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Meide gute Nachrichten! Was Privatanleger stattdessen tun sollten

Geschäftsmann mit Zweifeln
Foto: Getty Images

Eine bekannte, aber irgendwie unlogische englische Börsenweisheit heißt „Sell on good news“ (also „verkaufe bei guten Neuigkeiten“). Besser gefällt mir die Abwandlung „Don’t buy on good news“. Lies hier, warum — und was du vielleicht stattdessen besser machen solltest.

Kauf nicht nach guten Nachrichten

Es entspricht dem natürlichen Instinkt: Du beobachtest seit Monaten eines deiner Lieblingsunternehmen und dann platzt eine grandiose Nachricht rein. Vielleicht handelt es sich um einen Großauftrag oder ein Übernahmegerücht. „Wenn nicht jetzt, dann nie“, mag dir eine innere Stimme zuflüstern und schon bist du dabei, deinen Broker anzurufen oder online einen Kaufauftrag auszufüllen.

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Das Dumme dabei: Du bist nicht der Einzige, der die Nachricht gelesen hat. Während du dich noch bei deiner Bank einwählst, haben andere schon reagiert und den Kurs vielleicht um fünf, zehn oder sogar zwanzig Prozent hochgetrieben. Wen das nicht schert und wer trotzdem zugreift, der macht im Vergleich zu den Schnelleren einen schlechten Schnitt.

In solchen Fällen muss man sich bewusstmachen, dass man gegenüber den Profis keine Chance hat. Diese sitzen am Terminal und sind jederzeit bereit, innerhalb von Sekunden eine Order auszulösen. Nachrichten werden vielfach sogar maschinell ausgelesen und analysiert. Im Extremfall wird dann direkt nach Veröffentlichung einer Ad-hoc-Meldung die betroffene Aktie eingesammelt.

Stell dir zum Beispiel vor, Nordex (WKN:A0D655) meldet einen neuen Auftrag mit über 500 MW Kapazität. Es wäre für jeden, der sich einigermaßen mit softwarebasierter Textanalyse auskennt, ein Leichtes, die wesentlichen Information automatisch abzugreifen und eine simple Regel entscheiden zu lassen, ob eine Kauforder rausgehen soll.

In diesen Wettbewerb möchte ich mich nicht begeben, weshalb ich nie direkt nach positiven Neuigkeiten Aktien kaufe. Aber was mache ich stattdessen?

Möglichkeit Nr. 1: Kaufen nach schlechten Nachrichten

Nach schlechten Nachrichten habe ich tatsächlich schon ein paar Mal zugeschlagen, allerdings auch hier nicht überhastet im ersten Moment. In den ersten Minuten passiert natürlich das Gleiche wie bei den guten News, nur umgekehrt: Die Profis reagieren umgehend und werfen betroffene Aktien aus ihren Portfolios.

Wenn dann der Kurs schon ein gutes Stück abgesackt ist, dann gesellen sich regelmäßig auch noch verängstigte Privatanleger hinzu, die ohne groß zu überlegen noch billiger verkaufen. Bis solch eine Abwärtsbewegung sich wieder einrenkt, vergeht meistens genügend Zeit, um sich in Ruhe seine Gedanken zu den tatsächlichen Auswirkungen der Meldung zu machen.

Schau dir zum Beispiel den Chart von ADVA Optical (WKN:510300) an, der seit der Gewinnwarnung vom 20. Juli zwei Tage lang nach unten krachte. War es das schon oder kommt es noch schlimmer? Das ist in solchen Fällen die entscheidende Frage, die du vor einem möglichen Einstieg für dich beantworten solltest.

Oft genug stellt sich nämlich bei scheinbar negativen Meldung heraus, dass eigentlich alles halb so wild ist. Einmalereignisse oder Auftragsverschiebungen können mal ein Quartalsergebnis verhageln, aber wenn sonst alles weiterhin im Lot ist, dann könnte sich der Kursrückgang als übertrieben herausstellen.

Bei der Gewinnwarnung von Nordex letzten Monat ging es fast bis auf 10 Euro runter. Jetzt pendelt der Kurs wieder um die 12 Euro. Gut für diejenigen, die an eine gute Zukunft des Unternehmens glauben und (nach)gekauft haben. Solche günstigen Einstiegsgelegenheiten sind gar nicht so selten.

Möglichkeit Nr. 2: Kaufen bei Nachrichtenflaute

Agieren bei Schreckensnachrichten nach dem Motto „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ kann manchmal aber auch ganz schön stressig sein. Am liebsten kaufe ich eigentlich, wenn schon seit Wochen keine wichtige Meldung zu einem Unternehmen über die Ticker kam. Kurzfristig orientierte Trader verlieren dann das Interesse und ziehen sich zurück, sodass der Aktienkurs oft seitwärts oder sogar abwärts tendiert.

Dabei wird ein Unternehmen doch in der Regel jeden Tag wertvoller, insbesondere, wenn es profitabel arbeitet. Zwei Monate nach dem letzten Quartalsbericht sollte der Kurs daher nach meiner persönlichen Faustformel um rund zwei Prozent höher notieren. Liegt er hingegen ohne offensichtlichen Grund tiefer, dann freue ich mich über eine erhöhte Sicherheitsmarge und erwäge vielleicht ein Engagement.

Um sicher zu gehen, checke ich aber zuvor noch das allgemeine Marktumfeld. Das ist etwas, was Maschinen glücklicherweise noch nicht so gut können. Klar, Branchen- und Konjunktur-Indikatoren auszuwerten, das klappt noch. Aber wenn es darum geht, sich ein ganzheitliches Bild zu verschaffen, dann haben wir Menschen mit unserer Phantasie und Assoziationsgabe glücklicherweise noch einen Vorsprung — und davon sollten wir Gebrauch machen.

Nutze den Tag!

Wer positiven Nachrichten kopflos hinterherrennt, der verliert mit Sicherheit gegenüber den Profis. Dabei wollen wir mit unserer langfristig angelegten Anlagestrategie doch genau diese übertreffen. „Carpe diem“, das wussten schon die alten Römer. Wörtlich heißt das eigentlich „pflücke den Tag“.

Wenn wir uns also die Zeit nehmen, um uns stattdessen bei Nachrichtenflaute oder bei übertriebenen Abverkäufen die richtigen Gedanken zu machen, dann ernten wir bestimmt auch regelmäßiger die saftigen Renditen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Nordex.



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