Deutsche Bank-Stratege rät jetzt wegen Volatilität von Investments ab: Zu Unrecht
Alle sind ganz aufgeregt: Der Dow Jones Index ist um gut 3.000 Punkte abgestürzt und der DAX ist wie immer hinterhergehechtet. Das ist man nicht mehr gewohnt und die Verunsicherung bei Profis wie Anfängern ist vielerorts groß. Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank (WKN:514000) für Privat- und Firmenkunden, Ulrich Stephan, rät Kunden dazu, abzuwarten und Risiken zu reduzieren. Die Begründung dafür ist kurios.
Die Details
Laut Ulrich Stephan befinden wir uns in einer Korrekturphase, allerdings weiterhin innerhalb eines übergeordneten Bullenmarkts. Schließlich sei die Konjunktur robust, was die Unternehmensgewinne weiter treiben sollte, auch wenn auf der anderen Seite gerade deshalb vor allem in den USA mit zusätzlichen Zinserhöhungen zu rechnen sei.
Insgesamt erwartet er schon zum Jahresende neue Rekordstände bei DAX, S&P 500 und Co. Trotzdem rät er zur Zurückhaltung bei neuen Investments und zur Risikoreduktion. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber auf mich wirkt das widersprüchlich.
Die Logik
Das Hauptargument von Herrn Stephan ist, dass die Schwankungsbreite jetzt erhöht sei, also die Volatilität. Tatsächlich ist der entsprechende Index, der VDAX, in den letzten Tagen krass nach oben geschossen, von bedenkenlosen 12 auf zwischenzeitlich 29. Hebel- und Absicherungsinstrumente wie Optionen und Optionsscheine werden dadurch erheblich teurer.
Die Markterwartung ist also, dass Aktien statt mit Trippelschritten nach oben nun eher Achterbahn fahren werden. Der Deutsche Bank-Stratege folgert daraus, dass es in diesem Prozess auch Übertreibungen nach unten geben wird. Aber ist das zwingend so?
Was ich daraus mache
Ich denke, dass die Kurse statt kopflos abzutauchen genauso auch wieder jubelnd verlorenes Terrain gutmachen können. Von dort wieder ein Stück zurück und dann wieder zwei Schritte vor. Welchen Pfad die Aktienmärkte auf kurze Sicht nehmen, kann niemand sagen, denn dort regiert vor allem der Zufall. Erst über die längere Frist lassen sich fundiertere Aussagen treffen.
Volatilität ist deshalb für meine Aktienanlagen ziemlich irrelevant. Vielmehr schaue ich mir jetzt meine Watchlist besonders genau an, um herauszufinden, wo die Chancen auf Sicht von einigen Jahren besonders gut stehen. Fundamental hat sich ja seit letztem Monat nichts geändert, weshalb die Unternehmensbewertung heute in etwa zum gleichen Ergebnis kommen sollte — nur, dass viele Aktien nun wesentlich günstiger zu haben sind. Die Lufthansa (WKN:823212) hat seit Jahresanfang 8 % abgegeben, die RWE (WKN:703712) 9 % und die Deutsche Bank sogar 14 % (Stand 06.02.).
Deshalb stimme ich zwar beim Punkt Risikoreduzierung mit Herrn Stephan überein. Aber wenn es darum geht, auf einen zusätzlichen Abverkauf zu warten, der vielleicht nie kommt, dann sehe ich das anders. Wenn wir ein Unternehmen als überdurchschnittlich stark einschätzen und die Bewertung jetzt günstig wirkt, dann sehe ich keinen Grund, diese Investitionsgelegenheit nicht wahrzunehmen.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.