Gute Nachrichten für Energieversorger – ich lasse trotzdem die Finger von RWE und E.ON
In letzter Zeit gab es zwei exzellente Nachrichten für die deutschen Energiekonzerne.
Erstens – Die Verantwortung für die Lagerung des Atommülls geht auf den Staat über
Für gerade mal 24 Milliarden Euro haben sich die deutschen Energieriesen, E.ON (WKN:ENAG99), RWE (WKN:703712), EnBW (WKN:522000) und Vattenfall (WKN:601200), aus der Verantwortung für die End- und Zwischenlagerung von Atommüll gekauft.
Die Entsorgung wird viele Jahrzehnte dauern und die zukünftigen Probleme und Risiken sind derzeit nicht wirklich absehbar. Die Erfahrung lehrt uns jedenfalls: Je länger ein Projekt dauert, umso mehr werden die Kosten überzogen. Deshalb denke ich, dass den Energiekonzernen mit dieser Vereinbarung ein echtes Schnäppchen gelungen ist.
Der Staat hatte eine Ratenzahlung bis 2026 angeboten, für stattliche 4,6% Zinsen pro Jahr. Das haben die Konzerne abgelehnt, sie zahlen alles auf einen Schlag.
Die Kosten für den Abriss der Atomkraftwerke und die Verpackung des Atommülls obliegen allerdings nach wie vor den Unternehmen.
Zweitens – Die Kernbrennstoffsteuer ist verfassungswidrig
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die sogenannte Kernbrennstoffsteuer, die von 2011 bis 2016 erhoben wurde, verfassungswidrig ist. Dadurch winken den Energiekonzernen jetzt Rückzahlungen von insgesamt etwa 6 Milliarden Euro.
Ein Viertel der Kosten für das Atommüll-Schnäppchen ist also bereits gesichert!
Aber was bringt die Zukunft?
An der Börse wird ja bekanntlich die Zukunft gehandelt.
Da sehen wir für die Energiekonzerne natürlich zuallererst erneuerbare Energien am Horizont. Wind- und Sonnenenergie werden von der Bundesregierung stark favorisiert, um klimaschädliche Emissionen zu reduzieren. Deshalb lassen sich in diesem Bereich bestimmt noch einige Fördergelder abfischen.
Aber reicht das langfristig für einen nennenswerten Profit? Ich glaube nicht, denn die technischen Herausforderungen sind immens.
So führte Prof. Hans-Werner Sinn im Dezember 2013 in seinem Vortrag „Energiewende ins Nichts“ aus, dass der gesicherte Anteil von Sonnen- und Windenergie am Gesamtenergieverbrauch lediglich bei 0,4 % liege. Das entscheidende Wort ist hier „gesichert“. Was passiert, wenn der Wind nicht bläst und die Sonne nicht scheint? Oder umgekehrt, wohin mit zu starken Stromspitzen? Um die enormen Schwankungen bei diesen Energieformen zu glätten, müssten in Deutschland weit mehr als 400 Speicherkraftwerke gebaut werden, was Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe verursachen würde.
Kurzum, ein kompletter Ausstieg aus Atomenergie und Kohle ist auch langfristig nicht machbar.
Nun sollen 2022 alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Für eine sehr lange Zeit werden also weiterhin die ungeliebten, umweltschädlichen Kohlekraftwerke den Löwenanteil der Energieversorgung in Deutschland liefern müssen. Und die konkurrieren mit Billigstrom, z. Bsp. aus französischen Atomkraftwerken.
Der E.ON Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen sagte aber schon 2014:
„Ich gehe nicht davon aus, dass mit der konventionellen Stromerzeugung künftig noch nennenswert viel Geld verdient werden kann.“
Fazit
Trotz der kurzfristigen Erfolge (die Abschiebung der Atommüll-Entsorgung auf den Staat und ein paar Milliarden Steuerersparnisse) sind mir die Zukunftsaussichten der Energieunternehmen zu unsicher für eine langfristige Investition.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Ralf Hendriks besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.