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Die steigenden Schulden von Netflix bereiten den Investoren Sorgen

Netflix
Foto: The Motley Fool.

Das Online-Videostreaming-Unternehmen Netflix (WKN:552484) hat sich niemals geziert, wenn es darum ging, Schulden aufzunehmen, um eigenen Content zu erstellen. Dieser half nämlich dabei, immer mehr Kunden zu gewinnen. Nach dem letzten Quartalsbericht stieg die Aktie auf ein neues Allzeithoch. Das Unternehmen konnte im zweiten Quartal weltweit 5,2 Millionen Neukunden gewinnen und damit den eigenen Ausblick von 3,2 Millionen locker in den Schatten stellen. Netflix erwartet im dritten Quartal etwa 3,65 Millionen Neukunden.

Es gibt aber ein paar Gründe, warum die steigenden Schulden von Netflix den Investoren Sorgen machen – mir übrigens auch.

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Die Zinskosten fressen die Gewinne auf

Die langfristige Schulden von Netflix betragen inzwischen 4,8 Milliarden US-Dollar, nachdem im Mai Anleihen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aufgenommen wurden. Die Contentkosten steigen immer weiter, wodurch der freie Cashflow sehr schnell verbrannt wird. Shira Ovide von Bloomberg Gadfly merkte an, dass Netflix mehr freien Cashflow verbrenne als Tesla, das in einem der kapitalintensivsten Bereiche der Welt arbeitet. Das ist allerdings nichts Neues. Netflix warnt die Investoren immer wieder, dass der negative Cashflow noch Jahre anhalten könnte, verweist allerdings gleichzeitig auf die starken Abonnentenzahlen.

Damit hat Netflix zwar Recht, doch gleichzeitig werden die direkten Kosten unter den Tisch gekehrt. Die Zinsausgaben steigen immer weiter und erreichten im letzten Quartal 55,5 Millionen US-Dollar. Das entspricht 43 % der operativen Einnahmen.

Eine schlechte theoretische Rechtfertigung

Es gefällt mir auch nicht, dass Netflix seine Schuldenstrategie mit der Finanztheorie rechtfertigt. Das Unternehmen sprach im Brief an die Aktionäre aus dem ersten Quartal von einer effizienten Kapitalstrukturtheorie und merkte gleichzeitig an, dass das Verhältnis der Schulden zum Gesamtkapital weniger als 10 % betrage. Der Verschuldungsgrad wird hier normalerweise als Kennzahl herangezogen. Netflix bezieht sich aber absichtlich auf die Schulden im Vergleich zur Marktkapitalisierung, was etwas irreführend ist. Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens wird von den Kräften des Marktes bestimmt und nicht durch die Zahlen in der Bilanz. Netflix benutzt also seinen steigenden Aktienkurs als Rechtfertigung für immer höhere Schulden, obwohl der Aktienkurs nicht direkt dabei hilft, die Zinsen zu bezahlen.

CEO Reed Hastings bestätigte das bei der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen:

Dann gibt es noch das gute Gefühl, dass man das finanzieren kann, und natürlich ist unser Verhältnis von Schulden zu Marktkapitalisierung unglaublich niedrig und konservativ, daher haben wir hier noch viel Spielraum. Ich glaube, dass eine Kombination der Gelder, die gut ausgegeben werden und die wir aufnehmen können, eine gute Sache für uns ist. Die Ironie ist, je schneller wir wachsen und je schneller wir Eigenproduktionen schaffen, desto weniger freien Cashflow werden wir haben. Im gewissen Sinne wird der negative Cashflow ein Anzeichen auf unseren enormen Erfolg sein.

Wenn der steigende Aktienkurs von Netflix bedeutet, dass das Unternehmen es zumindest in Betracht ziehen sollte, weiteres Kapital aufzunehmen, weil das Unternehmen jetzt viel dafür bekommen würde, dann wäre die Verwässerung minimal. Netflix weist richtigerweise darauf hin, dass Schulden die durchschnittlichen Kapitalkosten senken. Wenn man Schulden benutzt, um Wachstum damit zu finanzieren, dann ist auch nichts dagegen einzuwenden, Netflix muss seine Schuldenstrategie nur etwas vorsichtiger umsetzen.

Der offensichtliche Fehler bei der Kennzahl ‘Schulden’ im Vergleich zur Marktkapitalisierung ist, dass wenn die Aktienkurse fallen, Netflix auch die Argumente ausgehen. Gleichzeitig ist es schwer vorzustellen, dass Netflix in Zukunft weniger Schulden aufnehmen wird, da das Unternehmen ja so gute Argumente für diese Schulden hat. Netflix ist eine polarisierende Aktie mit jeder Menge Short-Positionen (7,5 %), das mit dem 240-fachen der Gewinne gehandelt wird. Eine Kurskorrektur könnte aufgrund der Wachstumserwartungen eine reale Möglichkeit sein. Sollte es dazu kommen, wird Hastings auch hier jede Menge Spielraum finden, der sich ganz schnell in Luft auflösen wird.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Netflix.

Dieser Artikel wurde von Evan Niu, CFA auf Englisch verfasst und am 18.07.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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