Der bessere Kauf: Airbus versus MTU Aero Engines
Die Luftfahrtmesse in Paris liegt bereits einige Wochen hinter uns und die Branche blickt weiterhin positiv in die Zukunft. Aber auf was sollten Aktionäre jetzt eher setzen: die Flieger von Airbus (WKN:938914) oder die Triebwerke von MTU Aero Engines (WKN:A0D9PT)? Ich habe mich aus einem bestimmten Grund für die zweite Alternative entschieden.
Was Airbus und MTU verbindet
Auffällig ist die hohe Konzentration der Branche. MTU als Technologielieferant und Airbus als Integrator arbeiten bei zivilen Triebwerken im Wesentlichen mit drei großen Herstellern zusammen: Pratt & Whitney (United Technologies Corp (WKN:852759)), General Electric (WKN:851144) und Rolls-Royce (WKN:A1H81L). Vor allem die UTC-Tochter ist ein enger Partner von MTU mit zahlreichen gemeinsamen Programmen, während Rolls-Royce bevorzugt mit der ebenfalls britischen GKN Aerospace kooperiert.
Allerdings erfreuen sich die betrachteten Konzerne auch selbst einer starken Marktposition: In fast jedem dritten Flugzeug steckt MTU-Technik und Airbus stellt etwa jedes Dritte her.
MTU hat sich gut abgesichert, damit dies so bleibt. So wurde etwa das bedeutende Jointventure International Aero Engines, an dem auch Pratt & Whitney und Japanese Aero Engines beteiligt sind, bis mindestens zum Jahr 2045 verlängert.
Sobald ein neues Produkt einige Zeit geflogen ist, floriert natürlich auch auf Jahrzehnte hinaus das Service-Geschäft. Dort ist MTU der weltgrößte unabhängige Anbieter. Nur GE und Rolls-Royce haben noch mehr Turbinen unter Vertrag.
Aber wie sieht es bei Airbus aus? Immer häufiger liest man von neuen Wettbewerbern aus Russland, China, Japan und anderswo. So wie es aussieht, sind vor allem Teile des wichtigen Chinageschäfts langfristig gefährdet. Ähnlich wie bei Schiffen und der Bahntechnik setzt der Staat alles daran, mit der COMAC einen eigenen Champion zu formen. Das wird sicherlich nicht von heute auf morgen passieren, aber auf Sicht von Jahrzehnten vielleicht schon.
Zunächst sind allerdings die Orderbücher noch prall gefüllt. MTU kann es wohl sowieso recht egal sein, wie die Geschichte ausgeht, weil die Chinesen auf Zuliefererebene voraussichtlich noch viele Jahre auf bewährte Anbieter setzen — zu hoch sind dort die Markteintrittshürden.
Warum Airbus und MTU großartige Aussichten haben
Der Flugzeughersteller hat kürzlich seine neue Langzeitprognose vorgestellt und rechnet weiterhin mit robustem Nachfragewachstum, vor allem im Bereich von Regionaljets. Insgesamt sollen bis 2036 fast 35.000 neue Maschinen ausgeliefert werden, bei einer aktuellen weltweiten Flotte von 20.500. Selbst wenn Airbus oder MTU also geringfügig Marktanteile verlieren sollten, würden die Umsätze in diesem Szenario weiter solide wachsen.
Die reduzierten Kraftstoffpreise, eine weltweit wachsende Mittelschicht und die ständig zunehmende Effizienz von Airlines, Flughäfen und Flugzeugen machen dieses Verkehrsmittel immer häufiger zur ersten Wahl. Allein 2016 stieg das Aufkommen an Passagierkilometern um gut 6 %. Kein Wunder, gehört die Deutsche Lufthansa (WKN:823212) zu den stärksten DAX-Werten in diesen Monaten.
Aber nicht nur die erwartete Nachfrageentwicklung ist sehr positiv für die Unternehmen der Branche. Hinzu kommt, dass sich nun große neue Zukunftspotenziale eröffnen. Beispielsweise pflegt MTU eine langjährige Partnerschaft mit dem führenden Hersteller von 3D-Druck-Maschinen EOS zur additiven Fertigung von Triebswerksbauteilen. Das kann einerseits die Kosten senken und andererseits die Technologieführerschaft absichern.
Airbus auf der anderen Seite nutzt konsequent die Chancen der Digitalisierung und der Auswertung von Sensordaten. Damit wird es zukünftig nicht nur viel besser gelingen, die komplexen Zuliefererketten zu beherrschen, sondern es ergeben sich auch völlig neue Geschäftsmöglichkeiten. 2016 wurde Navtech gekauft, um die Digitalisierung der Luftfahrt voranzutreiben. Zuletzt wurde mit den führenden Datenanalyse-Spezialisten von Palantir eine Plattform zur Betriebsoptimierung für Airlines gestartet.
MTU fliegt trotzdem besser
Sowohl Airbus als auch MTU sind ausgezeichnet positioniert, um von der wachsenden Luftfahrtbranche zu profitieren. Jede zusätzliche Maschine bringt nicht nur Einmalumsätze, sondern auch immer mehr stabiles Zusatzgeschäft mit Services. Deshalb gefallen mir beide Unternehmen sehr gut.
Aber wenn ich mir die Aktienpreise anschaue, dann sehe ich einen besseren Deal bei der MTU. Diese hat eine investitionsintensive Phase hinter sich und will jetzt verstärkt den Fokus auf die Generierung von Barmittelzuflüssen legen. Steigende Gewinne, verbunden mit einer signifikanten Stärkung der Bilanz, sind auf Jahre hinaus absehbar.
Für die fast neunmal wertvollere Airbus werden zwar zukünftig auch mehr als zehnmal so hohe Gewinne erwartet, aber diese beachtlichen Steigerungen sind nach meiner Einschätzung noch längst nicht ausgemachte Sache und die Eigenkapitalquote des deutsch-französischen Konzerns von nur gut 3 % erscheint geradezu jämmerlich. Das bessere Chancen-Risiken-Verhältnis hat deshalb für mich die MTU.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt Aktien von General Electric.