Glaubst du, Aktien sind zu teuer zum Einsteigen? Dann solltest du das hier lesen.
Die aktuelle Situation an der Börse ist für Anleger, die investieren möchten, nicht einfach. Der DAX steht auf Rekordniveau, aber in Zeiten von Negativzinsen gibt es kaum Alternativen zu Aktien. Zugleich warnt der legendäre Investor Jim Rogers vor „dem schlimmsten Crash unseres Lebens“ (was er in den vergangenen sechs Jahren allerdings regelmäßig gemacht hat).
Ist die Lage also hoffnungslos? Nicht, wenn du jetzt weiterliest.
Du musst dich nicht sofort endgültig entscheiden
Besonders schwer fällt es mir, eine Entscheidung zu treffen, wenn ich mir Aktien ansehe, denen ich noch viel zutraue, die aber andererseits schon sehr gut gelaufen sind. Ich denke dabei etwa an den E-Commerce-Anbieter MercadoLibre, der in diesem Jahr auf Euro-Basis fast 70 % zugelegt hat, oder Chip-Produzent NVIDIA (+34 %) oder die Biotechnologiefirma Evotec (+90 %). Ist dort der Zug schon abgefahren, oder geht da noch was?
Die gute Nachricht ist, dass du dich nicht sofort festlegen musst. Ab einer bestimmten Summe macht es nämlich Sinn, in mehreren Teilen einzusteigen und nicht sofort alles Geld anzulegen. Mein alter Chef prägte dafür den Begriff der „Salamitaktik“, weil du damit den Investitionsbetrag wie eine leckere Wurst in mehrere Scheiben aufteilst. Und das gilt übrigens nicht nur für schnell gestiegene Aktien, sondern für Wertpapiere generell.
Zunächst einen Teil investieren
Wenn du also beispielsweise 4.000 Euro zum Anlegen hast, könntest du diesen Betrag in drei oder vier Teile zerlegen und erst einmal nur 1.000 Euro investieren. Damit bist du schon mal dabei und nimmst an möglichen Kurssteigerungen teil.
Den Rest könntest du dann später anlegen, etwa wenn die Aktie fällt. Du hast dann noch 3.000 Euro, mit denen du günstiger einsteigen kannst. Oder du kaufst jeden Monat Aktien für weitere 1.000 Euro. Das hat den Vorteil, dass du bei niedrigen Kursen mehr Aktien kaufst und bei höheren Kursen weniger Aktien. In Börsianersprech bezeichnet man dieses Vorgehen als „Cost-Average-Effekt“ oder „Cost-Averaging“.
Wichtig dabei ist, stets den gleichen Betrag zu investieren. Wenn du jeden Monat dieselbe Anzahl Aktien oder Fondsanteile kaufst, funktioniert das System nicht.
Lass mich das an einem Beispiel verdeutlichen. Unterstellen wir, dass du nach deinen Recherchen 4.000 Euro in die XYZ AG investieren möchtest. Aktuell liegt der Aktienkurs bei 10,– Euro. Du würdest also heute 400 Aktien kaufen.
Bei einer Aufteilung auf 4 monatliche Raten könnte dein Ergebnis so aussehen:
Aktienkurs | Investierter Betrag | Anzahl gekaufter Aktien | |
Monat 1 | 10,00 | 1.000,00 | 100 |
Monat 2 | 11,00 | 1.001,00 | 91 |
Monat 3 | 9,00 | 999,00 | 111 |
Monat 4 | 10,00 | 1.000,00 | 100 |
Summe | 4.000,00 | 402 |
Quelle: eigene Berechnungen
Durch das Cost-Averaging hast du zwei Aktien mehr im Bestand, obwohl der Kurs der Aktie im Durchschnitt bei 10 Euro lag. Natürlich ist dies nur ein konstruiertes Beispiel zur Verdeutlichung des Prinzips. Die Kursentwicklung kann auch gegen dich laufen, indem die Aktie stark ansteigt. Dann wäre es besser gewesen, alles sofort zu investieren. Aber das weiß man an der Börse eben immer erst hinterher.
Cost-Averaging für langfristigen Vermögensaufbau
Aus diesem Grund eignet sich die Salamitaktik eher für Situationen wie heute: Die Märkte stehen hoch und viele Aktien attraktiver Unternehmen sind schon gut gelaufen, die weitere Entwicklung ist unsicher. In Extremsituationen wie im März 2009 hingegen, als niemand Aktien mit der Kneifzange anfassen wollte und Anteilsscheine unglaublich günstig waren, sollte man gleich alles investieren und nicht lange warten.
Und dann gibt es ja noch Sparpläne, die den Vorteil des Cost-Average-Effekts voll ausspielen: Langfristiger Vermögensaufbau durch regelmäßige Käufe von Fondsanteilen oder Aktien. Dabei wird monatlich oder vierteljährlich ein festgelegter Betrag investiert. Durch die vielen Raten kommt das Prinzip (mehr Aktien bei niedrigen Kursen und weniger Aktien bei höheren Kursen) voll zur Geltung. Dazu gibt es noch den Zinseszinseffekt, wenn Ausschüttungen oder Dividenden gleich wieder angelegt werden.
Regelmäßiges Sparen nimmt dir die Entscheidung ab
Ein Sparplan (aber auch das Beispiel von oben, in dem vier Monate lang der gleiche Betrag investiert wird) erfüllt noch eine wichtige Funktion. Du kaufst dann ja in jedem Monat, zum Beispiel am 1. oder 15. Tag, deine Anteile oder Aktien. Das passiert im Sparplan automatisch ohne dein Zutun.
Dies hat einen wichtigen finanzpsychologischen Aspekt: Es wird regelmäßig investiert und es kann dir nicht passieren, dass du zögerst, vielleicht auf günstigere Kurse hoffst (also dich am Market Timing versuchst) und so gute Kaufgelegenheiten verpasst.
Unsere Foolishe Denkweise des langfristigen Anlegens ist hierbei voll wirksam. Du investierst regelmäßig über einen langen Zeitraum, ohne dass du dich um etwas kümmern musst. Zumindest ist das bei Fonds so. Bei Aktiensparplänen, die mittlerweile viele Direktbanken anbieten, solltest du von Zeit zu Zeit überprüfen, ob die Gründe, aus denen du die Aktie gekauft hast, noch aktuell sind. Du siehst also: Viel einfacher und bequemer geht Vermögensaufbau nicht.
Im Übrigen funktioniert das Ganze auch in der Gegenrichtung: Wenn du eine Aktie verkaufen möchtest, kannst du die Salamitaktik ebenso anwenden, um einen Teil deiner Gewinne mitzunehmen und dennoch investiert zu bleiben.
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Peter Roegner besitzt Aktien von MercadoLibre und Nvidia. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von MercadoLibre und Nvidia.