Weißt du, was Value-Aktien wirklich sind?
Mit Value-Aktien verhält es sich oftmals ein bisschen wie mit Pornographie – alteingesessene Investoren legen sich nicht gerne auf eine konkrete Definition der Kategorie Value fest, sondern sagen, sie erkennen Value-Aktien, wenn sie welche sehen.
Oftmals wird auch die Definition gegeben, dass Value-Aktien alle Aktien sind, die unter ihrem intrinsischen Wert gehandelt werden. Das mathematische Äquivalent dieser Aussage ist 50 Cent für einen Dollar bzw. Euro zu zahlen. Wirklich konkret weiter bringt einen beides nicht. Man fängt wieder von vorne damit an, sich die Frage zu stellen, welche Aktien wirklich Value-Aktien sind.
Wer ein bisschen sucht, findet zu dem Thema aber ganz konkrete Vorgaben.
Wie die ganz Großen Value definieren
Die Indizes von MSCI sind mittlerweile zum Standard in der Branche geworden, unzählige ETFs haben sie als Grundlage. Besonders bei internationalen, asiatischen und Schwellenländer-Indizes dominieren sie. Also ist es für Anleger durchaus relevant, was bei MSCI konkret als Value gilt, schließlich dürfen sich deren Analysten nicht auf ihre Meinung verlassen, sondern müssen für die Zusammenstellung ihrer Indizes ganz konkrete Kennzahlen nutzen.
Die sehen bei MSCI wie folgt aus:
- niedriges Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
- niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) (gemessen an den Erwartungen für die nächsten 12 Monate)
- hohe Dividendenrendite
Der Indexanbieter S&P Dow Jones Indices, der wie der Name schon verrät für die zwei amerikanischen Leitindizes S&P 500 und Dow Jones verantwortlich ist, definiert die Value ähnlich, aber doch anders:
- niedriges Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
- niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
- niedriges Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)
Das sind doch endlich mal ganz konkrete Kennzahlen, anhand welcher entschieden wird, was Value ist und was nicht. Man sieht aber schnell, dass sich letztendlich auch die Index-Entwickler bewusst sind, dass es keine perfekte Definition von Value geben kann. S&P Dow Jones Indices berechnet nicht nur normale Value-Varianten einiger wichtiger Indizes, sondern auch sogenannte Pure-Versionen, die zwar mithilfe der gleichen Kennzahlen erstellt werden, aber in die nur Unternehmen aufgenommen werden, die „starke Value-Eigenschaften aufweisen“.
Value-Aktien liegen eben doch im Auge des Betrachters
Somit weißt du jetzt, wie die großen Value-Indizes erstellt werden, anhand derer auch die langfristig beobachtete Überrendite von Value-Aktien gemessen wird. Unbefriedigend ist für Anhänger der Strategie, dass sie schon seit über zehn Jahren in Europa wie auch in den USA nicht funktioniert – die Value-Indizes hinken den Standardindizes hinterher.
Ich nehme an, waschechte Value-Investoren werden nur ein müdes Lächeln für die Klagen von Vermögensverwaltern haben, die sich wundern, mit Value-ETFs keine Überrendite erwirtschaften zu können. Sie wissen schließlich, dass echte Value-Aktien am Ende solche sind, die unter ihrem intrinsischen Wert verkauft werden und der lässt sich nicht einfach ausrechnen.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.