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Zuckerbrot und Peitsche: Ist das USA-Risiko noch tragbar für dein Depot?

Freiheitsstatue, New York
Foto: Pixabay

Eine starke Präsenz in den USA galt lange Zeit als unabdingbar, wenn man als Industrie-Unternehmen ernst genommen werden wollte. Folglich verfügen dort praktisch alle DAX-Konzerne über große Investitionen. Für manche hat sich die Strategie mehr als ausbezahlt, aber oft genug sind sie auch auf die Nase gefallen. Mit der neuen Regierung steigen die Chancen, aber auch die Risiken noch weiter. Entscheide selbst, ob dein Depot dafür gewappnet ist.

Milliardenschwere Fehlschläge

Die Deutsche Telekom (WKN:555750) mag heute gut dastehen und selbst in den USA Erfolge feiern. Aber der Konzernverlust in Höhe von gewaltigen 24,5 Milliarden Euro aus dem Jahr 2002 ist bis heute nicht ganz verdaut. Allein 18 Mrd. Euro Abschreibungen auf die viel zu teure Übernahme von Voicestream waren notwendig.

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Der andere privatisierte Staatskonzern, die Deutsche Post (WKN:555200) erlitt ein ähnliches Schicksal. Man wollte unbedingt das Duopol von UPS und FedEx im Express-Geschäft innerhalb der USA aufbrechen. Nach jahrelangen Verlusten wurde 2008 die Reißleine gezogen. 14.900 Stellen wurden abgebaut und die Gesamtverluste beliefen sich auf mindestens 7,5 Mrd. Euro.

Noch schlimmer traf es die Deutsche Bank (WKN:514000). Sie ließ sich 1999 in der allgemeinen Euphorie in ein Engagement bei Bankers Trust treiben. Man wollte amerikanischer werden und im Investment-Banking zu den ganz Großen gehören. Dass man im Übereifer auch Anstand und Moral verlor ist bedauerlich.

Zahlreiche Gerichtsverfahren gab es in mehreren Ländern und meistens auch zurecht. Aber gerade in den USA sind die Strafen oft besonders drakonisch. Alleine bezüglich des Rechtsstreits um faule Hypothekenpapiere forderten die Behörden 2016 ursprünglich vernichtende 14 Mrd. US-Dollar, ein Betrag der im späteren Vergleich auf immer noch beachtliche 7,2 Mrd. reduziert wurde. Dabei greifen die Amerikaner nicht nur bei eindeutigem Betrug zu, sondern auch in Zweifelsfällen. Die französischen Bank BNP Paribas musste knapp 9 Mrd. US-Dollar berappen, weil sie angeblich US-Sanktionen gegen Iran umgangen habe. Frankreich gab sich empört, aber verhindern konnte die Politik nicht mehr viel.

In diese Liste reiht sich natürlich auch noch Volkswagen (WKN:766403) mit ihrer verheerenden Dieselthematik ein. Während die meisten Länder sich mit geordneten Rückrufaktionen und kleineren Entschädigungen zufriedengeben, langen auch in diesem Fall die US-Behörden mit Abstand am stärksten zu. Von den Gesamtaufwendungen von weit über 20 Mrd. Euro entfällt ein großer Teil auf die USA.

All diese Beispiele zeigen, dass ein Markteintritt in den USA oft mit unkalkulierbaren Risiken verbunden ist. Selbst wenn die Ursache in den meisten Fällen selbst verschuldet ist, ist doch auffällig, wie schwer es ist, sich erfolgreich zu etablieren und gleichzeitig juristische Fallstricke zu umschiffen. Trotzdem gibt es auch eine Reihe von Erfolgsbeispielen.

Milliardenerfolge

Das wohl mit Abstand amerikanischste DAX-Unternehmen ist Fresenius Medical Care (WKN:578580). Die eigenständige Dialyse-Sparte des Fresenius-Konzerns macht einen Großteil ihres Umsatzes in den USA, wo mehrere große Übernahmen getätigt wurden. FMC ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte. Der Kurs vervielfachte sich über die Jahre und der Nettogewinn übertraf 2016 erstmals die Milliardengrenze.

Wie ein Phoenix aus der Asche ist HeidelbergCement, seit 2010 DAX-Mitglied, in den letzten Jahren aufgestiegen. Nordamerika ist für den Zementriesen mittlerweile ein fast genauso wichtiger Markt wie Europa. Die Geschäfte laufen ausgezeichnet und die angekündigten Infrastrukturprogramme, samt Mauerbau, sollten die Umsätze weiter antreiben.

Gute Erfahrungen mit Übernahmen in den USA haben auch SAP und Merck gemacht. Trotz optisch oft überhöhter Preise profitieren sie langfristig von der Zusammenführung von deutschem Ingenieursgeist mit amerikanischer Höchsttechnologie in Bereichen wie Informations- und Nano-Technik. Das sichert ihre Spitzenstellung ab und hält so ihre Geldmaschinen am Laufen. Der geplante Zusammenschluss von Praxair und Linde dürfte letztlich ebenso ein Erfolg werden, wenn die Behördenauflagen fair ausfallen.

Insgesamt sehe ich allerdings trotz solcher transatlantischen Highlights gewisse Gefahren auf viele der in den USA tätigen Unternehmen zukommen.

Zuckerbrot und Peitsche

Die neue US-Regierung übte bereits im Vorfeld der Machtübernahme erheblichen Druck auf in- und ausländische Konzerne aus. Die Strategie scheint zweiseitig zu sein: Wer spurt und Arbeitsplätze schafft, der darf im gelobten Land von zukünftig weniger Regulierung und Steuern profitieren. Wer sich weigert und lieber in Mexiko oder sonst wo produziert, der wird nicht nur an den Pranger gestellt, sondern auch mit überraschend erhöhten Zöllen und anderen Maßnahmen drangsaliert.

Anscheinend sind zahlreiche Vorstände geneigt, nach dem Zuckerbrot zu greifen. Kurz- und mittelfristig ist dies bestimmt das Beste. Aber ich frage mich, was passiert, wenn in Zukunft mal wieder die Nachfrage einbricht und Arbeitsplätze abgebaut werden müssen. Holt die Administration dann die ganz große Peitsche raus? Werden den Unternehmen dann Anwälte oder gar Geheimdienste auf den Hals gehetzt? Es scheint heutzutage alles möglich. Wer jetzt die Präsenz ausbaut, ist nachher nur noch stärker verwundbar.

Sicher ist, dass Anleger sich ganz genau anschauen sollten, wie ihre Unternehmen in Amerika positioniert sind und welchen Risiken sie dort ausgesetzt sind. Letztens berichtete die ARD über die Aussichten von Daimler in den USA und warnte vor einem möglichen Totalschaden. Daimler teilte mit, dass man auf einen „positiven, konstruktiven Dialog“ setze — mal schauen, was zurückgetwittert kommt.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt Linde, FedEx und United Parcel Service.



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