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Kryptowährungen, die Blockchain, Bitcoin, Ethereum und IOTA: Wo steckt eigentlich das Geschäftsmodell?

Bitcoin kaufen
Foto: Getty Images

Der Kurs von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum wird rein durch Angebot und Nachfrage getrieben, denn der Kurs ist nur eine digitale Zahl ohne wirtschaftliche Kennzahlen dahinter wie bei Unternehmen. Somit haben Kryptowährungen selbst kein solides Fundament wie Gewinne oder Bilanzen, wodurch sie viel gravierender als bei Aktien Spielball von Stimmungen sind. Wo lassen sich dennoch in dieser Kryptowelt Geschäftsmodelle absehen und wo ist die für Anleger wichtige Seriosität gegeben?

Kurze Begriffserklärungen

Kryptowährungen wie Bitcoin lassen sich vereinfacht als digitale Zahlungsmittel beschreiben, deren Wert allerdings unreguliert ist und damit stark schwankt. Die dahinter liegende Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen (Blöcke), die mit Hilfe von kryptographischen Verfahren dezentral miteinander verkettet sind. Die Blockchain ist also so etwas wie ein dezentrales digitales Kassenbuch.

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Worüber in diesem digitalen Kassenbuch Buch geführt wird, ist für die Blockchain-Technologie unerheblich. Es können zum Beispiel Werte einer Währung wie Bitcoin, Immobiliengrundbücher, Wahlergebnisse oder Versicherungsverträge sein. Entscheidend ist, dass spätere Transaktionen auf früheren Transaktionen aufbauen und diese als richtig bestätigen, indem sie die Kenntnis der früheren Transaktionen beweisen.

Damit wird es unmöglich gemacht, Existenz oder Inhalt der früheren Transaktionen zu manipulieren oder zu löschen, ohne gleichzeitig alle späteren Transaktionen ebenfalls zu zerstören, die die früheren bestätigt haben. Andere Teilnehmer der dezentralen Buchführung, die noch Kenntnis der späteren Transaktionen haben, würden eine manipulierte Kopie der Blockchain ganz einfach daran erkennen, dass sie viel kürzer ist als die eigene oder Inkonsistenzen in den Beweisen aufweist.

Ist daran schon ein Geschäftsmodell zu erkennen? Allgemein beschreibt ein Geschäftsmodell die logische Funktionsweise eines Unternehmens und insbesondere die spezifische Art und Weise, mit der es Gewinne erwirtschaftet. Das ist bei Kryptowährungen an sich definitiv nicht der Fall. Sie sind eher Spekulationsobjekt oder bestenfalls Anlageform.

Ein Nachruf an die Blockchain

Die Blockchain an sich ist genial, indem sie ein Kassenbuch dezentral digitalisiert und damit z. B. Banken überflüssig macht. Es gibt aber drei wesentliche Nachteile, die eine massentaugliche Anwendung in Frage stellen:

  1. Skalierbarkeit
  2. Kosten
  3. Hoher Ressourcenverbrauch

Zur Skalierbarkeit muss man wissen, dass mit Bitcoin derzeit nur 6–7 Transaktionen pro Sekunde möglich sind, was für kommerzielle Zwecke viel zu wenig ist. Zudem kostet jede Transaktion Geld für das Bitcoin-Mining, bei dem Rechenleistung zur Transaktionsverarbeitung, Absicherung und Synchronisierung aller Nutzer im Netzwerk zur Verfügung gestellt wird.

Dieses Mining verbraucht zudem sehr viel an Ressourcen in Form von Hardware, aber auch Strom. Heute schon ist das Bitcoin-Mining für ca. 0,13 % des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich und liegt damit höher als der jährliche Stromverbrauch Irlands.

Zum Schmunzeln: das dem Pokémon GO ähnlichen Spiel CryptoKitties basiert auf der Ethereum-Blockchain und verbraucht fast 12 % des Ethereum-Netzwerk-Traffics. Diese Art Blockchain ist also eher Spielerei als massentauglich und bestenfalls für Anwendungen mit wenigen Transaktionen geeignet.

Deshalb mein Nachruf an die Blockchain: „Gerade geboren, um schon wieder zu sterben“. Warum ich so unsensibel bei diesem Ausspruch bin? Weil es Alternativen gibt, die die zuvor genannten Probleme der Blockchain bereits heute gelöst haben.

IOTA ist die Weiterentwicklung der Blockchain

Bei IOTA gibt es keine Blöcke und keine Kette mehr, sondern den sogenannten Tangle. Statt einer Kette von Blöcken handelt es sich hier um parallele Stränge in einem netzartigen Gewirr. Eine Transaktion ist durchgeführt, wenn sie von mehreren Teilnehmern und eben nicht von Minern bestätigt wird.

Es bedarf nur dreier Schritte: Es werden von mir mindestens zwei andere Transaktionen im Hintergrund durch die Software bestätigt. Diese beiden Transaktionen müssen wieder im Hintergrund verifiziert und damit auf Korrektheit geprüft werden. Die Authentifizierung findet über die Berechnung einer Nonce (Number Used Once) statt, die damit einen Spamschutz garantiert.

