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Thyssenkrupp macht diese Milliardärs-Familie noch reicher, aber was bleibt für die Aktionäre?

Nägel mit Köpfen machen
Quelle: Pixabay, Pexel (modifiziert)

Es war ein langer Prozess, doch jetzt konnte endlich bezüglich des verlustreichen Brasilienwerks ein Erfolg verkündet werden: Es soll an ein argentinisch-italienisches Konglomerat verkauft werden. Die Aktionäre der Käuferseite waren begeistert. Aber was ist mit den Aktionären von thyssenkrupp (WKN:750000)? Alle Hintergründe findest du hier.

Das ist der Deal

„Stahlwerk von ThyssenKrupp in Brasilien ist Schrott“ titelte Die Welt Mitte 2013. Es gab Probleme mit der Technik, den erzielbaren Preisen und der Lokalpolitik. Die erhofften Erträge verflüchtigten sich schnell, stattdessen wurde dort sehr viel Geld verbrannt. Über 4 Milliarden Euro Verlustvorträge bestanden zum 30. September in Brasilien.

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Anfang 2014 konnte dann der Verkauf des ebenfalls verlustreichen Schwester-Werks in den USA abgeschlossen werden. Es ging für etwas mehr als 1 Mrd. Euro an ein Konsortium aus Nippon Steel und ArcelorMittal (WKN:A0M6U2). Auf dem Brasilien-Werk blieb man zwar zunächst sitzen, aber immerhin konnte noch herausgeschlagen werden, dass bis 2019 jährlich zwei Millionen Tonnen Rohstahl von Rio de Janeiro nach Alabama verschifft werden.

Damit wurde sichergestellt, dass die Tochter Companhia Siderúrgica do Atlántico (kurz CSA) zumindest noch einen Restwert haben wird. Genau dieser wurde jetzt offenbar realisiert, allerdings nicht in dem Umfang, wie von den Buchhaltern vorgesehen. Bereits im Oktober wurde von Verhandlungen mit Ternium (WKN:A0ESPU) berichtet, jetzt ist der Deal offiziell: Für 1,5 Mrd. Euro geht das Werk an diesen Stahlkonzern mit Aktivitäten in Argentinien und Mexiko sowie registriertem Sitz in Luxemburg, 8 Fahrminuten über den Boulevard Royal nördlich von der ebenfalls dort angesiedelten ArcelorMittal.

Die Transaktion hat zur Folge, dass ein buchhalterischer Wert von 900 Mio. Euro abgeschrieben werden muss, mit direkter Auswirkung auf das ohnehin knappe Eigenkapital. Ternium gehört zum Techint-Konglomerat der Familie Rocco, dessen Wurzeln auf die 1945 in Mailand gegründete Compagnia Tecnica Internazionale zurückgeht, aber seither vor allem vom zweiten Hauptsitz Buenos Aires in Argentinien aus expandierte und heute etwa 50.000 Mitarbeiter hat.

Die Aktionäre von Ternium haben die Nachricht mit Begeisterung aufgenommen: Von kurzfristig unter 23 US-Dollar schossen die in New York gehandelten Papiere auf über 26 hoch. Zufrieden zeigten sich aber auch die Investoren von thyssenkrupp, der Kurs legte im Tagesverlauf etwa einen Euro auf gut 24 zu. Wenn also beide Seiten glücklich sind, dann könnte man von einem letztlich gelungenen Deal sprechen. Aber ist das berechtigt?

Was thyssenkrupp wirklich davon hat

Auf Seiten der Argentinier freut man sich wohl vor allem über die betriebswirtschaftliche Logik. Für sie ist das brasilianische Werk kein Schrott, sondern eher ein Juwel (!), das sich in das bestehende Fertigungsnetz gut integrieren lässt. Rationalisierungsmaßnahmen wurden in Argentinien bereits eingeleitet und weitere Synergien im Konzern dürften zügig realisierbar sein.

Bei thyssenkrupp geht es hingegen eher darum, einen Kopfschmerzen verursachenden Standort endlich los zu haben. Für sie erschien CSA wie ein Klotz am Bein, der das Voranschreiten in anderen Geschäftsfeldern erschwerte. „Ein Schrecken mit Ende“ titelte jetzt der Tagesspiegel passenderweise. Jetzt muss noch für das Duisburger Werk eine gute Lösung ausgehandelt werden, dann kann sich das Management voll auf die immer wichtiger werdenden technologieintensiven Segmente konzentrieren.

Zu beachten ist bei dem Deal, dass die 1,5 Mrd. Euro sich nicht auf die Unternehmensbewertung aus Eigentümersicht beziehen, sondern auf den Kapitalbedarf aus Käufersicht, also inklusive der Schuldenübernahme (engl. Enterprise Value). Das Management von thyssenkrupp betont dabei, dass die Nettoschulden durch den Mittelzufluss prozentual stärker zurückgehen, als das Eigenkapital durch die Abschreibung. Aber Verlust ist Verlust.

Jetzt, wo die Stahlpreise wieder stark angestiegen sind und das Ende der Wirtschaftsmisere in Brasilien langsam absehbar wird, ist zu erwarten, dass Ternium und die Familie Rocco noch viel Freude mit ihrem Zukauf haben werden. Mit etwas mehr Geduld hätten es thyssenkrupp und die Aktionäre sein können, welche die Früchte des langen Leidenswegs ernten.

Ein gemischtes Bild

Einerseits denke ich schon, dass es wichtig ist, dass das Management sich auf die Implementierung seiner Strategie fokussieren kann, anstatt ständig irgendwo die Feuerwehr spielen zu müssen. Andererseits glaube ich, dass dies nun teuer erkauft wurde. Mit einem Eigenkapital von gerade mal noch etwa 2 Mrd. Euro sieht die Bilanz anfällig für unvorhergesehene Ereignisse aus und hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn irgendwann die aktuelle Marktkapitalisierung von 13 Mrd. Euro erreicht werden soll.

Mit größeren Dividenden sollte also auf absehbare Zeit keiner rechnen. Dafür muss das Management jetzt aber bezüglich der Profitabilität beweisen, dass der eingeschlagene Weg hin zum Technologiekonzern die erhofften Erfolge bringt.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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