Macron will Bombardier ins Abseits stellen
Es ist ein Spiel, das sich schon längst abgezeichnet hat. Nachdem Siemens (WKN:723610) die Initiative ergriffen hatte, um eine Fusion mit der Schienenverkehrs-Sparte von Bombardier (WKN:866671) zu sondieren, drohte Alstom (WKN:A0F7BK), abgehängt zu werden. Jetzt versucht der französische Konkurrent, den Spieß umzudrehen und startet eine eigene Initiative, um eine bereits mehrfach gescheiterte Zusammenführung mit Siemens doch noch zum Erfolg zu führen.
Was passierte
Am Freitag hat Alstom bekannt gemacht, dass man mit Siemens über eine mögliche Kombination nach dem Schema von Siemens Gamesa verhandelt. Offenbar ist der Vorstoß mit der Politik abgesprochen, denn von Regierungsseite wurde fast gleichzeitig die Unterstützung für die Schaffung von deutsch-französischen Industrieprojekten signalisiert. Die Verhandlungen mit Bombardier wurden allerdings vom Siemens-Management nicht für gescheitert erklärt, sodass alles möglich scheint.
Ja, und?
Die Chinesen haben sich 2015 zum klaren Marktführer der Bahntechnik aufgeschwungen und jetzt müssen die drei früher dominanten Spieler schauen, wo sie bleiben. Gelingt es zwei von ihnen, einen neuen Giganten zu schmieden, dann steht der Dritte etwas blöd da.
Gerade die Franzosen lieben ihre Champions wie Sanofi, L’Oréal oder Danone. Auch das grenzüberschreitende Projekt Airbus (WKN:938914) wollen sie gerne für sich deklarieren. Zudem könnte der neue Präsident Emmanuel Macron einen wirtschaftspolitischen Coup gut gebrauchen, um seine noch wenig konsolidierte Machtposition abzustützen. Ein strahlender Schienen-Airbus mit ICE und TGV als Zugpferde, das hätte schon Glanz.
Was jetzt?
Die familiendominierte Bombardier gilt schon seit langem als schwieriger Verhandlungspartner. Obwohl Siemens ein attraktives Tauschgeschäft (rollendes Material gegen Signaltechnik) anbot, ziehen sich die Gespräche weiter hin. Von daher kommt es den Münchnern wohl nicht ungelegen, dass mit der französischen Initiative neuer Schwung hineinkommt.
Trotzdem bin ich etwas skeptisch. Die Signaltechnik ist ein hochkonsolidierter Markt. Alstom hatte zuletzt von General Electric (WKN:851144) die entsprechende Sparte übernommen. Da machen die Kartellbehörden wohl nur unter großen Auflagen mit. Außerdem dürften die Überlappungen mit den Kanadiern etwas geringer sein, sowohl was die Technik angeht, als auch die regionale Aufstellung.
Jedenfalls befindet sich Siemens in der glücklichen Lage, unter mehreren Optionen auswählen zu können. Gegebenenfalls könnten ja sogar noch asiatische Unternehmen aus der zweiten Reihe ins Spiel gebracht werden. Bombardier hingegen scheint sich als der große Verlierer zu entpuppen, denn die Zeit arbeitet gegen den strauchelnden Konzern.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.