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Ölförderer lassen es (noch) nicht zu, dass ein Barrel-Preis von 45 US-Dollar ihre Pläne durchkreuzt

Bildquelle: flickr/Elvis Fool

Anfang des Jahres herrschte in der Ölbranche ein allgemeiner Optimismus. Nach zwei schwierigen Jahren rechneten die meisten Analysten damit, dass sich der Ölpreis aufgrund von Unterinvestitionen, der Interventionen der OPEC und gesunden Nachfragewachstums im Bereich von 55 US-Dollar einpendeln wird.

Heute liegt der Barrel-Preis allerdings in etwa 10 US-Dollar unter dieser Marke, da das Nachfragewachstum schwächer als erwartet war und Ölförderer solide Output-Zahlen produzierten. Außerdem scheinen Ölförderer trotz der schwächeren Preise nicht bereit zu sein, ihre Wachstumsambitionen aufzugeben – der Großteil von ihnen plant, sein derzeitiges Ausgabeniveau beizubehalten. Auch wenn Ölproduzenten in mitten der Ölpreiskrise hart bleiben, sagt Tim Dove, CEO von Pioneer Natural Resources (WKN:908678), dass die Ölbranche nicht vor hat, „sich in Vergessenheit zu bohren“.

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Pioneer Natural Resources ist einer der vielen Ölförderer, der seine Investitionsaufwendungen und Wachstumspläne im Jahr 2017 erhöht hat. Nachdem das Unternehmen vergangenes Jahr 2,1 Mrd. US-Dollar investiert hatte, um seine Produktion um 15 % anzuheben, plant es dieses Jahr, 2,8 Mrd. Dollar in seine Produktion zu stecken, womit der letztjährige Output-Durchschnittswert um weitere 15-18 % erhöht werden soll. Mit einem Wachstum von 3 % im ersten Quartal legte der Ölförderer bereits einen exzellenten Start in das neue Jahr hin und landete dank guter Ergebnisse im Permian-Becken im oberen Bereich seiner ausgegeben Prognosen.

Das auf Bakken-Ölschiefer spezialisierte Continental Resources (WKN:A0MQ12) hat seine Investitionspläne im vergangenen Jahr ebenfalls ausgebaut. Das Unternehmen plant für dieses Jahr mit Investitionsaufwendungen in Höhe von 1,95 Mrd. US-Dollar – 2016 waren es noch 1,1 Mrd. US-Dollar. Damit sollte das Unternehmen in der Lage sein, bis zum vierten Quartal dieses Jahres seinen Output im Vergleich zum Vorjahr um 19 – 24 % anzuheben. Wie Pioneer ist auch Continental Resources nach starken Ergebnissen im ersten Quartal dabei, „den oberen Bereich seiner Gesamtjahresprognosen zu erreichen oder sie sogar zu übertreffen“. Aufgrund dieser Entwicklung teilte das Unternehmen mit, dass es darüber nachdenkt, Ende des Jahres seine Prognosen für seine Gesamtjahresproduktion zu erhöhen.

Diese zwei Fälle sind keine Ausnahmen. Überall in Nordamerika vermeldeten Ölförderer im ersten Quartal außergewöhnlich hohe Produktionszahlen. Verbesserungen der Bohrprozesse, wie durch tiefere Brunnen und einen höheren Einsatz von Sand beim Fracking, trugen zu den guten Ergebnissen bei. Diese Effizienzsteigerung wäre zu einer Zeit, in der der Markt mehr Öl braucht, sicherlich großartig, doch nun, wo Ölbestande für diese Zeit des Jahres Daten der US-Energieinformationsbehörde Rekordstände erreichen, ist dies weniger vorteilhaft. Das Öl-Überangebot drückt den Rohölpreis und dies ist ein Signal an den Markt, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.

