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Ich kann nicht glauben, dass Gilead 14,8 Milliarden US-Dollar an die eigenen Aktionäre zurückgegeben hat

Foto: Pixabay, jarmoluk

In den letzten 16 Monaten hat Gilead Sciences (WKN:885823) 11,565 Milliarden US-Dollar für Aktienrückkäufe und 3,187 Milliarden US-Dollar für Dividenden ausgegeben. Alles zusammen macht das 14,75 Milliarden US-Dollar, die an die Aktionäre zurückgeflossen sind. Ein großzügiges Kapitalrückführungsprogramm ist allgemein etwas Gutes, Gilead hat dabei aber 53 Milliarden US-Dollar an Wert verloren und gleichzeitig 16,5 % weniger vierteljährliche Umsätze im selben Zeitraum erwirtschaftet. Einfach gesprochen finde ich diese Kapitalzuteilungsstrategie etwas bizarr, da die Fundamentaldaten immer weiter abrutschen und die Stimmung im Markt sich gegen das Unternehmen wendet.

Das Unternehmen AstraZeneca (WKN:886455) befand sich in einer ähnlichen Situation, als der Patentschutz für das Medikament Nexium auslief. Damals setzte das Unternehmen das Aktienrückkaufprogramm aus, um das Kapital für sich zu behalten und um damit weitere Werte durch Übernahmen zu schaffen. Als Gileads Umsätze im Bereich Hepatitis C anfingen, nachzugeben, hätte das Unternehmen meiner Meinung dem mutigen Beispiel von Astra folgen sollen. Hier sind die Gründe.

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Gilead könnte über 45 Milliarden US-Dollar in der Kriegskasse haben

Gilead beendete das erste Quartal 2017 mit 34,0 Milliarden US-Dollar in liquiden Mitteln und marktgängigen Wertpapieren. Durch die Aussetzung der Aktienrückkäufe hätte das Unternehmen eine unglaubliche Barposition von über 45 Milliarden US-Dollar aufbauen können. Die Rückkäufe konnten den Rückgang bei den Kursen nämlich auch nicht aufhalten.

Aber warum sind 45 Milliarden US-Dollar auf der Bank so gut? Es geht hier um potenzielle Übernahmeziele und die Verhandlungsposition, die Gilead genießen könnte, während sich das Unternehmen von seinen Problemen befreit. Hier ein paar mögliche Szenarien.

Das erste Problem ist, dass Gilead Schulden aufnehmen musste, um die Aktienrückkäufe überhaupt erst zu finanzieren. Diese Anleihen haben aufgrund der schwachen Bilanz in den letzten 16 Monaten auch etwas nachgegeben. Die Schuldenquote der letzten 12 Monate von 139,49 % ist auch nicht ideal, wenn man eine große Übernahme tätigen möchte, für die man vielleicht noch weitere Schulden aufnehmen wird. Wenn die Schulden weiter steigen, dann wird auch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herabgestuft, besonders da die Umsätze im Bereich Hepatitis C weiter nachgeben.

Gilead wird wahrscheinlich bei einer Übernahme wenig Schulden, wenn überhaupt, anwenden, da das Unternehmen bereits jetzt schon relativ viele Schulden in der Bilanz hat.

Das ist ein wichtiger Grund, warum die Analysten wiederholt vorgeschlagen haben, dass Gilead entweder Incyte (WKN:896133) oder Vertex Pharmaceuticals (WKN:882807) kaufen soll. Diese beiden Unternehmen haben Marktkapitalisierungen, die es Gilead erlauben würden, sie ohne zusätzliche Schulden zu kaufen. Die Marktkapitalisierung von Incyte beträgt 25,5 Milliarden, die von Vortex 28,9 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass das extrem hohe Kurs-Umsatz-Verhältnis von 23,1 bei Incyte und ein gleichermaßen unattraktives KUV von 17 bei Vertex eine Übernahme meiner Meinung nach schon im Keim ersticken könnten.

Wenn Gilead statt 34 Milliarden 45 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante hätte, dann könnte das Unternehmen auch ein Übernahmeziel mit einer attraktiveren Bewertung kaufen. Regeneron Pharmaceuticals (WKN:881535) hätte eine Marktkapitalisierung von etwa 45 Milliarden und ein etwas besseres Kurs-Umsatz-Verhältnis von 9,4. Regeneron soll den Umsatz in den nächsten beiden Jahren auch um staatliche 24 % erhöhen.

Gleichermaßen wäre Shire (WKN:A0MMAG) mit einer Marktkapitalisierung von 52,3 Milliarden US-Dollar, zweistelligen Wachstumsaussichten und einem diversifizierten Produktportfolio interessant. Das Unternehmen würde Gilead auch den Einstieg in ganz neue Bereiche mit seltene Krankheiten ermöglichen. Diese sind nämlich verglichen mit den Infektionskrankheiten, die momentan noch die Rechnungen von Gilead bezahlen, weniger anfällig für Preisverhandlungen von Seiten der Krankenkassen.

Die Aktienrückkäufe waren schlechter Kapitaleinsatz

Wie schon zuvor besprochen werden die aktuellen Ausflüge von Gilead in den Bereich Entzündungshemmer, Onkologie und Nicht-Hepatitis-Lebererkrankungen das Ruder nicht so bald herumreißen können. Da es inzwischen auch generische Konkurrenzprodukte gibt, wird der HIV-Franchise wahrscheinlich noch weiter zurückgehen, bevor die neuen Medikamente in der Pipeline überhaupt die Chance haben, ihr spitzen Umsatzpotenzial zu erreichen. Gilead wird daher eine größere Übernahme vornehmen müssen, um ein Multi-Therapie-Unternehmen mit nachhaltigen Umsätzen zu werden.

Unglücklicherweise sind die einzigen „großen“ Übernahmeziele, die sich in Schlagweite befinden, Unternehmen wie Incyte und Vertex. Solche Unternehmen haben – um es einmal gelinde auszudrücken – aufgeblasene Bewertungen. Gilead hat mit den 11,5 Milliarden US-Dollar, die das Unternehmen für Aktienrückkäufe in den letzten fünf Quartalen ausgegeben, sich vielleicht selbst in den Fuß geschossen. Stattdessen hätte man attraktive Übernahmeziele wie Regeneron und Shire kaufen können, die sich jedoch mittlerweile außer Reichweite befinden, zumindest ohne ein Abrutschen des Kreditratings befürchten zu müssen.

Alles in allem glaube ich, dass die einzige wirkliche Option für Gilead darin besteht, mehrere kleine bis mittelgroße Unternehmen mit einem oder mehr Produkten auf dem Markt zu kaufen. Zusätzlich sollten diese noch über interessante Pipelines und Kandidaten in den klinischen Studien verfügen. Das wird die Fundamentaldaten von Gilead zwar nicht über Nacht verbessern, eine große Übernahme scheint im Moment aber nicht mehr machbar. Die Investoren werden wohl ihre Erwartungen, was Fusionen und Übernahmen angeht, etwas zügeln müssen.

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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Gilead Sciences. The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Short Juni 2017 $70 Calls auf Gilead Sciences. The Motley Fool empfiehlt Vertex Pharmaceuticals.

Dieser Artikel wurde von George Budwell auf Englisch verfasst und am 09.05.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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