Rocket Internet: Wachstum allein reicht nicht
Am Mittwoch hat Rocket Internet (WKN:A12UKK) wieder Zahlen vorgelegt und näher beleuchtet, wie es um seine wichtigsten Beteiligungen steht.
Wer sich die Zahlen ansieht, findet starkes Wachstum, die Aktie wird dafür aber nicht belohnt und reagiert fast gar nicht auf die guten Ergebnisse. Es sieht so aus, als ob es vor allem an Vertrauen fehlt, um die Rocket Internet-Aktie aus der Nähe des Allzeittiefs herauszulocken.
Wachstum, wovon andere Unternehmen nur träumen können
Eines steht außer Frage, die wichtigsten Beteiligungen von Rocket Internet wachsen noch immer viel schneller als die meisten Unternehmen. Im Geschäftsjahr 2016 sind die Umsätze der wichtigsten Beteiligungen um 29 % auf 2,2 Milliarden Euro gestiegen.
Viele der Portfoliounternehmen, wie HelloFresh, Delivery Hero oder die Global Fashion Group, bedienen potentiell gigantische Wachstumsmärkte. Im Gegensatz zu anderen Startups brauchen sie zwar eine relativ teure und aufwendige Infrastruktur, aber das ist nicht nur ein Nachteil, schließlich schreckt das auch mögliche Wettbewerber ab.
Die Zahlen sprechen dafür, dass sich viele Unternehmen zu regionalen, teilweise sogar globalen, Marktführern entwickeln können.
Was also schreckt Investoren ab?
Das Vertrauen ist verspielt und es fehlt die Geduld für weitere Verluste
Das größte Problem ist vermutlich, dass Anleger einfach nicht wissen, was sie von dem Unternehmen halten sollten. Da der Wert von Rocket Internet von dem Wert seiner Beteiligungen abhängt, stört es viele, dass es eben nicht einfach ist, das Unternehmen zu bewerten.
Wer daran gewöhnt ist eine Aktie nach klassischen Kennzahlen zu analysieren, findet es wenig intuitiv, dass erst die erfolgreiche Veräußerung eines Portfoliounternehmens Gewinne bringt, womit man die möglichen Gewinne bis zum Verkauf, wenn überhaupt nur grob, schätzen kann. Hinzu kommt, dass so gut wie alle Beteiligungen derzeit noch aufgrund von massiven Investitionen rote Zahlen schreiben, was für zusätzliche Unsicherheit sorgt.
Dass besonders Unternehmenschef Oliver Samwer für seine Hauruck-Methoden und mangelnde Transparenz bekannt ist, verschlimmert die Situation noch. Darüber hinaus ist im letzten Jahr die langjährige Kooperation mit der Investitionsgesellschaft Kinnevik fast vollständig beendet worden, man vermutet wegen großer Unzufriedenheit auf der Seite von Kinnevik.
Was also könnte Rocket Internets angekratztes Image wieder polieren?
Ein erfolgreicher Börsengang könnte alles verändern
Die Antwort ist ein erfolgreicher Börsengang. Besonders HelloFresh und Delivery Hero gelten als aussichtsreiche Kandidaten, die schon bald an die Börse gehen könnten.
Wenn das passiert, würde es riesige Summen in die Kassen von Rocket Internet spülen. Bei einer derzeitigen Marktkapitalisierung von circa 2,7 Mrd. Euro und Nettofinanzmitteln Ende 2016 in Höhe von 1,2 Mrd. Euro, könnte sich die aus einem Verkauf resultierende Summe an Barmitteln als eine Kennzahl erweisen, die Anleger zum Kauf motiviert.
Bisher wiegt das mangelnde Vertrauen aber schwerer als alle guten Zahlen.
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Marlon Bonazzi besitzt Aktien von Rocket Internet. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.