Das Entscheidende: die Skalierbarkeit nimmt mit der Anzahl an Transaktionen noch zu, es entstehen keine Mining-Kosten und das Ganze ist ressourcenschonend.

Die zugehörige IOTA Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung, die zum Ziel hat, den Zahlungsverkehr im Internet der Dinge (engl. Internet of Things, IoT) zu ermöglichen. Im IoT werden ständig Informationen ausgetauscht. Maschinen kommunizieren mit Maschinen, Sensoren produzieren Daten, die wieder von anderen Geräten genutzt werden.

So sollen beispielsweise Kühlschränke eigenständig einkaufen oder selbstfahrende Autos entscheiden, wann sie tanken müssen und dann natürlich auch noch selbst bezahlen. Im Internet der Dinge handeln Maschinen mit Maschinen.

Ein Ziel von IOTA ist es auch, dass in Zukunft der Nutzer selbst seine Daten zum Verkauf anbieten kann, wie es heute schon Facebook (WKN:A1JWVX) sowie Google von Alphabet (WKN:A14Y6F) mit unseren persönlichen Informationen praktizieren.

Hierzu hat IOTA unter der Internetadresse https://datum.iota.org/ einen Marktplatz für Sensordaten von IoT-Geräten eingerichtet, auf dem Informationen mit Hilfe von digitalen Geldbörsen (Wallets) gekauft und auch verkauft werden können. Auf dem Marktplatz lassen sich also Daten, die Sensoren produzieren, mit IOTA-Token kaufen. Damit sollen Daten frei verfügbar werden, um optimal genutzt werden zu können.

Heutzutage werden solche über IoT-Endgeräte gesammelten Informationen kaum registriert, obwohl sie ein riesiges Marktpotenzial für die Zukunft haben. Alle Transaktionen basieren dabei auf dem IOTA-Protokoll, das das Rückgrat für IoT-Daten werden soll.

IOTA ist damit die weltweit erste Kryptostiftung. IOTAs Erfolg jedoch hängt davon ab, dass viele große Unternehmen wie kürzlich Bosch ernsthaft einsteigen. Ein Anreiz dafür: IOTA ist gratis und Open Source.

Beispiele für angewandte Blockchain-Technologie

IBM (WKN:851399) hat eine Lösung für Bosch entwickelt, die gefälschte Autoteile erkennen soll. Hierfür müssen die Mitarbeiter den individuellen Produktcode eines Bosch-Autoteils an jeder Station der Lieferkette scannen. Die Information, wann an welcher Station ein Autoteil gescannt wurde, wird in der Blockchain gespeichert. Wenn also ein Mechaniker in einer deutschen Werkstatt ein Teil vor dem Einbauen ins Auto scannt und feststellt, dass es eigentlich auf einem Schiff Richtung Grönland sein müsste, weiß er, dass er wahrscheinlich eine Fälschung in der Hand hält.

Ein anderes großes Thema sind sogenannte Smart Contracts, die automatisch bestimmte Handlungen auslösen können, wenn auf einer Blockchain eine bestimmte Information eingegangen ist. Das Prinzip dahinter ist eine simple Wenn-Dann-Funktion. Der Energieanbieter RWE (WKN:707312) nutzt zum Beispiel künftig die Smart-Contract-Plattform Ethereum, um die Zahlung an Stromtankstellen zu erleichtern. Statt umständlicher Zahlungssysteme, vandalismusgefährdeter Geld- und Kartenschlitze und der langsamen Abwicklung, die traditionelle Banken und Kreditkarten charakterisiert, zahlen Elektroauto-Fahrer per Blockchain.

In den USA finden mancherorts bereits Trauungen per Blockchain statt: Beide Ehepartner müssen sich nicht einmal mehr am gleichen Ort befinden und scannen stattdessen einen QR-Code. Der Ehevertrag wird durch eine Blockchain-Datenbank juristisch festgehalten.

Es gibt noch weitere sinnvolle Anwendungen bei Auktionen, Wahlen, manipulierten Tachoständen bei Autos, Rezeptbetrug etc., wo die Blockchain als fälschungssicherer Nachweis fungieren kann.

Fazit

IOTA ist meines Erachtens die interessanteste aller Kryptowährungen und könnte sich tatsächlich zum Standard im IoT und danach in vielen anderen Bereichen durchsetzen, da sie skalierbar und kostenlos ist. Die gleichnamige Kryptostiftung ist ebenfalls gratis und Open Source, so dass auf IOTA basierende Entwicklungen für viele Unternehmen von großem Interesse sein dürften.

Seriöses Geld werden vor allem die Entwickler der auf IOTA basierenden Anwendungen wie z. B. Bosch verdienen. Den anderen Kryptowährungen traue ich nicht viel zu, und auch dem Ethereum-Netzwerk wird vermutlich noch der eiskalte Gegenwind von IOTA ins Gesicht schlagen.

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Stefan Graupner ist in IOTA investiert. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien) und Facebook.



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