Der Millionengewinn beim Aurelius-Short
Wie viele vermutlich schon wissen, wurde die Münchener Beteiligungsgesellschaft Aurelius (WKN:A0JK2A) letzte Woche von dem Investor Gotham City Research attackiert.
Aurelius wurde dabei in einem Enthüllungsbericht viel vorgeworfen und die Aktie hatte sich deswegen kurzzeitig fast halbiert. Viele zweifeln die Richtigkeit der Angaben des Berichts allerdings an und nach einer ersten Stellungnahme von Aurelius hat sich die Aktie zwischenzeitlich wieder ein Stück erholt.
Was ist aber bei der ganzen Geschichte für Gotham City Research rausgesprungen?
Held oder Heuschrecke
Gotham City Research gibt sich in seiner kryptischen Kommunikation mit der Öffentlichkeit gerne als Enthüller zwielichtiger Machenschaften und hat es dabei auf – seiner Ansicht nach – fragwürdige Unternehmen abgesehen. Dazu passt schließlich auch der Name, denn in Gotham City ist es Batman, der den Schurken und Bösewichten die Leviten liest.
In der Vergangenheit hatte man damit auch ab und zu absolut recht und einige wirkliche Skandale aufgedeckt, die im Fall von Let’s Gowex sogar zu einem Bankrott des Unternehmens geführt haben, nachdem klar wurde, dass die Bilanzen gefälscht worden waren.
Einige andere Vorwürfe konnten aber auch Jahre später noch nicht bestätigt werden, und Gotham City Research ist in der Vergangenheit nicht wirklich auf seine Fehleinschätzungen eingegangen. Zumindest mit einer Tatsache ist Gotham City Research ehrlich, und zwar dass es mit seinen Enthüllungsberichten auch Geld verdienen will.
So viele Millionen waren beim Aurelius-Kurssturz drin
Nun werden sich jetzt nicht wenige die Frage stellen, wie viel Geld man nun mit der Short-Attacke verdient hat. Die Antwort darauf ist natürlich, dass die genaue Zahl das Geheimnis von Gotham City Research bleibt.
Trotzdem können wir mit relativ genauen Berechnungen nachvollziehen, wie viel ungefähr bei der Wette auf fallende Verluste rausgesprungen ist. Denn Shortpositionen müssen in Deutschland ab einer Größenordnung von mehr als 0,5 % der ausstehenden Aktien im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Zwar hat Gotham City Research auch noch nach dem Unterschreiten dieser Schwelle eine weitere Meldung ausgegeben, aber das scheint normal zu sein.
Zumindest lassen sich anhand der Daten die Gewinne relativ gut schätzen. Die Veränderung der Shortposition lässt sich aus dem Bundesanzeiger entnehmen, die Anzahl der Aktien wird derzeit vermutlich nicht ganz aktuell sein, da ein Rückkaufprogramm läuft, aber der wirklichen Zahl sehr nahe kommen, und für die Kurse müssen natürlich Mittelwerte genutzt werden. Dann kommen wir auf folgende Werte:
Datum | Aufbau und Abbau der Shortposition in Prozent der Aktien | Anzahl der Aktien in Mio. | Aktienkurs in EUR | Kosten in EUR |
27.03.2017 | 0,61 % | 0,19032 | 65,85 | 12.532.572 |
29.03.2017 | 0,19 % | 0,05928 | 50,02 | 2.965.186 |
30.03.2017 | -0,77 % | -0,24024 | 36,60 | -8.792.784 |
Restbetrag | -0,03 % | -0,00936 | 38,61 | -361.390 |
Gewinn | 6.343.584 |
Quellen: Anzahl der ausstehenden Aktien aus S&P Capital IQ, Shortposition aus dem Bundesanzeiger, Aktienkurs jeweils um 13:30 Uhr
Dieser Robin Hood teilt nicht
Wie man sieht dürfte Gotham City Research circa 6 Millionen Euro Gewinn gemacht haben. Das ist zwar nur eine grobe Schätzung, aber es wird deutlich, dass hier ein stattlicher Gewinn geholt wurde. Fraglich bleibt, wieso die Shortposition überhaupt aufgelöst wurde. Schließlich hatte man in dem Enthüllungsbericht ein Kursziel von 8,56 Euro genannt.
Scheinbar war die Versuchung zu groß den Millionengewinn mitzunehmen. Gotham City Research mag sich als Retter der Gerechtigkeit präsentieren, aber diese Millionen werden vermutlich mit niemandem geteilt.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.