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Wird sich die Actelion-Übernahme für Johnson & Johnson jemals auszahlen?

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Der Healthcare-Konzern Johnson & Johnson (WKN:853260) ist wohl eines der angesehensten und solidesten öffentlich gehandelten US-Unternehmen. Aber wie jedem anderem Unternehmen dieser Welt unterlaufen auch J&J von Zeit zu Zeit grobe Fehler.

Vergangenen Donnerstag hat Johnson & Johnson angekündigt, dass es den Schweizer Medikamentenhersteller Actelion (WKN:936767) zu einem Preis von 280 US-Dollar je Aktie übernehmen wird. Der Deal soll mit J&Js im Ausland gehorteten Bargeldbeständen finanziert werden. Der Übernahmepreis soll sich auf ca. 30 Mrd. US-Dollar belaufen.

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Vor Durchführung dieses Deals will Actelion seine Pipeline mit Produkten in der frühen Entwicklungsphase in ein eigenes, öffentlich gehandeltes Unternehmen ausgliedern. Johnson & Johnson wird an diesem Unternehmen eine Beteiligung von 16 % erhalten, zuzüglich einer Option, in Zukunft weitere 16 % zu erwerben.

Für Börsenexperten kommt dieser Deal wenig überraschen, da J&J in Sachen M&As bisher stets sehr aktiv war (auch wenn J&J in der Regel auf klein- und mittelständische Unternehmen – und weniger auf Large Caps – abzielt) und bereits seit einigen Monaten um Actelion buhlt. Johnson & Johnsons Interesse an Actelion wurde erstmals im November bekannt, als es Berichten zufolge ein Gebot von 26 Mrd. US-Dollar abgab, das allerdings Actelions Aufsichtsrat als zu niedrig empfand und zurückwies. J&J erhöhte anschließend sein Gebot auf 27 Mrd. US-Dollar, bevor es das Thema ad acta legte.

Jedoch war J&J nur wenige Wochen später wieder im Rennen, nachdem Gespräche zwischen Actelion und dem französischen Pharma-Riesen Sanofi scheiterten. Am Donnerstag zog J&Js Management den großen Fisch schließlich an Land.

Remicades Flaute zwingt J&J zum Handeln

Der Grund, weshalb Johnson & Johnson so aggressiv um Actelion geworben hat, hat zwei Aspekte. Erstens bekommt Remicade, ein Entzündungshemmer und das meistverkaufte Produkt des Unternehmens, nun Konkurrenz von Inflectra, einem biosimilaren Produkt von Celltrion. Celltrion hat die Rechte an Inflectra an den globalen Pharma-Riesen Pfizer, der das Biosimilar-Produkt im Vergleich zu Remicade mit einem Preisnachlass von 15 % anbietet, abgetreten.

Im vierten Quartal des vergangen Jahres fiel der Absatz von Remicade um fast 2 % in den USA und um 39 % beim Exportverkauf. Dies führte zu einem Abfall des operativen Ergebnisses von 3,2 % (ohne Währungseffekte). Mit einem Umsatz von 6,97 Mrd. US-Dollar machte Remicade fast 10 % von J&Js Gesamtumsatz von 71,9 Mrd. US-Dollar aus. Ein Umsatzrückgang bei Remicade könnte nur schwer zu ersetzen sein.

Mit der Actelion-Übernahme erhält Johnson & Johnson Zugang zu Actelions führendem Produktportfolio zur Behandlung von pulmonal-arteriellem Lungenhochdruck (PAH) und den potenziellen Kassenschlager-Medikamenten Opsumit und Uptravi. Der Deal sollte sofort J&Js Gesamtjahresergebnis je Aktie und seine langfristige Wachstumsrate hochschrauben.

Der andere Faktor, der J&J vermutlich zu so einem großen Deal veranlasst hat, ist die Prognose einer Verlangsamung des Wachstums in der Pharma-Industrie im Jahr 2017. Johnston & Johnson hat vor kurzem bekannt gegeben, dass es plant, die Hintergründe seiner Medikamentenpreissteigerungen bis Mitte Februar offenzulegen, um das Vertrauen von Konsumenten zu gewinnen und der Öffentlichkeit (und Behörden) ein besseres Verständnis darüber zu verschaffen, was hinter seiner Preissetzung steckt.

Da nun allerdings der gesamte Fokus auf J&J Preisstrategie gerichtet ist, könnte die Preissetzungsmacht des Unternehmens in naher Zukunft darunter leiden. Berücksichtigt man zusätzlich noch, dass Präsident Trump angedeutet hat, er wolle Medikamentenpreise unter seiner Führung senken, so braucht J&J neue pharmazeutische Wachstumsmotoren. Vergessen wir zudem nicht, dass Arzneimittel J&Js primäre Quelle von Margen und Wachstum sind.

