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Wird der Infineon-Aktienkurs wegen diesem asiatischen Konkurrenten abstürzen?

Foto: Intel

Der Aktienkurs von Infineon (WKN:623100) entwickelte sich in den letzten fünf Jahren wirklich spektakulär: Für den Münchener Chiphersteller ging es in diesem Zeitraum um beeindruckende 238,8 % nach oben! Mit einem KGV von 28,0 ist die Aktie inzwischen entsprechend hoch bewertet (Stand: 28.07.2017).

Ich habe mir daher die Frage gestellt, welche Einflüsse die hohe Bewertung von Infineon infrage stellen könnten. Dabei bin ich auf den asiatischen Chiphersteller TSMC (WKN:909800) gestoßen. Ob das Unternehmen aus Taiwan wirklich eine Gefahr für die Infineon-Aktie ist, erfährst du, wenn du weiterliest.

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Die Geschäftsmodelle von Infineon und TSMC

Infineon entwickelt und produziert Halbleiterlösungen für die Energiebranche, die Automobilindustrie, das produzierende Gewerbe und für Sicherheitsanwendungen. Laut eigenen Angaben ist man dabei weltweit führend im Powermanagement, das sind zum Beispiel Chips für Ladegeräte oder die Regelung von Motoren und bei industriellen Anwendungen, beispielsweise in Industrieantrieben oder bei Anlagen zur Erzeugung von regenerativen Energien.

Wir halten also fest: Infineon entwickelt UND produziert Halbleiterlösungen. Genau darin liegt der Unterschied zu TSMC: Der Konzern aus Taiwan produziert nämlich ausschließlich Chips für Fabless Companies (das sind Unternehmen ohne eigene Fertigung) wie beispielsweise Apple, NVIDIA oder AMD und verfügt somit über keine eigene Chip-Entwicklung. Die Frage lautet also: Ist TSMC überhaupt ein direkter Konkurrent von Infineon?

Sind Infineon und TSMC überhaupt direkte Konkurrenten?

Obwohl beide Unternehmen Halbleiterlösungen produzieren, sind sie in meinen Augen keine direkten Konkurrenten, da es in ihren Kundenkreisen kaum Überschneidungen gibt. Investoren von Infineon sollten sich daher die Frage stellen, welches Geschäftsmodell erfolgsversprechender ist: Das der Fabless Companies, dessen größter Vertreter der US-Konzern Qualcomm ist, oder das der integrierten Hersteller, zu denen eben Infineon zählt.

Die Vorteile der integrierten Hersteller

Vollständigkeitshalber sei gleich zu Beginn erwähnt, dass auch Infineon seine Standard-Halbleiterlösungen bei Auftragsfertigern produzieren lässt. Chips, mit denen man sich vom Wettbewerb abheben kann, werden allerdings in Eigenregie hergestellt.

Klarer Vorteil: Die Fertigung kann auf die eigenen Halbleiterlösungen perfekt zugeschnitten werden. Auch die Abstimmung zwischen Entwicklung und Fertigung sollte innerhalb eines Konzerns leichter und effizienter ablaufen, als wenn zwei Unternehmen daran beteiligt sind.

Bei den Gewinnmargen sehe ich ebenfalls einen Vorteil bei den integrierten Herstellern. Denn Infineon muss seinen Gewinn nicht mit einem Lieferanten (in diesem Fall einem Produzenten) teilen. Und hier reden wir nicht von Peanuts: Die Gewinnmarge bei TSMC betrug im Jahr 2016 stolze 35,3 %, wohlgemerkt nach Steuern und Zinsen!

Ein traumhaft hoher Wert für TSMC und dessen Aktionäre, aber eben auch eine Summe, die Qualcomm, NVIDIA und Co. als reine Entwickler zu bezahlen haben! Infineon hingegen spart sich diesen Gewinnaufschlag eines Lieferanten einfach, indem die Neubiberger zumindest einen Teil ihrer Halbleiter selbst fertigen!

Lass uns nun einen Blick auf die Vorteile der Fabless Companies werfen!

Die Vorteile der Fabless Companies

Auch wenn integrierte Hersteller einen Vorteil in der Abstimmung von Entwicklung und Fertigung haben, kann dies auch als Nachteil gesehen werden. Denn wer sowohl entwickelt als auch produziert, der muss auch beides bezahlen, sprich es ist mehr Kapital gebunden.

So kann Qualcomm sein ganzes Kapital zur Entwicklung neuer Chipgenerationen einsetzen. Produziert wird dann unter anderem bei TMSC, das wiederum sein komplettes Kapital in die Verbesserung seiner Fertigungsanlagen investieren kann. Beide sind daher in der Lage, ihr Kapital sehr fokussiert einzusetzen, was dem Geschäftsmodell Fabless Companies sicher zugutekommt.

Ein weiterer Vorteil der Fabless Companies trifft zumindest bei TSMC voll zu: Gefertigt wird da, wo es günstig ist! So befinden sich beinahe alle Fabriken von TSMC in Taiwan, während Infineon einen Großteil seiner Fertigung in Europa und USA betreibt. Ein Blick auf die Arbeitskosten zeigt, welch immensen Kostenvorteil TSMC dadurch hat.

durchschnittlicher Bruttostundenlohn 2016
Deutschland                           33,00 Euro
Taiwan                             7,03 Euro

Quelle: GERMANY TRADE & INVEST / EUROSTAT

TSMC kann also wesentlich günstiger produzieren als Infineon, ein klarer Wettbewerbsvorteil! Und auch die Kunden von TSMC profitieren davon. Denn sie können an den teureren Standorten in Europa und den USA entwickeln und dort auf bestens ausgebildetes Personal zurückgreifen. Anschließend wird günstig in Taiwan bei TSMC produziert!

Und welches Geschäftsmodell ist nun besser?

Ich glaube, diese Frage lässt sich nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantworten. Wie beschrieben hat jedes der beiden Geschäftsmodelle seine Vor- und Nachteile.

Was Standardkomponenten betrifft, die millionenfach hergestellt werden, sehe ich die Fabless Companies im Vorteil. Die Maschinen und Anlagen müssen nicht oft umgestellt, eingestellt oder optimiert werden. So fällt die möglicherweise schwierigere Abstimmung zwischen Entwicklung und Fertigung nicht so stark ins Gewicht. Profitiert wird aber ganz klar von den niedrigen Lohnkosten in der Fertigung.

Was spezielle, kundenspezifische Lösungen betrifft, könnten die integrierten Hersteller Vorteile haben. Denn Produktionswissen gepaart mit einer optimalen Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Fertigung, könnten bei Sonderlösungen wichtige Erfolgsfaktoren sein!

Da Infineon seine Stärken im Energie- und Industriesegment hat (also eher niedrige Stückzahlen produziert) und nicht in den Millionenmärkten Smartphones oder Prozessoren, sollte TSMC keine große Bedrohung für den Aktienkurs des Münchener Chiphersteller sein.

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Thomas Brantl besitzt Aktien von Apple, TSMC und Qualcomm. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple und Nvidia. The Motley Fool besitzt Aktien von Qualcomm.



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