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Bei der Gigafactory-Initiative TerraE sind Not und Hoffnung eng beieinander

lasergeschweißte Batteriezellen Manz
Bildquelle: Manz AG

Auf den ersten Blick ist gerade richtig viel positive Dynamik in der deutsche Gigafactory-Initiative TerraE. Im so genannten „Fab4Lib Project“ sollen jetzt alle wesentlichen Fragen geklärt werden, um im Anschluss eine beliebig skalierbare und leistungsfähige Serienfertigung von verschiedenen Lithium-Ionen-Batteriezellen aufzubauen.

19 Partner aus Industrie und Forschung haben sich dafür zusammengefunden. Auffällig dabei ist allerdings, wie angeschlagen die Finanzkraft vielfach ist. Deshalb habe ich mir die Frage gestellt, ob Zweifel am Erfolg des Projekts angebracht sind.

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Was jetzt erforscht wird

Mit Fab4Lib, also der Fab für die Lithium-Batterie, soll ein Produktionsmodul mit 6 Gigawattstunden Kapazität entwickelt werden, wobei der aus dem Halbleiterbereich bekannte Begriff „Fab“ für die geplante Auftragsfertigung steht. Diverse Batteriehersteller werden also demzufolge ihren Zellbedarf von TerraE beziehen können.

Um mit der führenden asiatischen Konkurrenz preisleistungsmäßig mithalten zu können, muss alles perfekt durchdesignt sein. Deshalb wird nun in Arbeitsgruppen an Themen wie dem optimalen Zellendesign, hochautomatisierten Produktionsverfahren, der Materialauswahl sowie auch Recyclingstrategien geforscht (mehr zur Rollenverteilung hier).

Dass der Bund das ganze großzügig bezuschusst, ist sicherlich hilfreich. Trotzdem wird die Rückendeckung von starken Partnern aus der Industrie benötigt, wenn das nicht als Rohrkrepierer enden soll. Auch Bosch ist unsicher, ob deutsche Batteriezellen profitabel gefertigt werden können. Lass uns die Lage bei TerraE also mal genauer anschauen.

Die Finanzkraft der Teilnehmer

Wo man sich keinerlei Sorgen machen muss, ist bei Siemens (WKN:723610), die allerdings dem Anschein nach hier keine Führungsrolle einnimmt. Die Materialtechniker von Umicore (WKN:A0ND40) und die Endnutzer der Deutsche Post (WKN:555200)-Tochter StreetScooter sind ebenfalls gut aufgestellt. Daneben wirken die Düsseldorfer Heitkamp & Thumann Group, welche bereits die Gigafactory von Tesla (WKN:A1CX3T) über ein Joint Venture mit Batteriekomponenten wie Hülsen und Kappen beliefert, sowie der große Produzent von kundenspezifischen Akkupacks, BMZ, sehr solide.

Schon in der zweiten Reihe sind die Teilnehmer aber etwas schwächer auf der Brust. Die SGL Group (WKN:723530) und thyssenkrupp (WKN:750000) haben beide tiefgreifende Restrukturierungsphasen hinter sich und sind gerade dabei, sich aufzurappeln. Ihre Bilanzen lechzen noch nach Eigenkapitalaufbau. Sollte die aktuelle Hochkonjunktur brechen, droht beiden ein Rückfall in die Krise.

Des Weiteren haben wir es mit Spezialisten wie Manz (WKN:A0JQ5U) zu tun. Der Spezialmaschinenbauer steht mit seinen Fertigungsanlagen im Zentrum des Projekts, hat allerdings seinerseits schwierige Zeiten hinter sich. Bis die Solartechnologie nach China verkauft werden konnte, drohte sogar Insolvenz. Auch die private M+W Group musste sich strecken. Über die letzten Jahre haben die Reinraumexperten und Anlagenbauer mehrfach herbe Verluste eingefahren, in dessen Folge Geschäftsbereiche aufgegeben werden mussten und ein neues Management eingesetzt wurde.

Auch der schweizerische Hersteller von Spezialbatterien Leclanché (WKN:A1CUUB) ist notorisch ertragsschwach und hat zuletzt erneut negatives Eigenkapital ausgewiesen. Im ersten Halbjahr 2017 fiel wieder ein tiefrotes Betriebsergebnis an. Das Management gibt sich zuversichtlich, was die Zukunftsaussichten angeht, aber sollten die Geldgeber des Unternehmens die Reißleine ziehen, dann ist dort Schluss.

Noch schwieriger ist die Situation bei Litarion, der früheren Evonik Industries (WKN:EVNK01)-Tochter, welche unter das Dach der kanadischen Electrovaya (WKN:631863) schlüpfte. Sie musste Anfang des Jahres Insolvenz anmelden und das Team am Standort Kamenz hofft jetzt auf einen finanzkräftigen Käufer. Das sorgt zumindest für Verzögerungen und falls niemand einspringt, wird Fab4Lib Know-how in den Bereichen Elektroden und Separatoren fehlen. Daneben ist mit Custom Cells Itzehoe noch ein innovatives Start-up involviert, das sowieso auf Wachstumskapital angewiesen ist.

Zwischen Not und Hoffnung

Mehrere Unternehmen, die sich der TerraE-Initiative angeschlossen haben, machten in der jüngeren Vergangenheit existenzbedrohende Zeiten durch. Für sie stellen TerraE und die zugehörigen Forschungsprojekte eine echte Chance dar, um auf einen nachhaltig profitablen Wachstumspfad zu kommen.

Andersherum könnte TerraE Probleme bekommen, wenn nach Litarion noch weitere Pleitefälle auftreten und somit die Forschungsanstrengungen gestört würden. Um sich gegenüber asiatischen Wettbewerbern, die schon längst in die Massenfertigung eingestiegen sind, behaupten zu können, darf nicht allzu viel schiefgehen. Statt aufzuholen würde der Rückstand der hiesigen Industrie sonst eher noch größer. Aber vielleicht springt ja noch ein weiterer starker Spieler wie zum Beispiel die BASF (WKN:BASF11) mit ihrem aufstrebenden Batteriematerialgeschäft ein, um TerraE zum Erfolg zu führen.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Manz. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.



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