ProSieben-Aktienkurs im Crash-Modus: Das ist jetzt die entscheidende Frage!
Die Aktie der ProSiebenSat.1 Media SE (WKN:PSM777) hat ihren Anlegern in diesem Jahr bisher wenig Freude bereitet, war sie doch eine der Schwächsten im gesamten DAX. Dass es noch schlimmer geht, haben die ProSieben-Aktionäre dann in der vergangenen Woche zu spüren bekommen.
Der Münchener Medienkonzern hat seine eigene Prognose für das TV-Werbegeschäft kräftig nach unten korrigiert. Infolgedessen gab der ProSieben-Aktienkurs auf Wochensicht um über 14 % nach. Aber ist das TV-Geschäft wirklich so wichtig für das Unternehmen, dass es einen solchen Kurseinbruch rechtfertigt?
Um zu beurteilen, ob der aktuell günstige Kurs tatsächlich zum Kauf genutzt werden kann oder ob wir gerade erst den Anfang vom Ende gesehen haben, sollten sich Investoren die folgende Frage stellen: Wieviel ist die ProSieben-Aktie ohne das TV-Geschäft wert?
Die Segmente neben dem TV-Geschäft
Um zu prüfen, wieviel ProSieben ohne das TV-Geschäft wert ist, sollten wir erst einmal einen Blick darauf werfen, wieviel Geld die anderen Segmente umsetzen und wieviel Gewinn sie abwerfen.
Umsatz (in Mio. Euro) | EBITDA (in Mio. Euro) | |
Digital Entertainment | 463 | 37 |
Digital Ventures & Commerce | 782 | 168 |
Content Production & Global Sales | 421 | 44 |
Summe (Anteil am Gesamtumsatz) | 1.666 (43,9 %) | 249 (25,4 %) |
Quelle: Geschäftsbericht ProSiebenSat.1 Media SE 2016
Was den Umsatz betrifft steuert das Fernsehgeschäft inzwischen nur noch etwas mehr als die Hälfte zum Konzernumsatz bei. Beim Gewinn ist man allerdings deutlich stärker von der TV-Werbung abhängig. Gerade mal gut ein Viertel des EBITDAs wird vom Digitalgeschäft und der Production beigesteuert.
Mit Hilfe dieser Zahlen ist es nun möglich, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV) und das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) zu berechnen und auszuwerten. Um das Konzernergebnis, welches wir zur Berechnung des KGVs benötigen, zu erhalten, müssen wir bei ProSieben ungefähr 50 % vom EBITDA abziehen. So erhalten wir ein Konzernergebnis ohne TV-Segment in Höhe von ungefähr 125 Millionen Euro.
Beim derzeitigen Marktwert von gut 6,5 Milliarden Euro (Stand: 04.09.17) ergibt sich hieraus ein KGV von circa 52. Ein extrem hoher Wert! Lass uns nun einen Blick auf das KUV werfen. Zum Vergleich enthält die Tabelle den entsprechenden Wert von Rocket Internet (WKN:A12UKK), ein Unternehmen mit einem Geschäftsmodell, das dem von ProSiebens E-Commerce-Segment zumindest ähnelt.
KUV (Stand: 04.09.2017) | |
ProSiebenSat.1 Media SE | 3,9 |
Rocket Internet | 1,2* |
Quelle: Geschäftsberichte 2016
* zu Grunde liegt der Umsatz ausgewählter Beteiligungen
Und auch dieser Vergleich zeigt: Die ProSieben-Aktie ohne TV-Umsatz ist aktuell trotz Kurseinbruch alles andere als ein Schnäppchen! Solch hohe Bewertungen sind eigentlich nur gerechtfertigt, wenn ein Unternehmen extrem schnelles Wachstum bieten kann. Doch ist ProSieben dazu in der Lage?
Das Wachstum
Auch hier schauen wir wieder auf die drei Segmente außerhalb des Fernsehgeschäfts. Insbesondere das Digital Ventures & Commerce Segment, also die E-Commerce-Unternehmen wie beispielsweise Parship, Amorelie oder weg.de, haben sich wirklich prächtig entwickelt.
Umsatzentwicklung 2015–2016 | |
Digital Entertainment | 18,4 % |
Digital Ventures & Commerce | 39,6 % |
Content Production & Global Sales | 14,2 % |
Gesamtwachstum der drei Segmente | 29,8 % |
Quelle: Geschäftsbericht ProSiebenSat.1 Media SE 2016
Sollte das Wachstum tatsächlich in diesem Tempo weitergehen, wäre ein theoretisches KGV von 52 dieser drei Bereiche auf einmal gar nicht mehr so teuer. Denn wenn ProSieben hier weiterhin so schnell wächst, würde das entsprechende KGV (angenommen der Gewinn wächst im gleichen Tempo mit) in gut drei Jahren nur noch 26 betragen und das KUV bei ungefähr 2 liegen.
Mein Fazit zum Kurssturz der ProSieben-Aktie
Die Zahlen zeigen, dass die ProSieben-Aktie aufgrund ihrer Wachstumsaussichten insbesondere des Digital Ventures & Commerce-Bereichs auch ohne das TV-Geschäft nicht völlig überteuert ist. Dass das TV-Geschäft stagniert, könnte also weit weniger schlimm sein, als es uns der aktuelle Kurssturz vielleicht glauben machen will.
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Thomas Brantl besitzt Aktien der ProSiebenSat.1 Media SE. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.