entfalten werden. Vor allem auf dem in Kürze mit zahlreichen Partnern startenden „Digital Ecosystem“ ruhen große Hoffnungen. Wird das ein großer Erfolg, könnte Siemens mittel- bis langfristig an Fresenius vorbeiziehen. Bis darüber allerdings mehr Klarheit herrscht, würde ich eher zur bewährten Fresenius-Aktie greifen.
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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool empfiehlt Fresenius.