Snap ist schon jetzt 2,5 Mal so viel wert wie Twitter
Das ist ja mal ziemlich gut gelaufen.
Am ersten Handelstag sind die Aktien von Snap (WKN:A2DLMS) vom zum IPO festgelegten Ausgabepreis von 17 US-Dollar 44 % gestiegen, rauf auf 24,48 US-Dollar zum Tagesabschluss. Wenn man bedenkt, dass insgesamt 1,16 Milliarden Anteile in drei verschiedenen Aktienklassen ausgeschüttet wurden, hievt das Snaps Marktwert auf 28,4 Milliarden US-Dollar. Vergleicht man die Bewertung mit den 405 Millionen Dollar an Umsatz, dann ergibt das eine Kurs-Umsatz-Relation von 71.
Das ist eine irrsinnige Bewertung für Snap, gerade für den ersten Tag. Das ist auch weitaus mehr als das, was die anderen Social-Media-Player vor ein paar Jahren reingeholt haben. Facebook und Twitter (WKN:A1W6XZ) sind mit einer Relation von 25 oder 26 an die Börse gegangen; wenn man nur diesen Wert in Betracht zieht, ist Snap dreimal so wertvoll wie die Konkurrenz.
Hohe Bewertung, höhere Erwartungen
Snap ist also erfolgreich an die Börse gegangen und konnte gleich 2,5 Milliarden Dollar generieren, die erstmal sofort die Bilanzen aufschönen werden. (Die restlichen 935 Millionen Dollar gingen an verkaufende Aktionäre wie Insider und Frühinvestoren.) Damit hat man auch Investoren Wert geliefert, die schon zum Erstangebotspreis zugeschlagen haben. Börsengänge werden ja oft schon nach dem ersten Tag beurteilt, da Verluste nach dem ersten Tag nicht unbedingt Vertrauen in das Unternehmen erwecken.
Man muss auch sagen, dass Snap bereits jetzt so viel wert ist wie 2,5 Twitter. Denn dieses Unternehmen wird mit derzeit 11,2 Milliarden Dollar wert beziffert. Und das, obwohl Snap 2016 mehr Geld bei weniger Umsatz verloren hat als Twitter. Damit lässt sich wohl am besten die Diskrepanz in der Bewertung illustrieren.
Bilanz 2016 | Snap | |
Umsatz | 2,5 Milliarden US-Dollar | 404,5 Millionen |
Kosten und Ausgaben | 2,9 Milliarden | 924,9 Millionen |
Operativer Verlust | (440,8 Millionen) | (520,4 Millionen) |
Nettoverlust | (456,9 Millionen) | (514,6 Millionen) |
Datenquelle: SEC FILINGS.
Es ist besonders relevant, die finanzielle Performance von Snap gegenüber Twitter auszustellen, weil die Nutzerbasis sehr ähnlich ist. Snap sieht jetzt schon das Nutzerwachstum nach und nach abnehmen, das ist mit Abstand die nervigste Angelegenheit, mit der Twitter seit Bestehen zu kämpfen hatte.
Twitter 2.0?
Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Snap die anfänglichen Entwicklungsstufen von Twitter wiederholen wird. Heißt: Nach einem groß gehypten IPO den Anlegern nur noch schreckliche Performance liefern.
Von Twitter lassen sich zwei spezifische – wenn auch nicht besonders tiefschürfende – Investment-Lektionen ableiten. Erstens: Nutzerzahlen sind enorm wichtig, wenn man Social-Media-Unternehmen bewerten will. Zweitens: Abgesehen von Nutzerzahlen ist es von allerhöchster Wichtigkeit, dass man in der Lage ist, ein funktionierendes Anzeigengeschäft aufzubauen, damit eben diese Nutzer anständig für Werbepartner monetarisiert werden können.
Twitter hat in beiden Bereichen bislang enttäuscht. Vor Jahren schon stagnierte das Nutzerwachstum, und das Ad-Targeting lässt sehr zu wünschen übrig. Ad-Targeting wird mithilfe der Nutzerdaten aufgebaut, aber da ein Großteil der Twitter-Nutzer den Service nutzen, ohne dabei eingeloggt zu sein, sind die gezeigten Anzeigen nicht immer effektiv.
Snap ist im Anzeigen- und Werbebereich noch recht neu. Erst neulich hat man die automatisierte Werbeschnittstelle freigegeben. Da Snapchat eher auf Flüchtigkeit aufbaut, ist noch gar nicht klar, wie viele Daten Snap sammeln kann und welche davon überhaupt für das Targeting relevant sind. Eines aber scheint gewiss. Snap hat noch mehr als gut zu tun, wenn man der enormen Bewertungen gerecht werden will.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Twitter und Facebook.
Dieser Artikel von Evan Niu erschien am 2.3.2017 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.