Wird Intels Vormachtstellung von Qualcomm und AMD bedroht?
Intel (WKN:855681) hat den Markt für Serverchips buchstäblich inne. Über 99% der Rechenzentren betreiben Computer, die mit Chipzilla-Silizium betrieben werden. Das stellt was eine riesige Hürde für jeden potenziellen Konkurrenten dar. Aber das hat andere Chiphersteller nicht davon abgehalten, sich an Serverchips zu versuchen, in der Hoffnung, dass sie einen Markt, der bis 2020 voraussichtlich um 5 % jährlich wachsen und dabei einen prognostizierten Umsatz von 20 Milliarden Dollar erzielen wird, ein bisschen aufmischen können.
Zu Beginn dieses Jahres hat Advanced Micro Devices (WKN:863186) für Furore gesorgt, als es behauptete, dass seine EPYC-Serverchips dank überlegener Spezifikationen die Intel-Angebote übertreffen können. Qualcomm (WKN:883121) ist das jüngste Unternehmen, das sich dem Zug anschließt und behauptet, dass seine Server-Prozessoren der Centriq-Reihe besser als Intel zu einem weitaus niedrigeren Preis sein können. Also: sollte Intel anfangen, sich Sorgen zu machen? Nehmen wir das alles doch mal unter die Lupe.
Qualcomm will den Markt aufmischen
Der Centriq-Serverchip von Qualcomm basiert auf der ARM-Plattform und wird unter Verwendung des 10nm-Fertigungsprozesses von Samsung hergestellt. Qualcomm behauptet, dass die Centriq 2400-Prozessorfamilie die “erste hochleistungsfähige Arm-basierte Prozessorserie ist, die eine bahnbrechende Durchsatzleistung für Cloud-Workloads bietet, die in den heutigen Rechenzentren ausgeführt werden”, und sie wurde so konzipiert, dass sie “außergewöhnliche Leistung pro Watt und Leistung pro Dollar” liefert.
Das Wichtigste ist, dass Qualcomm über vier Jahre lang seine Server-Prozessorfamilie entwickelt hat, um die Gunst der Anbieter zu gewinnen. Die gute Nachricht ist, dass Qualcomms Expertise bei der Herstellung von Chips und Markenwerten dazu beigetragen hat, dass die neue Chip-Familie von Qualcomm auf den Weg gebracht werden konnte.
Dem Chiphersteller ist es gelungen, immerhin Alibaba, Alphabet, Hewlett-Packard Enterprise und Microsoft an Bord zu holen, um die Centriq-Prozessoren zu testen.
Da Qualcomm bereits mit der Auslieferung von Centriq begonnen hat, werden diese Chips nun von seinen Partnern getestet, um zu sehen, ob sie wirklich das Versprechen halten können. Es könnte ein Jahr dauern, bis man Einsätze im großen Stil zu sieht.
Qualcomm-Investoren haben jedoch gute Gründe, optimistisch über die Zukunft zu schauen, da die Centriq-Chips die Xeon-Server-Prozessoren von Intel in punkto Preisgestaltung massiv unterboten haben. Der teuerste Centriq 2460 Prozessor kostet 1.995 Dollar, während der teuerste Intel Xeon Platinum Prozessor bei knapp über 10.000 Dollar liegt.
Einer der Benchmark-Tests von Qualcomm zeigt, dass sein erstklassiger Centriq-Prozessor die Leistung des Intel Xeon Platinum in Bezug auf Single-Thread-Performance und einen weitaus geringeren Stromverbrauch (120 Watt gegenüber 205 Watt von Intel) erreichen kann. Dies könnte ein großer Vorteil für Qualcomm gegenüber Intel sein, da Server angeblich ganze 30 % des Stromverbrauchs eines Rechenzentrums ausmachen.
Darüber hinaus kann Centriq von Qualcomm auch bei Multi-Threading-Workloads die Intel-Prozessoren übertreffen. Das hat jedenfalls Cloudflare festgestellt. Wenn Centriq solche Leistungen im Alltag schafft, besteht kein Zweifel daran, dass sie eine starke Nachfrage von Rechenzentren erfahren werden.
Ein „hyper-scale“-Rechenzentrum benötigt mehr Rechenleistung pro Quadratmillimeter und einen geringen Stromverbrauch pro Watt, so dass Centriq ideal dafür erscheint. Laut TechNavio wird erwartet, dass der globale Markt für „hyper-scale“-Rechenzentren von 2016 bis 2021 jährlich um 11 % wachsen wird.
AMD treibt EPYC aggressiv voran
AMD hat mit seinen EPYC-Serverchips in den letzten Monaten für viel Aufsehen gesorgt. Nachdem AMD Anfang des Jahres behauptet hat, dass diese Chips besser als Intels Xeon Server-Chips seien, ist es AMD gelungen, einige namhafte Kunden zu gewinnen.
So haben beispielsweise die chinesischen Cloud-Giganten Tencent, JD.com und Baidu bereits EPYC-Chips in ihren Rechenzentren eingesetzt. Darüber hinaus gab AMD kürzlich die große Ankündigung bekannt, dass seine EPYC-Prozessoren dazu beigetragen haben, dass Hewlett-Packard Enterprise die Kosten auf einem seiner Server um bis zu 50 % senken konnte.
Mit diesem Einsatz liefert AMD seine EPYC-Prozessoren nun an zwei Server von HPE, was darauf hindeutet, dass das Servergeschäft des Chipherstellers tatsächlich Fahrt aufnimmt. Zusätzlich hat AMD eine kluge Strategie entwickelt, Intel bei der Preisgestaltung für seine gesamte Chipsatz-Palette zu unterbieten. Zum Beispiel ist der EPYC 7601 Prozessor mit einem Preis von 4.200 Dollar über 500 dollar billiger als ein Intel Xeon 8160 Chip.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Infrastrukturanbieter die EPYC-Serverchips von AMD in ihren Rechenzentren einsetzen. Dies klingt nach gar nicht guten Nachrichten für Intel, da sowohl AMD als auch Qualcomm versuchen, Intel bei der Preisgestaltung zu treffen und gleichzeitig versuchen, die Leistung der Chipzilla-Angebote zu erreichen.
Es ist noch zu früh, um zu sehen, wie viel Schaden Qualcomm und AMD Intel im Serverraum anrichten können. Aber Chipzilla-Investoren haben einen guten Grund, besorgt zu sein, da die Konkurrenz jetzt an Fahrt gewinnt und Intels Vorherrschaft zusetzen könnte.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet, Baidu und JD.com. The Motley Fool besitzt Aktien von Qualcomm.
Dieser Artikel von Harsh Chauhan erschien am 1.12.17 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.