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Würde Warren Buffett eher in Gilead oder Novartis investieren?

Nahaufnahme des weltbekannten Investors Warren Buffett
Foto: The Motley Fool

Warren Buffett ist ein Star-Investor mit ausgewiesener Nase, wann man in welche Aktien investieren sollte. Er ist Kapitalist alter Schule und wird manchmal auch als die freundlichste Heuschrecke der Welt bezeichnet, weil er viele der gescheffelten Milliarden spendet. Würde dieser erfolgreiche Investor laut seiner eigenen Prinzipien bei Gilead oder Novartis einsteigen?

Was macht Warren Buffetts Erfolg aus?

Um zu erkennen, welche Strategie er verfolgt, müssen wir uns nur einige seiner Zitate ansehen:

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• „Seien Sie ängstlich, wenn die Welt gierig ist und seien Sie gierig, wenn die Welt ängstlich ist.“

• „Die Frage, wie man reich wird, ist leicht zu beantworten. Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür.“

• „Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.“

• „Wenn jemand gute Aktien hat, wäre er verrückt, wenn er nur wegen eines Kursrückschlags verkaufen würde. Ich suche Unternehmen, die ich verstehe und von deren Zukunftsaussichten ich überzeugt bin.“

• „Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert.“

Meine Zusammenfassung daraus ist, dass man als Anleger bei Aktien mit zukunftsträchtigem Geschäftsmodell günstig einsteigen sollte, wenn alle anderen noch zögern, und diese dann konsequent hält, um sie schließlich nach Jahren teuer zu verkaufen.

Wenn wir das im Hinterkopf behalten und auf zwei Unternehmen der Pharmabranche spiegeln – was würde Warren Buffett dazu sagen?

Die Situation bei Gilead

Gilead Sciences (WKN:885823) hat einen Geldbestand von sagenhaften 36,6 Mrd. US-Dollar zum Juni 2017 und hat allein im 2. Quartal dieses Jahres 2,8 Mrd. US-Dollar an neuem Cashflow generiert.  Gilead ist Weltmarktführer für antivirale Medikamente wie z. B. gegen Hepatitis C oder Aids, aber gerade beim wichtigen Hepatitis C-Geschäft mit den Medikamenten Harvoni und Sovaldi fielen die Einnahmen im 2. Quartal 2017 um 28 % gegenüber dem Vorjahr.

Zudem gibt es einen harten Wettbewerb, in den nun auch AbbVie (WKN:A1J84E) mit der Kombination von Glecaprevir und Pibrentasvir einsteigt, der mit großer Wahrscheinlichkeit Gilead weitere Marktanteile kosten wird. Und dies sind wirklich schlechte Nachrichten, da nun erwartet wird, dass Gileads Hepatitis C-Geschäft um weitere 65 % innerhalb der nächsten drei Jahre fallen wird.

Die Gründe für diese Entwicklung sind einfach zu beschreiben: Neben dem Wettbewerb und der Preiserosion ist Hepatitis C anders als Aids heilbar, so dass Medikamente nur über einen Zeitraum von meist acht Wochen genommen werden müssen und Patienten dann vollkommen gesund sind. Bei Aids hingegen muss man ein Leben lang Medikamente einnehmen.

Während Gilead in Q1 2017 verglichen mit dem Vorjahresquartal 1,7 Mrd. US-Dollar weniger mit den Hepatitis C-Medikamenten eingenommen hat, wuchsen die Einnahmen mit dem verbliebenen Portfolio nur um 1,1 Mrd. US-Dollar, d. h. Gileads Gewinne gehen insgesamt deutlich zurück. Das nennt man Negativwachstum.

Ein großes Problem ist, dass viele neue Medikamente nur ältere eigene Produkte ersetzen und damit das eigene Geschäft kannibalisieren. Impulse könnten von Entwicklungen gegen NASH (Fettleber-Hepatitis) oder auch durch den JAK-1-Inhibitor Filgotinib, der direkt mit Jakafi von Incyte (WKN:896133) konkurrieren könnte, kommen.

Die Situation bei Novartis

Novartis (WKN:904278) hat wie alle Pharmariesen seit ein paar Jahren mit auslaufendem Patentschutz seiner Produkte zu kämpfen. Biosimilars erobern die Welt, so dass die Pharmaindustrie sowohl Marktanteile verliert, als auch die Preise erodieren.

