Gazproms Pragmatismus: Umgehungsroute für Nord Stream 2
Neueste Zahlen zeigen, was eigentlich schon jeder weiß. Europa braucht dringend mehr Erdgas. Kürzlich war die Nachfrage anscheinend sogar so groß, dass die gesamte Kapazität der immensen Pipeline Nord Stream 1 alleine auf dem deutschen Markt landete.
Das heißt, die zweite Pipeline Nord Stream 2 ist dringend nötig, wenn man Europas Hunger nach Erdgas verlässlich und günstig stillen will. Trotzdem lässt man in der EU Gazprom (WKN:903276) nicht einfach walten. Damit ein neues Hindernis aber nicht zum Totalausfall führt, wird man bei Gazprom jetzt kreativ.
Die Steine sind unter Wasser, aber trotzdem im Weg
Das Verwirrende an der ganzen Situation ist, dass sowohl die EU als auch die Einzelstaaten die ganze Zeit eigene und wechselnde Meinungen und Initiativen bezüglich des Baus von Nord Stream 2 haben. Zu den EU-Staaten, die sich schon länger in den Weg stellen, gehört Dänemark.
Nord Stream 2 wird unter Wasser verlegt. Da die Pipeline nach aktuellen Plänen aber in der Ostsee Gebiete, die von Dänemark verwaltet werden, auf 139 Kilometern durchqueren wird, können die Dänen sich hier zumindest gegen diesen Streckenabschnitt stemmen. Da die dänische Regierung dem Projekt nicht positiv gestimmt ist, bereitet sie schon seit Monaten die gesetzlichen Rahmenbedingungen vor, um, wenn auch nur metaphorisch und unter Wasser, Steine in den Weg von Nord Stream 2 zu legen. Viel hängt davon ab, ob man die Pipeline in Dänemark als umweltschädlich einordnen kann.
Gazprom bleibt gelassen und bereitet sich auf den Ernstfall vor
Gazproms Management weiß, dass es den Regierungen einzelner Länder sein Projekt nicht einfach aufzwingen kann. Also geht man an die Sache mit viel Pragmatismus heran. Sergej Serdjukow, der technische Direktor der Nord Stream 2-Gesellschaft, teilte jetzt mit, dass man eine alternative Route für die Pipeline entwickelt hat, falls Dänemark den Bau in seinen eigenen Gewässern verbietet.
Die Idee bisher ist, Nord Stream 2 einfach parallel zu Nord Stream 1 verlaufen zu lassen, um Kosten zu sparen und die Komplexität zu verringern. Mit der alternativen Route könnte man laut Aussagen des Managements die Hoheitsgewässer Dänemarks gänzlich umgehen. Das wäre sicherlich mit einem Mehraufwand und höheren Kosten verbunden, aber da den bisher erwarteten 1.200 Kilometern gerade einmal weitere zehn Kilometer hinzugefügt werden würden, dürften sich die Veränderungen in Grenzen halten.
Wie man sieht, beweist Gazprom den gleichen Pragmatismus wie auch bisher. Ähnlich wie, als im Laufe des Jahres plötzlich die Finanzierung des Projekts durcheinander gewirbelt wurde und Gazprom sich spontan dazu entschied, einen größeren Anteil selbst zu übernehmen. Ganz so einfach lässt sich Nord Stream 2 also nicht aufhalten.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.