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Investieren in Pharma oder Biotech: Dividende oder Wachstum?

Pharmaforschung
Foto: The Motley Fool

Um im Pharma- und Biotech-Sektor erfolgreich zu investieren, muss man sich als Investor fragen, welcher Anlegertyp man ist.

Daher werden wir in diesem Artikel beleuchten, ob man besser in Pharmaunternehmen oder Biotech investieren sollte, welche Unternehmen prinzipiell in Frage kommen und wovon man die Finger lassen sollte.

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Pharma? Biopharma? Biotech? Was ist was?

Auf die Frage, welcher Unterschied eigentlich zwischen Pharma- und Biotech-Unternehmen besteht, gibt es keine exakte Antwort mehr. Bis in die 1990er Jahre haben Pharmaunternehmen Medikamente fast ausschließlich chemisch hergestellt. Mit Schrotschuss-Methoden wie „High-Throughput-Screening“ wurde nach neuen Substanzen gesucht und deren Wirkung oft genug nur durch Zufall entdeckt.

Markantes Beispiel ist das Potenzmittel Viagra von Pfizer (WKN:852009), das 1998 in den USA zugelassen wurde. Der Wirkstoff Sildenafil sollte als Mittel gegen Angina Pectoris entwickelt werden, aber die Ergebnisse waren enttäuschend. Trotzdem wollten Probanden das Mittel nicht zurückgeben, da es Erektions-steigernd wirkte. Unbekannte brachen sogar ins Labor ein, um an den Wirkstoff zu kommen.

Während also die meisten Medikamente vor der Jahrtausendwende noch chemisch hergestellt wurden, stellen Biotech-Unternehmen Medikamente biotechnologisch her, z.B. mit Hilfe von Bakterien, Hefen oder Zelllinien. Dabei geht es um eine wissenschaftsbasierte, zielgerichtete Vorgehensweise, die auf Forschung in Zellkulturen sowie Tiermodellen basiert und komplexe Tests einbezieht, um den Wirkmechanismus zu entschlüsseln.

Die Pharmaindustrie begegnete diesem Wandel mit Zukäufen von Biotech-Unternehmen sowie massiven Umstrukturierungen in der eigenen Forschung und Entwicklung, so dass wir nach wie vor Pharmakonzerne wie Novartis (WKN:904278), Pfizer, Roche (WKN:855167) oder Sanofi (WKN:920657) als größte Arzneimittelhersteller sehen.

Wegen dieser Vermischung wird es zunehmend schwieriger, Unterschiede zwischen Biotech und Pharma auszumachen. Zur klareren Unterscheidung sollte man zudem bei Herstellern und Entwicklern von nur biologischen Pharmazeutika eher von Biopharma sprechen. Unternehmen, die chemisch wie auch biologisch hergestellte Medikamente produzieren, sind dann eher klassische Pharmaunternehmen. Als Biotech bezeichnet man dann die Unternehmen, die zwar biotechnologisch arbeiten, aber eben nicht pharmazeutisch.

Dividenden bei klassischen Pharmaunternehmen sind attraktiv

Ein gutes Indiz für Investoren, ob es sich um Pharma oder Biopharma handelt, sind Dividendenzahlungen. Während diese bei Pharma üblich sind, sind sie bei Biopharma eher die Ausnahme.

Satte 3,5 % Dividendenrendite bieten Novartis und Roche ihren Investoren dieses Jahr. Und zusätzlich zu diesen üppigen Dividenden haben beide Unternehmen prall gefüllte Pipelines: Novartis zum Beispiel hat mehr als 200 Projekte in der klinischen Entwicklung.

Das klingt und ist viel, aber auch dringend notwendig, denn alle Pharmaunternehmen haben ein Problem: Sie leiden nämlich unter auslaufendem Patentschutz ihrer Arzneimittel, und natürlich sind auch viele Blockbuster (Umsatz mehr als eine Mrd.-US Dollar) dabei.

So endet zum Beispiel der Patentschutz des wertvollsten Medikaments der Welt, Humira, in Europa schon in 2018. Mit Humira machte AbbVie (WKN:A1J84E) in 2016 einen weltweiten Umsatz von sage und schreibe mehr als 16 Mrd. US-Dollar.

Das eröffnet Unternehmen wie Novartis oder Amgen (Roche), die auch sogenannte „Biosimilars“ entwickeln und herstellen, attraktive Märkte.

