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Schuldenkrise? Diese 2 Unternehmen kennen dieses Wort nicht!

Foto: Pixabay, knerri61

In der aktuellen Niedrigzinsphase haben viele Unternehmen enorme Schuldenberge aufgenommen. Mit dem billigen Geld wurden Investitionen, Übernahmen oder auch Aktienrückkäufe finanziert. Das wirft zwei Fragen auf: Wann werden diese Schuldenberge gefährlich und gibt es noch erfolgreiche Unternehmen, die meilenweit von einer Schuldenkrise entfernt sind? Erste Antwort: entscheidend ist der dynamische Verschuldungsgrad. Zweite Antwort: Richemont (WKN:A1W5CV) und Alphabet (WKN:A14Y6F).

Wann sind Schulden wirklich böse?

Schulden sind per se nicht schlecht. Wachstum ist meist mit Schulden verbunden, da große Investitionen nicht komplett mit Eigenkapital finanziert werden können. Oftmals ist es auch besser, zumindest einen Teil, mit Fremdkapital zu finanzieren. Fremdkapital ist in der Regel deutlich günstiger ist als eigenes Kapital. Die Verzinsungsansprüche von Fremdkapitalgebern sind in der Regel nämlich geringer als die Renditeanforderungen von Eigenkapitalgebern. Einfach, weil erst die Fremdkapitalgeber bedient werden, wenn es hart auf hart kommt. Für Eigenkapitalgeber ist das Risiko also um ein Vielfaches höher als für Fremdkapitalgeber.

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Schulden führen aber auch zu unausweichlichen Zahlungsverpflichtungen in der Zukunft. Die Zinsen müssen bezahlt werden und irgendwann verlangt der Kreditgeber auch den geliehenen Geldbetrag zurück. Und zwar ganz egal, wie das Unternehmen nun wirtschaftlich gerade dasteht. Können diese Zahlungen nicht geleistet werden, dann wird der Gang zum Insolvenzverwalter unumgänglich. Mit zunehmenden Schulden steigt also das Risiko eines Unternehmens.

Zur Bewertung, ob ein Unternehmen nun Gefahr läuft, unter der Schuldenlast zusammenzubrechen oder nicht, sollte aber nicht nur der absolute Schuldenberg betrachtet werden. Auch die Schulden- oder Eigenkapitalquote, also der Anteil der Schulden bzw. des Eigenkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens, ist als alleinige Größe hierfür nur bedingt geeignet. Einen besseren Dienst leistet der dynamische Verschuldungsgrad.

Was ist der dynamische Verschuldungsgrad?

Beim dynamischen Verschuldungsgrad werden die Nettoschulden, also die gesamten Schulden abzüglich der liquiden Mittel, durch den freien Cashflow geteilt. Der freie Cashflow ist der Geldbetrag, den ein Unternehmen mit seinem operativem Geschäft nach Abzug der Investitionstätigkeiten verdient. Mit diesem Geld kann das Unternehmen Kredite tilgen und Zinsen bezahlen. Ein dynamischer Verschuldungsgrad kleiner 1, bedeutet also, dass das Unternehmen mit den vorhandenen liquiden Mitteln und dem frei verfügbaren Geldeingang eines Jahres, seinen Schuldenberg komplett tilgen könnte.

Die Eigenkapitalquote taugt hingegen nur bedingt zur Beurteilung der Schuldensituation eines Unternehmens. Selbst Unternehmen mit relativ geringen Schulden und einer entsprechend hohen Eigenkapitalquote könnten tatsächlich Gefahr laufen, den Schuldendienst nicht mehr bedienen zu können. Nämlich dann, wenn das Unternehmen einfach nicht genügend Geld verdient, um den Verpflichtungen nachzukommen. Daher ist der dynamische Verschuldungsgrad deutlich besser geeignet, die Schuldenlast eines Unternehmens zu beurteilen.

Auch wenn der dynamische Verschuldungsgrad eine wirklich wichtige Kennzahl ist, einigen Unternehmen ist er dennoch vollkommen egal.

Richemont und Alphabet kennen keinen dynamischen Verschuldungsgrad

Jeder mit einer Leidenschaft für edle Uhren, Stifte und Schmuck kommt an den Marken von Richemont nicht vorbei. Montblanc-Stifte und Piaget-Uhren gehören zu den edelsten ihrer Sorte. Will man den dynamischen Verschuldungsgrad von Richemont berechnen, dann stößt man allerdings an mathematische Grenzen.

Die liquiden Mittel inklusive der kurzfristigen Finanzanlagen betrugen zum Jahreswechsel 2016 etwa 7,8 Mrd. Euro. Die kompletten Schulden, sowohl kurzfristig als auch langfristiger Natur, betrugen gerade einmal 5,1 Mrd. Euro. Das Unternehmen hat also einfach keine Nettoschulden. Dazu kommt ein freier Cashflow im Geschäftsjahr 2016 von 0,7 Mrd. Euro. Das Unternehmen könnte also mit den bestehenden liquiden Mitteln seine kompletten Schulden auf einen Schlag loswerden und hätte dann jedes Jahr rund 0,7 Mrd. Euro zur Verfügung, die an die Aktionäre ausgeschüttet werden könnten, ohne die Investitionsausgaben zu vernachlässigen.

Das gleiche Phänomen lässt sich beim Google-Konzern Alphabet beobachten. Das Unternehmen sitzt auf einem unvorstellbaren Haufen an Geld und kurzfristigen Geldanlagen: etwa 86 Mrd. US-Dollar. Diesem Vermögen stehen Schulden in Höhe von gerade einmal 28 Mrd. US-Dollar gegenüber. Zudem erwirtschaftete Alphabet im abgelaufenen Geschäftsjahr einen freien Cashflow von 4,9 Mrd. US-Dollar.

Das Unternehmen hätte nach kompletter Schuldentilgung noch fast 60 Mrd. US-Dollar übrig. Dazu kommen jährlich rund 5 Mrd. frei verfügbare US-Dollar aus dem laufenden Geschäft. Das heißt, das Unternehmen könnte theoretisch einmalig 60 Mrd. US-Dollar an seine Aktionäre ausschütten und Jahr für Jahr weitere 5 Mrd. US-Dollar. Ohne dabei das Investitionsvolumen zu reduzieren oder das bestehende Geschäft zu gefährden.

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Sven besitzt keine der erwähnten Aktien. Suzanne Frey ist Führungskraft bei Alphabet und Mitglied des Vorstands von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Alphabet (A und C).



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