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Der bessere Kauf: United Internet versus Freenet

Frau beim Mobil-Telefonieren
Quelle: Flickr Nutzer Marjan Lazarevski

United Internet (WKN:508903) und Freenet (WKN:A0Z2ZZ) sind die beiden großen Konsolidierer der deutschen Telekommunikationsbranche hinter den drei Mobilfunknetzbetreibern. Diesmal hat der 1&1-Konzern zugeschlagen und will sich Drillisch (WKN:554550) einverleiben. Trotz aller Ähnlichkeit, packen die beiden einige Dinge völlig anders an. Lass uns einmal einige Aspekte genauer betrachten, um dann zu entscheiden, welche Aktie jetzt attraktiver ist.

Was sie verbindet und was sie trennt

Von 2008 bis 2012 bzw. 2013 waren United Internet und Drillisch zusammen Großaktionäre von Freenet. Dabei ging es nicht immer friedlich zu, weil die beiden gegen den Willen des Managements auf eine Aufspaltung hinarbeiteten. Man einigte sich aber einigermaßen gütlich und 2009 konnte United Internet das DSL-Geschäft von Freenet übernehmen.

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Seither treffen die beiden vor allem beim Kampf um Mobilfunkkunden aufeinander. Freenet tritt dabei mit seiner Marke Mobilcom-Debitel an, die über ein dichtes Vertriebsnetzwerk verfügt. United Internet legt mit der Marke 1&1 den Fokus hingegen auf den Online-Vertrieb bzw. versucht aktiv, den Bestandskunden aus dem Webhosting- und DSL-Geschäft einen weiteren Vertrag anzudrehen.

Mit Drillisch ändert sich die Situation allerdings, denn diese bringt ihre Verkaufsstellen in den Konzern ein. Außerdem hat sie Zugriff auf 20 % der Netzkapazität von Telefónica Deutschland (WKN:A1J5RX), über die sie völlig frei verfügen kann. Jetzt soll daraus mit der Rückendeckung von United Internet ein neuer Telekomriese werden, möglicherweise eines Tages mit eigenen Lizenzen und Funkzellen.

Ein anderes Feld, wo United Internet und Freenet konkurrieren, ist das digitale Fernsehen. Die Hamburger haben zwar kein DSL mehr, sind aber dafür Herr über das neue digitale Rundfunknetz DVB-T2, welches seit einem Jahr in Ballungsgebieten mit der passenden Technik empfangen werden kann. Zudem ist man an Exaring beteiligt, die über ein eigenes Glasfasernetzwerk die Plattform waipu.tv betreibt.

Auch United Internet verfügt über ein eigenes Glasfasernetz, seit 2014 Versatel übernommen wurde. Seit 2015 vertreibt 1&1 unter eigenem Namen das IPTV-Angebot des langjährigen Partners Deutsche Telekom (WKN:555750). 2016 folgte dann noch eine Beteiligung am Kabel-TV-Anbieter Tele Columbus (WKN:TCAG17).

Schließlich tummeln sich beide im weiten Feld der intelligenten Hausvernetzung, Stichwort „Smart Home“. Mobilcom-Debitel hat dort natürlich Vorteile, weil über den Präsenzvertrieb die beratungsintensiven Produkte besser zu verkaufen sind. 1&1 versucht es zunächst mit Zusatzfunktionalität der Router von Partner AVM, fernsteuerbaren Steckdosen und einer passenden Smartphone-App.

Ein wichtiger Punkt für Aktionäre ist, dass beide dank Abo-Verträgen über planbare Umsatzströme verfügen — United Internet macht dabei mit der Übernahme des früher erbitterten Webhosting-Konkurrenten Strato und jetzt Drillisch einen besonders großen Sprung. Um aber zu wissen, welche Aktie besser ist, müssen wir uns auch die Zahlen anschauen.

Was die Bilanzen sagen

Obwohl United Internet sich seit Jahren immer stärker auf verlässliche Geschäftsbereiche fokussiert und eigene riskante Tech-Aktivitäten scheut, verfolgen die Montabaurer eine aggressive Wachstumsstrategie. Die Umsätze wurden im Zeitraum von 2010 bis 2016 mehr als verdoppelt und auch in diesem Jahr sollen wieder 7 % hinzukommen und da ist Drillisch noch gar nicht eingerechnet.

Gerade der aus meiner Sicht unnötige Ausflug in die Techwelt mit der Beteiligung an Rocket Internet (WKN:A12UKK) im Jahr 2014 hat nun das Jahresergebnis 2016 verhagelt. Das muss natürlich noch nicht das letzte Wort sein, aber auch bei Drillisch erfolgt der Einstieg spät und damit teuer. Noch zum Jahreswechsel wäre wohl ein wesentlich günstigerer Übernahmepreis erzielbar gewesen.

Da lief es für Freenet besser, die mit dem Einstieg beim Mobilfunknetzbetreiber Sunrise (WKN:A14M5T) vor einem Jahr erst mal gut gefahren sind. Dafür tritt die Entwicklung des operativen Geschäfts seit Jahren auf der Stelle. Allerdings beginnt die noch neue Digital-Lifestyle-Strategie sich erst langsam zu entfalten und Erträge aus den TV-Geschäften fließen frühestens im zweiten Halbjahr.

Freenet wird aktuell mit etwa 4 Mrd. Euro bewertet (15.o5.). Für die kommenden Jahre werden von Analysten jeweils rund 3,5 Mrd. Euro Umsatz erwartet ohne große Dynamik, aber mit leicht steigenden Gewinnmargen. Ich denke, da könnte durchaus noch mehr drin sein, sobald die neuen Geschäftsfelder richtig Fahrt aufnehmen. Ein einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis käme dann schon mittelfristig in Sichtweite. Die traditionell hohen Dividendenrenditen dürften Aktionäre jedenfalls auch zukünftig freuen.

United Internet kommt im Moment auf einen Börsenwert von circa 10 Mrd. Euro und wies zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 4 Mrd. Euro aus. Die Zahlen des abgelaufenen Quartals lagen leicht unter den Erwartungen. Der operative Gewinn von 647 Mio. Euro soll bis 2020 auf über 900 steigen und für die Nettogewinnmarge wird erwartet, dass sie nach der Integration der letzten Übernahmen auf über 12 Prozent gesteigert werden kann. Vieles hängt jetzt davon ab, wie gut das Zusammenspiel mit Drillisch funktioniert und eben auch wie das Beteiligungsgeschäft läuft. Da kann es noch in beide Richtungen Ausschläge geben.

Wo es sich zu investieren lohnt

Die starke Kraft neben den Mobilfunknetzbetreibern war über viele Jahre Debitel, die heute gemeinsam mit Mobilcom und weiteren früheren Wettbewerbern Teil von Freenet ist. Trotzdem ist es nun United Internet, die diesen Platz beansprucht. Aktuell sehen sich beide Auge in Auge: Den 12 Mio. Mobilfunkkunden bei Freenet stehen 12 Mio. Kundenverträge bei 1&1 Telecommunication und Drillisch gegenüber.

Auch wenn die Montabaurer dank der O2-Kapazitäten etwas bessere Karten haben, ist daher noch nicht entschieden, wer letztlich tatsächlich die Nase vorn hat. Ich denke zwar, dass Anleger mit beiden Wettbewerbern langfristig vernünftige Renditen einfahren werden. Insgesamt gefällt mir aber Freenet aus drei Gründen besser: Die optisch etwas günstigere Bewertung bei aus meiner Sicht geringerem Risiko, die aussichtsreiche Digital-Lifestyle-Strategie und die sympathische Dividendenpolitik.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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