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TerraE: Aufbau einer Batteriezellproduktion in Deutschland nimmt Fahrt auf – Die Rolle von Siemens, Manz und thyssenkrupp

lasergeschweißte Batteriezellen Manz
Bildquelle: Manz AG

Es wird langsam ernst, die deutsche Industrie will eine Batteriezellproduktion für die lokalen Autohersteller hochziehen. In zwei Jahren soll es losgehen. Zuvor werden alle Komponenten und ihr Zusammenspiel in einem öffentlich geförderten Forschungsprojekt ausgiebig getestet. Dazu hat sich ein illustres Feld bestehend aus wissenschaftlichen Instituten, Technologiekonzernen und Spezialisten zusammengefunden.

Angeblich ergänzen sich alle Teilnehmer in ihren Kompetenzen. Aber ich habe mich gefragt, worin diese Kompetenzen eigentlich bestehen, um abschätzen zu können, wer letztlich am meisten von dem milliardenschweren Projekt profitieren könnte.

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TerraE Holding

Die GmbH fungiert als eine Art Sekretariat und Speerspitze für die Initiative. Sie wird von Holger Gritzka geleitet, dessen Karriere über Batterie-relevante Stationen bei Daimler (WKN:710000), Bosch und thyssenkrupp führte. Eine wichtige Rolle nimmt auch Ulrich Ehmes ein, der frühere Chef des traditionsreichen Schweizer Batterieherstellers Leclanché (WKN:A1CUUB). Er wird das aktuelle Forschungsprojekt (Fab4Lib) leiten, das von Anfang 2018 bis Mitte 2019 laufen wird.

Parallel zur Koordination der technischen Entwicklung läuft auch bereits die Standortsuche. Sobald alles bereit ist, wird TerraE die nächsten Schritte in die Wege leiten, also insbesondere das Einsammeln von Kapital für die erste Ausbaustufe der zukünftigen Großserienproduktion in eigenen Fabriken.

Die Forschungsinstitute

Wissenschaftliche Begleitung bieten gleich vier Einrichtungen, darunter die intensiv für die Fahrzeugindustrie forschende RWTH Aachen, das ursprünglich auf Photovoltaik und Brennstoffzellen fokussierte Stuttgarter ZSW und das Batterieforschungszentrum der Universität Münster.

Sie bringen unter anderem Teststände, Simulationen, Materialanalysen und interdisziplinäres Know-how ein, um Zwischenergebnisse abzusichern und der Weiterentwicklung Richtung zu geben.

Hinzu kommt das private Freiburger Öko-Institut, das sich zuletzt mit umweltrelevanten Fragen von alternativen Speichersystemen für private Solaranlagen beschäftigt hat.

Die Technologiekonzerne

Besonders neugierig war ich, was wohl Siemens (WKN:723610) und thyssenkrupp (WKN:750000) hier zu suchen haben. Beide sind, wenn überhaupt, eher für ihre stationären Großenergiespeicher bekannt. Aber darum geht es hier wohl höchstens am Rande, sondern vielmehr um die Engineering-Kompetenz.

Auf diesem Feld unterstützt Siemens zum Beispiel Hersteller von hochspezialisierten Produktionsmaschinen bezüglich der Antriebs- und Automatisierungstechnik sowie dem Energiemanagement. thyssenkrupp sorgt eine Ebene höher für die Integration der vielfältigen Komponenten einer Fertigungslinie, wobei für die Detail-Planung und Simulation wiederum Siemens-Software genutzt wird.

Hierbei kommt es aber meinem Eindruck nach zu Kompetenzüberschneidungen mit der ebenfalls beteiligten M+W Group, welche komplette Fabriken samt Reinraumtechnik entwirft und bereits seit 2014 mit Siemens im Bereich der Prozesskontrolle kooperiert.