Novartis hat in den letzten Jahren kräftig umstrukturiert und hat heute mehr als 200 Projekte in der klinischen Entwicklung. Darunter auch die wohl erste CAR-T-Therapie überhaupt, welche die Zulassung erhalten wird. Eine solche Behandlung gegen Lymphdrüsenkrebs wird mehrere hunderttausend US-Dollar kosten und hat das Potenzial zum Blockbuster (Umsatz größer als eine Mrd. US-Dollar pro Jahr). Im Gegensatz zu Gilead erwartet Novartis in 2017 ein Ergebnis auf Vorjahresniveau und will ab 2018 wieder auf Wachstumskurs gehen.

Zudem wird die Firmentochter Sandoz, die auf Biosimilars spezialisiert ist, den anderen Pharmafirmen aufgrund deren auslaufenden Patentschutzes Marktanteile abnehmen und kräftig verdienen. In der Pipeline sind Biosimilars für Blockbuster wie Enbrel von Pfizer (9,1 Mrd. US-Dollar Umsatz in 2014), Neulasta von Amgen (4,6 Mrd. US-Dollar Umsatz in 2014), Mabthera von Roche (6,9 Mrd. Schweizer Franken Umsatz in 2014), Humira von Abbvie (13 Mrd. US-Dollar Umsatz im 2014) etc.

Wenn wir jetzt noch Warren Buffetts Zitate im Kopf haben, können wir beide Unternehmen einmal dahingehend untersuchen.

Entspricht eines der beiden Unternehmen den Buffett-Anforderungen?

Thema günstig einsteigen: Gilead liegt nur ca. 10 % über dem im Juni 2017 erreichten 3-Jahres-Tief. Novartis hingegen liegt ca. 20 % über seinem Tief vom Oktober 2016, ist also schon aus den Startlöchern gekommen.

Thema jahrelang halten: Gileads Hepatitis C-Geschäft wird bis 2020 weiter dramatisch einbrechen. Die neuen in den Markt gebrachten Medikamente reichen nicht, um den Sinkflug beim Gewinn zu stoppen. Novartis hingegen hat die Gewinneinbußen aufgehalten und damit die Trendwende erreicht. Allgemein sehen Analysten für Novartis in den nächsten Jahren deutliches Gewinnwachstum.

Thema Zukunftsperspektiven: Gilead hat viel Geld, um vielversprechende Firmen zu akquirieren. Bisher ist leider nichts passiert, um das eigene Portfolio auszubauen und damit die Trendwende zu erreichen. Novartis hingegen strotzt nur so vor klinischen Projekten und ist marktführend in gleich zwei neuen wichtigen Milliardenmärkten: CAR-T-Immuntherapie und Biosimilars.

Fazit

Gilead scheint zwar derzeit günstig, aber die Gewinne werden weiter schrumpfen. Wie die Aktie in zehn Jahren dastehen wird, ist mehr als zweifelhaft. Die Zukunft ist leider völlig unklar, da Zulassungen aus der Pipeline nicht vorhersagbar sind und Gilead bisher keine Anstalten für sinnvolle Übernahmen macht.

Novartis scheint noch günstig, wenn man berücksichtigt, dass die Aktie noch ca. 23 % vom Mehrjahreshoch aus 2015 entfernt ist. Zudem sollten aus der unglaublich großen Pipeline einige neue Blockbuster hervorkommen, so dass die Trendwende bestätigt werden sollte. Als Marktführer bei CAR-T-Immuntherapie und Biosimilars sieht die Zukunft sehr vielversprechend aus.

Wäre ich Warren Buffett, so würde ich derzeit die Finger von Gilead lassen. Interessant könnte das Unternehmen erst wieder durch vielversprechende Übernahmen werden, denn zur Zeit ist die Luft raus. Novartis ist deutlich besser aufgestellt und erfüllt zumindest einige Anforderungen des Star-Investors. Und Novartis zahlte in 2016 Dividende mit einer Rendite von 3,71 % bei einem Kurs von 64,75 Euro, während dies bei Gilead nur 2,55 % bei einem Kurs von 65,62 Euro waren.

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Stefan Graupner besitzt keine der erwähnten Aktien .The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Gilead Sciences.



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