PayPal hat keine Angst vor der Konkurrenz
Im vergangenen Jahr hat PayPal (WKN:A14R7U) zahlreiche Verträge mit anderen Finanzinstitutionen abgeschlossen. Das Management von PayPal glaubt, dass diese Partnerschaften das Unternehmen am besten in der extrem wettbewerbsintensiven Branche vorantreiben. Wettbewerb kommt natürlich in jeder Branche vor. Aber es ist schon bemerkenswert, wenn das größte börsengehandelte Unternehmen der Welt, Apple (WKN:865985), ankündigt, eine Plattform auf den Markt zu bringen, die eines deiner Kerngeschäfte zum Ziel hat.
Das ist genau die Position, in der sich PayPal befindet. Auf der WWDC 2017 Entwickler Konferenz kündigte Apple nämlich an, dass es ein P2P-Bezahlsystem in seinen Messenger einbauen will, wenn iOS 11 auf den Markt kommt.
Dabei ist es nur ein weiterer Teilnehmer am P2P-Bezahlmarkt. In den letzten Monaten gab Alphabet bekannt, dass Nutzer des mobilen Betriebssystems Android nun Geld mithilfe von Gmail senden können. Große Banken brachten eine P2P-Plattform auf den Markt mit dem Namen Zelle. Sollte man sich angesichts dieser finanzstarken, neuen Wettbewerber um PayPals oder Venmos Kerngeschäft Sorgen machen? Oberflächlich scheint PayPal von den neuen Herausforderern nicht entmutigt zu sein.
Eine umfassende Plattform
In einem kürzlich durchgeführten Interview mit dem Telegraph wurde PayPals CEO Dan Schulman zu Apples P2P-Dienst gefragt. Er antwortete:
Wir besitzen die gesamte Value Proposition. Apple kann dies niemals tun, da sie das damit verbundene Risiko nicht eingehen. Sie betreiben kein Onboarding, Sie können nur ein gutes Nutzerinterface anbieten. Wir versuchen, von Anfang bis Ende Wert zu schaffen und wir tun das über Betriebssysteme hinweg. Das ist sehr wichtig.
Schulmans Aussage ist bedeutend, da sie die Schwächen verschiedener konkurrierender Bezahlplattformen aufdeckt. Die Hauptschwäche, die ich sehe, ist, dass Apples P2P-Plattform nicht mit Menschen umgehen kann, die nicht im Apple-Ökosystem leben. Eine einzigartige Eigenschaft von PayPal ist, dass die Nutzer unabhängig von den Geräten, Betriebssystemen, Einzelhändlern oder Banken sind. Dies ist nicht nur ein Vorteil gegenüber dem Wettbewerb mit Apple und Zelle, sondern auch gegenüber anderen Plattformen von Anbietern wie Samsungs Samsung Pay, Alphabets Android Pay, Amazon.coms Pay mit Amazon oder Wal-Marts Walmart Pay.
In der P2P-Bezahlbranche beeinflusst dies direkt den Nutzen, den der Dienst stiftet. Wenn eine Gruppe Freunde seine Restaurant-Rechnung teilen will, müsste jeder ein iPhone haben, um Apples Dienst zu nutzen.. Mit Zelle müsste jedes Mitglied Kunde bei einer teilnehmenden Bank sein. Mit PayPal ist das anders. PayPal ist eine umfassende Plattform. Es interessiert nicht, welches Telefon der Nutzer hat oder bei welcher Bank er Kunde ist. Das können die Konkurrenten nicht von sich behaupten.
Je mehr, desto glücklicher
Venmo hat in den letzten zwei Jahren ein explosionsartiges Wachstum hingelegt. Im letzten Quartal verarbeitete Venmo 6,8 Milliarden US-Dollar an Zahlungsvolumen. Das sind ungefähr 114 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Dieses Wachstum zeigt, dass es einen großen Markt für diesen Service gibt. Und in diesem Markt gibt es zweifelsohne Platz für mehr als einen Teilnehmer. Je mehr Konsumenten mit dieser Bezahlart vertraut sind, desto mehr könnten auf Bargeld oder Kreditkarte verzichten. Wenn das Wasser steigt, steigen alle Schiffe. Josh Criscoe, Venmos Head of Corporate Affairs und Communications, machte eine ähnliche Aussage, als er sich zur Markteinführung von Zelle äußerte:
Wir sehen kein Szenario, in dem der Gewinner alles erhält. Wir heißen jede Bemühung willkommen, die die Leute näher an digitale Zahlungen mit dem Smartphone als zentraler Punkt des Finanzlebens heranbringt. Der gemeinsame Feind ist das Bargeld.
Platz für mehr als einen Gewinner
Apples neue P2P-Plattform und Zelle werden sicher ihr oberstes Ziel erreichen: Die Kundeninteraktion mit den bestehenden Produkten erhöhen.
Für iPhone-Besitzer bedeutet dies, dass sie ihr Smartphone auch in anderen Lebenssituationen nutzen können. Aus Apples Perspektive bin ich sicher, dass Apple hofft, damit Apple Pay bekannter zu machen. Der Service leidet nämlich noch unter mangelnder Kundenakzeptanz.
Für Banken hinter Zelle bedeutet dies, dass sich die Nutzer mehr mit den Finanzdiensten- und Produkten der Bank auseinandersetzen.
Das Vertrauen von PayPal in seine Kernplattform und Venmo ist berechtigt. Beide haben einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten im Bezahlmarkt. Dies liegt daran, dass PayPal niemanden ausschließt und so für alle potenziellen Kunden offen steht. Es hat zudem einen großen Vorsprung dank seiner mehr als 200 Millionen (und weiter wachsenden) Kunden. Dies schafft einen guten Netzwerkeffekt. Für die Aktionäre von PayPal scheint es im Moment kaum Grund zur Sorge zu geben, dass die Konkurrenz eine ernsthafte Bedrohung ist.
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Suzanne Frey, Managerin bei Alphabet, ist Mitglied im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool hält und empfiehlt Aktien von Alphabet (A-Aktien), Alphabet (C-Aktien), Amazon, Apple, und PayPal Holdings.
Dieser Artikel wurde von Matthew Cochrane auf Englisch verfasst und am 29.06.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.