Nordex: Wissen die Leerverkäufer mehr?
Vor einigen Wochen wurde ich bei ADVA Optical (WKN:510300) überrascht. Obwohl deren Kurs schon gut nachgegeben hatte, blieben die Leerverkäufer dran. Offenbar wussten die ziemlich sicher, dass das Management noch eine weitere Hiobsbotschaft verkünden würde. Nun haben wir eine ähnliche Situation bei Nordex (WKN:A0D655), was für mich einige Fragen aufwirft.
Das war passiert
Ein großer Teil der Windkraftindustrie ist in den letzten Monaten verunsichert, weil sich verändernde Marktbedingungen das Umsatzwachstum und die Profitabilität belasten. Gerade mittelgroße Spieler wie Nordex sind davon besonders betroffen und müssen jetzt restrukturieren.
Diverse Leerverkäufer haben frühzeitig erkannt, dass in dieser Umbruchphase mit Kursverlusten zu rechnen ist. Wer vor dem Sommer auf den Zug aufgesprungen ist, der konnte bis heute einen Gewinn von rund einem Drittel verbuchen. So viel Profit mit dem Verkaufen fremder Aktien einzufahren könnte man als Volltreffer einstufen, denn unterm Strich tendieren diese ja eher nach oben.
Ich jedenfalls würde mich jetzt beeilen, die Wertpapiere wieder für rund 10 Euro einzusammeln, um die Gewinne zu sichern. Schließlich könnte der Kurs jederzeit wieder nach oben schießen, wenn Nordex — wie jetzt in Argentinien — endlich mal wieder größere Deals melden kann. Aber genau das machen diese Finanzmagier nicht.
Das fragwürdige Verhalten der Leerverkäufer
Im Gegenteil bauen einige von ihnen selbst jetzt noch eher ihre negativen Bestände auf. Marshall Wace beispielsweise hatte Mitte September noch 2,29 %, zum 28. desselben Monats waren es schon 2,50 %. Ähnlich sieht es bei JPMorgan Asset Management aus. Millennium International Management ist am 29.09. sogar erstmals über die meldepflichtige 0,5-Prozent-Schwelle gekommen.
Seltsam, oder? Ich meine, warum schießen die sich so stur auf diesen Windturbinenbauer ein, obwohl die öffentlich zugängliche Information nach meiner Einschätzung kaum Anlass dazu gibt? Klar muss Nordex ein paar Probleme bewältigen, aber andererseits sollte es nach der Anpassungsphase auch wieder aufwärts gehen. Die meisten „normalen“ Analysten erwarten, dass der Nettogewinn über die nächsten fünf Jahre auf mindestens 100 Mio. Euro gesteigert werden kann, was beim aktuellen Kursniveau (02.10.) einem attraktiven einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis entsprechen würde.
Verfügen die Leerverkäufer also über Insiderinformationen? Ausschließen kann man heutzutage nichts mehr, aber realistischer ist, dass sie sich als Gegenstück zu Nordex einen der beiden hochprofitablen Marktführer, nämlich Siemens Gamesa (WKN:A0B5Z8) oder Vestas (WKN:913769) in ihre Portfolios gelegt haben, weil sie glauben, dass diese bessere Aussichten haben — Geschmacksache.
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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf Nordex. The Motley Fool empfiehlt Nordex.