Klarer ist die Rolle der Materialtechniker Umicore (WKN:A0ND40), SGL Carbon (WKN:723530) sowie des assoziierten Partners Solvay (WKN:856200) mit seinem Fluor-Technikum in Bad Wimpfen. Sie bringen ihr Know-how rund um optimierte Werkstoffe für die wesentlichen Batteriekomponenten wie Anode, Kathode, Elektrolyt und Separator ein.

BASF (WKN:BASF11), die für ihr schnell wachsendes Batteriematerialgeschäft sehr ambitionierte Pläne hat, gehört Berichten zufolge auch zum Umfeld von TerraE, aber beim nun startenden Forschungsprojekt ist sie erst mal außen vor. Der belgische Rivale Umicore, der in Deutschland eine starke Präsenz hat und als führend bei fortgeschrittenen Recyclingmethoden gilt, hat sich vorgedrängt.

Es kann aber auch sein, dass der Ludwigshafener Chemieriese einfach andere Prioritäten hat. Schließlich gilt es, bei den nun schnell aus dem Boden gestampften Gigafactories in Asien dabei zu sein. Das sich eher gemächlich entwickelnde TerraE-Projekt ist dagegen zunächst eine kleine Nummer.

Die Spezialisten

Zuletzt gibt es noch eine bunte Gruppe von meist mittelständischen Unternehmen, welche ihre jeweils ganz spezifische Expertise einbringen. BMZ Batterien-Montage-Zentrum, einer der europäischen Hauptkonkurrenten von Voltabox (WKN:A2E4LE), weiß, wie man aus Batteriezellen leistungsstarke Batteriepacks macht. Ähnlich sieht es bei Custom Cells Itzehoe aus, an der bis vor Kurzem der Hightech-Gründerfonds beteiligt war. Das Start-up entwickelt Batterien mit extrem auf die Anwendung hin optimierten Eigenschaften und wird wohl schauen, dass TerraE möglichst flexibel aufgestellt bleibt, was Formate und Zellchemie angeht.

Litarion gehört heute zum kanadischen Lithium-Batterien-Hersteller Electrovaya (WKN:631863), der im Laufe dieses Jahres erneut zum Pennystock degradiert wurde. Nichtsdestotrotz ist die in Kamenz hergestellte Elektroden- und Separator-Technik, welche auf Forschung von Evonik Industries (WKN:EVNK01) zurückgeht, sicherlich ein starkes Asset am Anfang der Wertschöpfungskette. Am anderen Ende spielt die Deutsche Post (WKN:555200)-Tochter StreetScooter mit, welche vermutlich die ersten Autobatterie-Chargen der TerraE-Fertigung für ihre Lieferwagen abnehmen wird.

Was jetzt noch fehlt, sind die Maschinen, welche in Hochgeschwindigkeit aus den einzelnen Komponenten die Batteriezellen formen. Dafür ist primär Manz (WKN:A0JQ5U) verantwortlich. Diese arbeitet bereits mit den großen koreanischen Batterieherstellern zusammen und wird wohl auch bei TerraE eine zentrale Rolle spielen. Die sichere Handhabung der Eingangsstoffe muss genauso beherrscht werden wie die nahtlose Integrierbarkeit in die gesamte Fertigungslinie.

Ein starkes Team

Unter dem Dach von TerraE haben sich einige der forschungsstärksten und innovativsten Unternehmen mit Präsenz in Deutschland zusammengefunden, welche es mit der scheinbar übermächtigen asiatischen Batteriekonkurrenz aufnehmen sollen. Das flexible Konzept, das verschiedene Zelltypen abdecken wird, hat vor allem dank des Heimvorteils und des schrittweisen Ausbaus durchaus gute Erfolgschancen. Jedenfalls dürfte die Motivation groß sein, denn für viele Teilnehmer stellt es ein Leuchtturmprojekt dar. Wenn es funktioniert, wird die eingesetzte Technik auch bald in Übersee verstärkt nachgefragt werden.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Manz. The Motley Fool empfiehlt Daimler.



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