Gazprom würde jährlich 12 Milliarden bei einem Ende von Nord Stream 2 verlieren
Die neuen und harten Sanktionen gegen Russland scheinen kurz vor ihrer Durchsetzung zu stehen. Damit würde vor allem Gazproms (WKN:903276) wichtigstes Großprojekt Nord Stream 2 vor großen Schwierigkeiten stehen.
Wie kostspielig würde ein Beendigung von Nord Sream 2 aber wirklich werden?
Verschwendete Investitionen
Werden die neuen Sanktionen den Bau von Nord Stream 2 auf Eis legen, heißt das natürlich, dass die bisher getätigten Investitionen abgeschrieben werden müssten. Da nicht klar ersichtlich ist, wie viel bisher schon investiert wurde, kann man die Summe nur schätzen.
Noch im Juni wurde Nord Stream 2 von Gazprom unter den Investitionsprogrammen für 2017 mit einer Summe von 111 Mrd. Rubel, umgerechnet ungefähr 1,59 Mrd. Euro, aufgeführt. Einiges davon dürfte bisher schon geflossen sein, also könnten Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe drohen. Die Ratingagentur Fitch wies kürzlich darauf hin, dass dies die Ergebnisse kurzfristig tatsächlich sogar entlasten würde, denn der Großteil der Investitionen wird ausbleiben und somit die Finanzen entlasten. Das ist aber ein schwacher Trost, denn viel besser ist es, wenn die Investitionen wie geplant massive neue Nachfrage erschließen.
Das hohe Umsatzwachstum würde ein Traum bleiben
Besonders das Umsatzwachstum würde stark leiden, denn Nord Stream 2 könnte den hungrigen europäischen Markt mit großen Mengen Gas versorgen. Ganze 55 Mrd. Kubikmeter Gas könnte die neue Pipeline jährlich nach Europa liefern, was vielversprechend für Gazproms Absatz wäre.
Von dem Gesamtumsatz im Jahr 2016 in Höhe von 6.111 Mrd. Rubel entfielen ganze 2.686 Mrd. Rubel auf sogenannte Nicht-FSU-Staaten. Nicht FSU bezeichnet alle Staaten, die nicht der früheren Sowjetunion (Former Soviet Union) zugeordnet werden, also vor allem Westeuropa. In den Nicht-FSU-Staaten wurden die Umsätze mit einem Gas-Volumen in Höhe von 179,3 Mrd. Kubikmeter erreicht.
Somit hätte eine vollausgelastete Nord Stream 2 im letzten Jahr die Gaslieferung an Nicht-FSU-Staaten um knapp über 30 % gesteigert und somit, vereinfacht gerechnet, den Gesamtumsatz um circa 824 Mrd. Rubel gesteigert, ein Plus von über 13 %. Umgerechnet würden damit unter gleich bleibenden Bedingungen die jährlichen Umsatzeinbußen ungefähr 11,8 Mrd. Euro betragen, falls der Bau von Nord Stream 2 eingestellt wird.
Viel scheint schon eingepreist
Ob nun die Umsätze 13 % mehr betragen oder nicht, ist ohne Frage von großer Bedeutung für Gazprom. Wie Gazprom-Aktionäre allerdings bestätigen können, schwankt die Aktie oft in nur wenigen Wochen um deutlich mehr Prozentpunkte.
Es könnte also durchaus sein, dass ein Ende von Nord Stream 2 bei aktuellen Kursen schon eingepreist ist.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.