Unter Strom: Renault-Nissan könnte VW noch weiter abhängen
Die Allianz von Renault (WKN:893113) und Nissan (WKN:853686) wurde im Juli zum weltgrößten PKW-Hersteller erkoren und gilt unter den Massenherstellern als ein Vorreiter der Elektromobilität. Aber nicht nur deshalb stehen die Aussichten nicht so schlecht, dass sich die Franko-Japaner an der Spitze vor Volkswagen (WKN:766403) und Toyota (WKN:853510) halten können.
Die Allianz trägt immer mehr Früchte
Vor allem durch den gemeinsamen Einkauf und gemeinsam genutzte Innovationen sparen Renault und Nissan jährlich Milliarden von Euro. Da nun auch Mitsubishi auf die standardisierte Fahrzeugplattform gezogen werden soll, dürften die erzielbaren Synergien zukünftig noch steigen.
Dieses Spiel beherrscht natürlich auch das Markenimperium von Volkswagen, wo beispielsweise ähnliche Modelle bei SEAT, Škoda und VW gebaut werden. Aber die Wolfsburger sind ziemlich zentralistisch organisiert, während Renault-Nissan zwei etwa gleich starke Pole hat, die sicherlich etwas unabhängiger agieren können, insbesondere seit der Übervater der Allianz, Carlos Ghosn, sich dieses Jahr teilweise zurückgezogen hat.
Das hat den Vorteil, dass sich völlig unterschiedliche Ansätze und Konzepte am Markt bewähren können. Im Erfolgsfall werden sie auf die anderen Marken übertragen. So basiert beispielsweise der neue Renault Koleos auf dem international erfolgreichen Nissan X-Trail, während das beliebte Dacia-Modell Duster seit einigen Jahren auch in Südamerika produziert und unter der Marke Renault angeboten wird.
Für die Zukunft würde ich folglich erwarten, dass Renault auch Anstrengungen unternehmen wird, um mit Hilfe von Nissans Luxusmarke Infiniti endlich in der Oberklasse Erfolg zu haben. An diesem Vorhaben sind die Franzosen über die letzten Jahrzehnte regelmäßig gescheitert, weil die deutsche und englische Konkurrenz ihr Revier unbarmherzig verteidigt.
Aber in den USA belegt Infiniti regelmäßig Plätze im vorderen Mittelfeld verschiedener Premium-Kategorien. Wenn Renault da noch ein bisschen Feinschliff und französisches Verständnis für Luxus einbringt, dann sehe ich durchaus Potenzial.
Bei Elektrofahrzeugen verteidigt die Allianz souverän die Pole-Position
Unter den elektrisch angetriebenen Serienmodellen der ersten Generation hat die Allianz einige der meistverkauften Modelle auf den Markt gebracht, darunter den europäischen Spitzenreiter Renault ZOE, den weltweit führenden Nissan Leaf und den preisgekrönten Mitsubishi i-MiEV. Der Nachfolger des Leaf wurde gerade enthüllt und von der Fachpresse vielfach freudig begrüßt. Am verbesserten i-MiEV arbeiten Nissan und Mitsubishi bereits gemeinsam. Schon nächstes Jahr soll er erhältlich sein.
Zusammen haben die Marken bereits eine halbe Million rein batteriebetriebene Fahrzeuge abgesetzt und hängen damit Tesla (WKN:A1CX3T) und BMW (WKN:519000) ab. Dabei geht es jetzt erst richtig los. Volkswagen und Daimler (WKN:710000) haben bisher nur halbherzig in das Geschehen eingegriffen und Toyota setzt noch vor allem auf Hybrid. Viele große Hersteller wollen erst ihre Elektromodellpaletten forcieren, wenn der Markt voraussichtlich beginnt abzuheben, also um 2019.
Wenn diese dann endlich richtig dazustoßen, wird Renault-Nissan schon wieder einen Schritt weiter sein. Ende August wurde ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner Dongfeng verkündet, um den bereits weit entwickelten chinesischen Markt bald mit größeren Stückzahlen bedienen zu können. Das machen auch andere so ähnlich, aber die Franko-Japaner können nun ihre gesamte gemeinsame Erfahrung aus fast einer Dekade der Kommerzialisierung von Elektroautos einbringen.
Dazu trägt auch die sehr erfolgreiche Teilnahme an der Formula-E seit Beginn der elektrifizierten Rennserie 2015 bei. Dort konnten zentrale Komponenten des Antriebsstrangs unter Extrembedingungen getestet werden. Ich bin sicher, dass davon auch die Entwicklung der Serienmodelle profitiert.
Man muss sich daran gewöhnen
Natürlich waren die anderen nicht untätig und haben ebenso diverse Initiativen am Start, um die Modellpalette attraktiver zu machen, sich den zukünftigen Herausforderungen zu stellen und international Marktanteile zu gewinnen. Aber Renault-Nissan hat in letzter Zeit einiges richtig gemacht und hat damit gute Chancen, sich an der Spitze festzusetzen. Vor allem aufgrund der klar führenden Position bei erschwinglichen Elektroautos, aber auch der intelligenten Synergieschöpfung zwischen den Marken, denke ich, dass mit der Allianz weiterhin unbedingt zu rechnen ist.
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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf Daimler. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.