Die Übernahme von Actelion verleiht J&J sofortiges mittelfristiges Wachstum und sollte vermutlich den pharmazeutischen Umsatz des Unternehmens auf circa die Hälfte des jährlichen Gesamtumsatzes anheben.

Für J&J könnte sich dieser Deal unter Umständen niemals auszahlen

Obwohl J&Js Management-Team diesen Deal als großartiges Ereignis für Aktionäre feierte und Actelion-Aktionäre sich die Finger lecken, würde ich behaupten, dass J&J die 30 Mrd., die es für die Übernahme von Actelions PAH-Portfolio auf den Tisch gelegt hat, niemals wieder einholen wird.

Johnson & Johnsons Eifer, Actelion zu übernehmen, vernachlässigt einige entscheidende Bedenken, die auch das Produktportfolio und die Pipeline des Unternehmens nicht beseitigen können. Beispielsweise zahlt J&J nun für Actelion in etwa das 15-Fache seines Umsatzes oder in etwa das Sechs- oder Siebenfache seiner möglichen Rekordumsätze. Aber diese Rekordumsatzprognosen gehen davon aus, dass Opsumit und Uptravi aus allen Rohren feuern.

Erst vor einigen Tagen hat Opsumit in einer entscheidenden Phase-III-Studie mit Patienten mit Eisenmerger-Syndrom den primären Endpunkt verfehlt. Auch wenn diese Patienten nur einen kleinen Teil des Zielmarktes ausmachen, bedeutet dies nun, dass potenzielle Rekordumsätze um 100 – 200 Mio. US-Dollar geringer ausfallen werden. Bei einem Dealpreis des Sechsfachen des möglichen Rekordumsatzes bedeutet dies einen Preisaufschlag für die Akquisition von 1,2 Mrd. US-Dollar.

Rechnet man die Q3-Absatzzahlen von Opsumit und Uptravi hoch, so sollten die Medikamente über 12 Monate 872 Mio. bzw. 280 Mio. US-Dollar umsetzen. Obwohl beide sich noch in der Wachstumsphase befinden (Uptravi kam erst vor einem Jahr auf den Markt), sind die Medikamente immer noch weit davon entfernt, einen erwarteten Höchstumsatz von 2 Mrd. US-Dollar zu erzielen.

Hinzu kommt, dass Tracleer, das meistverkaufte PAH-Medikament des Unternehmens, seinen Patentschutz verloren hat und sich nun dem allgemeinen Wettbewerb stellen muss. Im dritten Quartal fiel der Umsatz des Medikaments auf Basis konstanter Wechselkurse um 18 % — in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 büßte das Medikament sogar 144 Mio. US-Dollar ein. Nachahmepräparate verschlingen in der Regel innerhalb eines Jahres in etwa 50 % des Umsatzes der Markenarzneimittel, was bedeutet, dass Tracleers prognostizierter Umsatz für 2016 von 1 – 1,1, Mrd. US-Dollar in den kommenden Jahren auf 500 Mio. oder weniger abfallen könnte. Für J&J ist das eine ziemlich bittere Pille.

Bildquelle: GETTY IMAGES.

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Aber der entscheidende Punkt für J&J-Aktionäre ist, dass es sich nur um 16 % von Actelions Pipeline der frühen Entwicklungsphase handelt – 32 %, wenn sich J&J entschließt, seine zusätzliche Kaufoption zu ziehen. Um eines klarzustellen, rund um Actelions Pipeline gab es viele Fragezeichen, aber J&J-Aktionäre hatten immer noch ein Fünkchen Hoffnung, sie würden langfristig von diesem Deal profitieren. Mit einer solch winzigen Beteiligung hat J&J aber sein Schicksal besiegelt und – meiner Meinung nach – einen schlechten Deal abgeschlossen.

Ausgehend von Actelions Reingewinn für das dritte Quartal von 252 Mio. US-Dollar bringt die Übernahme J&J letzten Endes lediglich einen zusätzlichen Reinertrag von etwa 1 Mrd. US-Dollar. Wenn Opsumit und Uptravi noch wachsen, werden es vielleicht 2 Mrd. US-Dollar – vielleicht sogar etwas mehr. Dennoch würde es dann immer noch über ein Jahrzehnt dauern, bis J&J die Kosten in Höhe von 30 Mrd. US-Dollar wieder drin hat. Und bis dahin wird im PAH-Markt bereits vermutlich der generische Wettbewerb Einzug gefunden haben.

Glücklicherweise ist J&J ein starkes und ausreichend diversifiziertes Unternehmen, dessen Erfolg auch solch ein Deal nichts anhaben kann. Dennoch stehe ich dieser teuren Übernahme sehr skeptisch gegenüber.

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The Motley Fool hält und empfiehlt Johnson & Johnson.

Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und am 27.1.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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