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Warren Buffett: Verloren in der Tech-Welt wie ein Anfänger

Warren Buffett, CEO Berkshire Hathaway
Foto: The Motley Fool

Warren Buffett trennt sich enttäuscht von IBM-Aktien, hält aber an seinem ziemlich erfolgreichen Apple-Investment fest. Nun meint er, dass er statt auf IBM lieber auf Google und Amazon hätte setzen sollen. Wäre wohl besser gewesen, aber das ist ziemlicher Unfug, wie ich im Folgenden darlege.

Die Krux mit dem Tech

Herr Buffett bedauert also, dass er nie bei Google bzw. später Alphabet (WKN:A14Y6F) eingestiegen ist. Mir erscheint das wie ein typischer Fehler von unerfahrenen Anlegern, für die im Nachhinein meistens alles logisch erscheint. Dabei ignorieren sie, wie hochkompliziert sich die Situation jeweils von vornherein darstellte.

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Wer hätte gedacht, um beim Google-Beispiel zu bleiben, dass etablierte Marken wie Excite, HotBot und Lycos so sang- und klanglos eingehen? Wie hätte man erwarten können, dass die damalige Internetmacht Yahoo! und der Softwareprimus Microsoft (WKN:870747) so kläglich dabei versagen, eine zumindest gleichwertige Suchmaschine auf die Beine zu stellen?

Außerdem war Europa zur Jahrtausendwende technologisch stark aufgestellt. AllTheWeb aus Norwegen war ein toller Wettbewerber den ich wegen seiner Schnelligkeit schätzte und noch existierende Dienste wie etwa Qwant aus Frankreich und Hulbee aus der Schweiz bestechen durch ausgefeilte Features. Warum es nur Google gelungen ist, ein hochprofitables weltweites Geschäft aufzuziehen, erscheint mir insgesamt nicht logisch, sondern eher rätselhaft.

Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich bei Amazon (WKN:906866). Es ist müßig, im Rückblick zu beklagen, dass man sich nicht frühzeitig einige Aktien davon in sein Depot gelegt hat. Man muss sich einfach eingestehen, dass die sich letztlich einstellende sensationelle Entwicklung für niemanden absehbar war. Im anderen Fall wäre Amazon bereits vor vielen Jahren hunderte Milliarden US-Dollar wert gewesen. Aber Jeff Bezos überraschte die Anlegergemeinde immer wieder aufs Neue mit seinen Erfolgen, sodass der Aktienkurs eine Sprosse nach der anderen auf der Leiter nach oben erklimmen konnte.

Dass weder IT-Giganten noch globale Medienkonzerne wie Bertelsmann noch Handelsimperien wie Walmart oder die Otto Group den Aufstieg des Online-Händlers bremsen konnten, ist überaus erstaunlich. Noch bis vor wenigen Jahren haben viele am scheinbar wenig nachhaltigen Geschäftsmodell von Amazon gezweifelt (vergleiche Artikel vom 11.11.2016).

Ein aktuelles Beispiel

Bis zum Jahr 2025 gibt es voraussichtlich eine Plattform zum Lernen von Englisch und anderen Sprachen, die von über hundert Millionen Menschen genutzt wird und Milliardengewinne schreibt. Aber kannst du sagen, welche davon sich durchsetzen wird? OpenEnglish, English Live und viele andere fahren seit einiger Zeit massive internationale Werbekampagnen. Von Deutschland aus versucht es Babbel derzeit mit hoher Intensität. Ähnlich wie bei den Suchmaschinen wird wahrscheinlich bald eine Auslese stattfinden. Deren Verlauf hängt von so vielen Unwägbarkeiten ab, dass das Tippen auf den Gewinner für mich wie Roulettespielen wirkt.

Einige Jahre zuvor wurden wir von der Groupon-Werbung überschwemmt, du kennst vielleicht das fantastische Gutscheinsystem. Ich hatte mich schon damals über das unfassbare Geldverbrennen gewundert, aber nicht wenige dachten, dass dieses neue Geschäftsmodell eine riesige Zukunft habe und trieben den Börsenwert auf viele Milliarden US-Dollar. Heute berichtet das Management über sinkende Umsätze, den Rückzug aus diversen Märkten und anhaltende Verluste.

Es ist ein typischer Fall der Tech-Welt. Die große Mehrheit der Bewerber um eine Spitzenposition im Tech-Universum gibt auf oder muss kleinere Brötchen backen. Die ebenso schrille Kampagne von Zalando (WKN:ZAL111) hatte hingegen offenbar ausnahmsweise Erfolg, obwohl die Situation lange Zeit kritisch aussah. Eine solide Marktposition hat sich mit extremem Aufwand auch die Scout24 (WKN:A12DM8)-Gruppe erarbeitet.

Wie man in der Tech-Welt investiert

Der Ansatz von Berkshire Hathaway, Unternehmen gründlich durchzuanalysieren und verborgene Werte zu identifizieren, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in den kommenden Jahren entfalten werden, funktioniert hier nicht. Nur wenige Aspekte eines aufstrebenden Tech-Unternehmens sind auch nur grob vorhersehbar.

Bleiben die entscheidenden Mitarbeiter an Bord oder werden sie abgeworben? Wird das Konzept von einem fähigeren Team kopiert? Gelingt es den etablierten Unternehmen, zurückzuschlagen? Wie viele Kapitalerhöhungen werden noch nötig sein und was bedeutet das für den Wert der Aktie? Wie viele Kunden können letztlich gewonnen werden, 2 Millionen oder 2 Milliarden? Wie viel Ertrag pro Kunde ist realistisch?

Ruhm und Desaster liegen bei verlustschreibenden internetbasierten Tech-Unternehmen so nah beieinander wie sonst nur bei kleineren Biotech- oder Rohstoffexplorations-Unternehmen. Deshalb müssen Anleger, die sich in solchen Segmenten engagieren ganz anders agieren, als andere, die auf robuste Konzerne setzen (und dazu zählen längst auch IBM, Google, Amazon und Apple).

Am erfolgreichsten sind einige spezialisierte Venture-Capital-Gesellschaften mit vielen Dutzend Unternehmen in ihren Portfolios. Diese rechnen von vornherein damit, in einige Nieten zu investieren und hoffen darauf, ab und zu ein Einhorn aus dem Hut ziehen zu können, das die Verluste mehr als wettmacht. Die Kunst dabei ist, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, wenn ein investiertes Unternehmen nicht die erhoffte Entwicklung nimmt.

Buffett lernt das nicht mehr

Mit seinen 86 Jahren ist es für das Orakel von Omaha fast unmöglich, sich in dieser verrückten Tech-Welt zurechtzufinden. Dass er entgangenen Chancen nachtrauert beweist, dass er keinen Schimmer von der Komplexität dieses Geschäfts hat. In seiner bescheidenen Art gibt er auch unumwunden zu, dass ihm das notwendige Know-how dafür fehlt.

Falls du hingegen Interesse hast, auf schnell wachsende Tech-Werte zu setzen, dann rate ich dazu, breit zu streuen. Denn Rückschläge sind praktisch unvermeidbar und Jackpots eher selten.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Suzanne Frey arbeitet als Führungsposition bei Alphabet, sie ist Teil des Vorstands von The Motley Fool. Teresa Kersten arbeitet bei LinkedIn und ist Teil des Vorstands von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien), Amazon und Apple. The Motley Fool empfiehlt Zalando und Yahoo.



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