Nicht bereit zurückzuziehen

Ölförderer sind jedoch noch nicht bereit, die Warnsignale ernst zu nehmen, da der Großteil von ihnen aufgrund großer Cash-Reserven in ihren Bilanzen und Öl-Absicherungsgeschäften genug Geld hat, um die Bohrungen fortzusetzen. Außerdem sind ihre Renditen selbst beim derzeitigen Ölpreis recht gut. So ist Pioneer Natural Resources, das dieses Jahr mit Cash-Reserven in Höhe von 3 Mrd. US-Dollar und ausreichend Ölpreis-Absicherungen begonnen hat, in der Lage, einen Cashflow von 1 Mrd. US-Dollar zu produzieren – selbst dann, wenn der durchschnittliche Ölpreis in diesem Jahr bei 40 US-Dollar liegen sollte. Unterdessen liegt der Breakeven-Punkt des Unternehmens derzeit bei einem Dollar-Barrel-Preis in den oberen 20ern, was bedeutet, dass Ölförderer auch bei aktuellen Preisen ordentliche Gewinne erzielen können. Doch Dove sagte auch, dass — sollten Preise niedrig bleiben — die Profitabilität etwas darunter „leiden könnte“, aber man selbst bei einem „Barrel-Preis von 45 US-Dollar ein Wachstumsunternehmen bleiben könnte“.

Ebenso hat das Bohrunternehmen WPX Energy (WKN:A1JC97) keinerlei Absichten, seine Produktion herunterzufahren und plant dieses Jahr, gleich 10 Bohranlagen zu betreiben, um seine Ölproduktion um 30 % anzuheben. Dies liegt daran, dass WPX Energy gerade begonnen hat, seine ehrgeizigen Wachstumspläne in die Tat umzusetzen. Diesem Plan nach sollen nächstes Jahr ein bis drei weitere Bohranlagen den Betrieb aufnehmen. Somit würde das Produktionswachstum 2018 sogar noch weiter ansteigen. Doch WPX Energy deutete vor kurzem an, dass es seine Expansionspläne auf 0-3 kürzen könnte, wenn der Ölpreis weiterhin so niedrig bleibt.

Auch wenn Ölförderer sich bereit gezeigt haben, in der Zukunft den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, wenn die niedrigen Ölpreise anhalten, warnte Continental-Resources-CEO Harold Hamm scheinbar die Branche und sagte, dass sie sofort beginnen müsse, ihre Produktion herunterzufahren, bevor ein niedriger Ölpreis sich langfristig etabliert. CNBC gegenüber sagte er vor kurzem, dass seine Mitstreiter „sich zurückziehen, umsichtig sein und etwas Disziplin an den Tag legen sollten“, was genau das ist, was das Unternehmen des CEOs nun tut. Sonst läuft die Branche Gefahr, sich „in Vergessenheit zu bohren“, indem sie mehr Öl fördert, als der Markt bewältigen kann. Und dies kann zu einem weiteren Preissturz führen.

Ein Weg, wie Ölförderer diesem Rat folgen können, ist es, Bohrlöcher zu graben, aber sie nicht zu vollenden, indem man das Fracking durchführt, das für die Aufnahme der Produktion erforderlich ist. Dies war eine Taktik, die Bohrunternehmen in den vergangenen Jahren angewandt haben. So beendete Continental beispielsweise das vergangene Jahr mit 187 unvollendeten Bohrlöchern. Als der Ölpreis Anfang 2017 etwas stieg, beschleunigte das Unternehmen die Vollendung seiner Bohrlöcher, indem es seine Belegschaft ausweitete. In diesem Sinne könnten Continental und seine Mitstreiter beginnen, ihre Vollendungs-Raten zu senken, ihre Bestände von unvollendeten Bohrlöchern ausbauen und abzuwarten, bis Preise sich wieder erholen.

Fazit für Investoren

Im Moment sind Ölförderer trotz der niedrigen Erdölpreise nicht bereit, ihre ehrgeizigen Wachstumspläne aufzugeben. Größtenteils sind sie nicht gezwungen, diese Pläne zu verwerfen, weil sie über ausreichende finanzielle Flexibilität verfügen, um ihre Bohrungen fortzuführen und selbst bei den derzeitigen Ölpreisen solide Renditen zu erzielen. Wenn der Erdölpreis jedoch dauerhaft niedrig bleiben sollte, müssen Ölförderer beginnen zurückzufahren – entweder, indem sie das Tempo, mit dem sie neue Bohranlagen in Betrieb nehmen, verlangsamen oder weniger neu gegrabene Bohrlöcher vollenden. Denn das Letzte, was Investoren wollen, ist, dass die Branche sich „in Vergessenheit bohrt“.

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The Motley Fool hält keine der erwähnten Aktien.

Dieser Artikel wurde von Matthew DiLallo auf Englisch verfasst und am 29.06.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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