Biosimilars sind biotechnologisch hergestellte Arzneimittel und Folgepräparate von Biopharmazeutika, deren Patent abgelaufen ist. Ihr Wirkstoff ist vergleichbar mit dem Wirkstoff des bereits zugelassenen biotechnologisch hergestellten Arzneimittels, aber nicht identisch. Zudem unterliegen Biosimilars einer vereinfachten und damit deutlich weniger kostspieligen Zulassung, so dass sie günstiger angeboten werden können. Dadurch kommt es zum Preisverfall und zu starkem Wettbewerb mit dem Originalanbieter.

Alle großen Pharmaunternehmen stehen also mächtig unter dem Druck auslaufender Patente. Deshalb sollte man sich auch als Dividendenjäger fragen, ob man nicht lieber in einer anderen Branche anlegen sollte.

Biopharma zeichnet sich weniger durch Dividenden als durch Wachstum aus

Im Gegensatz zu vielen Pharmaunternehmen zahlen nur wenige Biopharma-Firmen Dividende, sondern investieren ihr Geld in Wachstum.

Gute Beispiele hierfür sind Incyte (WKN:896133) und Celgene (WKN:881244). Incyte hat mit Jakavi ein Medikament gegen Myelofibrose, das im letzten Jahr einen Umsatz von 853 Mio. US-Dollar und damit eine Steigerung um 42 % gegenüber 2015 erwirtschaftete. Damit dürfte Jakavi bald Blockbuster-Status erreichen, und bis 2020 ist eine Verdopplung der Umsätze auf rund 1,64 Mrd. US-Dollar möglich.

Dank einer anerkannt starken Pipeline und jüngst hervorragender Phase-2-Daten zu Epacadostat in Kombination mit Keytruda von Merck sehe ich Incyte als höchst attraktiv. Mit einer Marktkapitalisierung von ca. 20 Mrd Euro könnte Incyte deshalb auch ein Übernahmekandidat sein, wodurch weitere Kursphantasie entsteht.

Celgene ist ein echtes Biopharma-Schwergewicht, für das Analysten trotzdem unglaubliche 20,7 % Wachstum pro Jahr innerhalb der nächsten fünf Jahre erwarten. Der Hauptumsatz von ca. 7 Mrd. US-Dollar wurde in 2016 mit Revlimid gegen Multiples Myelom generiert. In der Pipeline sind Ozanimod und GED-0301 gegen Autoimmunerkrankungen, die beide Blockbuster-Potenzial haben.

Zudem hat Celgene ca. 40 Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften, aus denen viele zusätzliche Medikamente in das Celgene-Portfolio einfließen sollten. Mit einer Marktkapitalisierung von ca. 85 Mrd Euro, einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 17 und einem  Kurs-Gewinnwachstums-Verhältnis (PEG) von 0,81 in 2017 scheint mir Celgene derzeit sehr kaufenswert.

Somit haben wir hier im Biopharma-Sektor noch gute Chancen, allerdings weniger für Dividendenjäger, als vielmehr für Investoren mit Interesse an langfristigen Wachstumsaktien.

Und Finger weg bei … 1-Produkt-Biopharma

Aus meiner Sicht sollte man sich bei Biopharma mit wenigen Ausnahmen davor hüten, auf Unternehmen zu setzen, die auf nur wenige oder gar nur ein Produkt bauen. Dies gilt z.B. für Novavax (WKN:898527), deren Aktie im September 2016 um erstaunliche 84 % fiel, nachdem enttäuschende Phase-3-Daten zu ihrem Impfstoff gegen RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) veröffentlicht wurden.

Um solch große Risiken nicht eingehen zu müssen, sollte man sich meiner Meinung nach am besten auf Biopharma konzentrieren, die folgende Kriterien erfüllen:

  1. Mindestens ein erfolgreiches Produkt auf dem Markt
  2. Große Pipeline innovativer Medikamentenkandidaten
  3. Prognostiziertes Wachstum von mehr als 20 % pro Jahr

Fazit

Für eher konservative Anleger sind normalerweise Pharma-Aktien mit ihren attraktiven Dividenden für eine langfristige Anlage besser geeignet als Biopharma-Werte. Allerdings werden es manche wie z.B. AbbVie mit dem Verlust des Patentschutzes für Humira eventuell nicht schaffen, die daraus resultierenden Umsatzverluste zu kompensieren. Hier sehe ich bessere Chancen für Novartis und Roche.

Für risikobereite Anleger sind Biopharma-Aktien eine interessante, aber auch riskantere Anlageform als Pharma-Aktien. Größere Unternehmen hingegen, wie Incyte und Celgene, haben durch ihren bisherigen Erfolg, ihre große Pipeline und Innovationskraft alle Voraussetzungen, um auch weiterhin stark zu wachsen und Investoren damit langfristig zu erfreuen.

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Stefan Graupner besitzt Aktien von Celgene. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Celgene.



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