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Batteriezellen für die Elektromobilität: Europa-Offensive nimmt jetzt volle Fahrt auf und für Investoren ergeben sich Chancen

Teslas Gigafactory Birdview
Foto: Tesla

Der Bedarf für europäische Batteriezellenfabriken wird der Automobilbranche immer deutlicher bewusst. Bisher verlassen sie sich noch völlig auf Lieferanten aus Korea, Japan und China, aber das soll nicht ewig so bleiben.

Auf Ebene der Europäischen Union könnten jetzt die entscheidenden Impulse kommen, um die aktuellen Initiativen zum Erfolg zu führen. Für betreffende Unternehmen und interessierte Anleger ergeben sich daraus gute Chancen.

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Allgemeines Zögern gefährdet den Industriestandort Europa

Bisher zieren sich die großen Autohersteller, wenn es um Investitionen in eigene Herstellungskapazitäten geht. Daimler (WKN:710000) hat sowieso bereits schlechte Erfahrungen gemacht, BMW (WKN:519000) schließt es grundsätzlich aus und Volkswagen (WKN:766403) wirbt für starke europäische Bündnisse. Einig sind sich die drei Konzerne lediglich darin, dass man eigenes Know-how aufbauen müsse, um mit den Lieferanten auf Augenhöhe über Spezifikationen diskutieren zu können.

Genauso wie die Hersteller scheuen auch europäische Zulieferer vor den hohen Investitionen zurück. Zu groß sei das Risiko, dass man preislich nicht mit den erfahreneren Asiaten mithalten könne. Wenn überhaupt, dann wolle man auf einen technischen Durchbruch warten. Sowohl Bosch als auch Continental (WKN:543900) schielen dabei auf die sogenannte Festkörper-Batteriezelle, welcher eine erhebliche Leistungssteigerung zugetraut wird.

Die deutsche Initiative TerraE versammelt zwar das Know-how von rund zwei Dutzend Branchenteilnehmern entlang der Wertschöpfungskette, wirkt aber insgesamt trotz der Teilnahme von Siemens (WKN:723610) eher noch etwas schwach auf der Brust. Etwas kräftigere Rückendeckung hat nach meinem Eindruck das ambitioniertere schwedische Projekt Northvolt, das bereits konkrete Partnerschaften mit ABB (WKN:919730), Vestas (WKN:913769) und der VW-Tochter Scania verkündet hat.

Einige der führenden asiatischen Zellhersteller haben hingegen bereits weitergehende Schritte eingeleitet, um den europäischen Markt transportkostenschonend etwa von Polen und Ungarn aus bedienen zu können. Trotzdem werden wohl schon in naher Zukunft weitere Kapazitäten gebraucht, wenn VW und andere ab etwa 2020 mit ihren Elektrooffensiven richtig loslegen.

Ein erhöhter Einsatz ist notwendig

Klar ist auch, dass ein großer Teil der Wertschöpfung in der Fahrzeugherstellung nach Fernost wandert, wenn Europa keine eigenen Batteriezellen hat. Obwohl sich dessen alle bewusst sind, fehlt bisher jemand mit ausreichend tiefen Taschen, um den Asiaten Paroli bieten zu können. Die französische Total (WKN:850727) mit ihrer Tochter Saft wäre ein Kandidat, aber bisher konzentriert man sich dort auf Spezialanwendungen mit besonders hohen Anforderungen sowie Nutzfahrzeuge.

Es braucht also offenbar einen zusätzlichen Schub aus öffentlichen Töpfen, um der Industrie mehr Selbstvertrauen zu geben. Denn auch Northvolt und TerraE müssen erst einmal noch Geldgeber davon überzeugen, dass ihre Technologieposition stark genug sein wird, um wettbewerbsfähig zu sein. Sonst werden die großen Pläne niemals realisiert.

Da passt es gut, dass die Europäische Kommission die Dringlichkeit erkannt hat und seit Oktober 2017 mehr Druck macht, um die kontinentale Kompetenz zu konzentrieren. Bereits im Januar wurde bekannt, dass das EU-Batterieforschungsprogramm für 2019/2020 um stattliche 100 Mio. Euro aufgestockt wird.

Das Ziel ist, bis etwa 2025 rund 10 Gigafactories zu haben und auch Exportmärkte bedienen zu können. Dafür wurde auch die mächtige eigene Förderbank EIB eingeschaltet, welche nun in einem ersten Schritt günstiges Kapital für die Northvolt-Pilotlinie zur Verfügung stellt. Bestimmt werden auch die anderen Initiativen schon bald Forschungs- und Investitionsmittel erhalten.

Was für Investoren dabei herausspringt

Ich rechne nun fest damit, dass das Zögern mehr und mehr dem Tatendrang weichen wird. Durch die aktive Bildung von internationalen Konsortien, die günstigen Kredite und die Bezuschussung der Forschung kann das Risiko aller Beteiligten effektiv gesenkt werden. Weder Conti und Bosch, noch VW oder Daimler werden sich die EU-Förderung entgehen lassen, zumal ja tatsächlich mittelfristig ein riesiges Geschäft lockt.

Trotzdem wird das kein Selbstläufer. Zum einen muss die Batterienachfrage wie erwartet über die kommenden Jahre stark anziehen und zum anderen gibt es mit der strukturell vergleichbaren Solarindustrie ein warnendes Beispiel. Dort schien die europäische Forschung lange Zeit überlegen und die Automatisierungstechnik sowieso. Trotzdem gelang es den Chinesen irgendwann technisch aufzuholen und Größenvorteile auszuspielen, sodass selbst der Heimvorteil der europäischen Hersteller letztlich nicht mehr ausreichte, um gegenhalten zu können.

Gerade die Bosch-Gruppe hatte sich mit ihrem Photovoltaik-Engagement ordentlich die Finger verbrannt und wird diesmal noch viel genauer Chancen und Risiken abwägen. Seit sie 2012 aus einem eher konventionell ausgerichteten Joint Venture mit Samsung SDI (WKN:923086) ausgestiegen war, konzentriert sie sich mit japanischen Partnern auf die Entwicklung von Zellen der nächsten Generation. Diese sollen im Laufe des kommenden Jahrzehnts serienreif werden.

Damit schon vorher etwas passiert, finde ich gut, dass Politik und Wirtschaft nun in Europa Hand in Hand gehen, um diese weltweit rasant an Bedeutung gewinnende Industrie aufzubauen. Schließlich geht es nicht nur um die Zellhersteller selbst, sondern auch um einen ganzen Rattenschwanz an Zulieferern, vom Maschinen- und Anlagenbau über Rohstoffe, Materialwissenschaft und Chemie bis hin zu Logistik und Recycling.

Auf jeder Wertschöpfungsstufe wird es europäische Unternehmen geben, die gegebenenfalls von der aktuellen Batterieoffensive profitieren werden. Wer an diesem Thema dranbleibt, könnte deshalb auf ausgezeichnete Investitionsgelegenheiten stoßen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.



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