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Wachsweicher Euro: Wie es 2017 weitergeht und wer davon profitiert

Bild: pixabay

Grundsätzlich gilt: Exportierende europäische Unternehmen profitieren vom schwachen Euro – allerdings längst nicht alle in gleichem Maße. Ich bin deshalb den Fragen nachgegangen, wie es mit dem Euro wohl weitergeht und wo besonders günstige Investitionsmöglichkeiten lauern könnten.

Der Euro auf der Intensivstation

Die Gründe für die Schwäche sind vielfältig. Klar ist, dass Europa zuletzt kein gutes Bild abgegeben hat. Auch die Tatsache, dass bald in allen großen Ländern – einschließlich eventuell Deutschland – neue Regierungschefs an der Macht sind, ist vielleicht nicht optimal für die Eurozone.

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Hinzu kommt eine Zentralbank, die den Eindruck vermittelt, dass sie für immer auf eine Ausweitung der Geldmenge setzen wird.

Aktuell liegt der Unterschied zwischen langlaufenden US-Anleihen und den deutschen Pendants bei über 2 %. Da erscheinen US-Papiere erst mal attraktiver – allerdings gilt dies nur, wenn der Dollar stark bleibt.

Darum ist ein Turnaround 2017 wahrscheinlich

In diesen Tagen ist oft zu lesen, dass die aktuellen Wirtschaftsdaten für ein baldiges Abtauchen unter die Euro-Dollar-Parität sprechen würden. Das ist möglich, aber keineswegs zwingend.

Zwar denke auch ich, dass ein niedriges Niveau gerechtfertigt ist, ein weiteres Absinken hingegen nur, wenn sich die Lage und der Ausblick zusätzlich verschlechtern. Andernfalls müsste der Euro eher leicht steigen. Alles andere wäre unlogisch.

Denn wenn es so klar wäre, dass der Dollar weiter steigen wird, dann könnte zum Beispiel die KfW – die sicherste Bank der Welt – einfach ein paar Milliarden Euro zu Minizinsen aufnehmen und höher verzinst in Dollar anlegen. Damit würde sie Zinsen und Kursgewinne gleichzeitig einstreichen. Solche sicheren Geschäfte gibt es jedoch nicht, schon gar nicht bei extrem liquiden Devisen.

Logisch wäre hingegen, wenn der Euro genau die 2 % pro Jahr im Wert wieder aufholt, um den Zinsunterschied wettzumachen. Um dies trotz des ungünstigen Umfelds zu ermöglichen, musste der Wert ebenso stark heruntergeprügelt werden. Ob das passende Niveau mit rund 1,05 gefunden wurde, bleibt allerdings trotzdem die Frage. Da kommt es auch darauf an, wie sich die US-Wirtschaft entwickelt.

Auch die US-Wirtschaft kennt Probleme

Schließlich haben die USA ihre eigenen Schuldenkrisen. Die Fastpleite des assoziierten Staats Puerto Rico ist da nur das krasseste Beispiel.

Die Wirkung von Trumps Wirtschaftspolitik ist noch völlig unabsehbar. Ob die geplanten wirtschaftsfreundlichen Maßnahmen wirklich für die versprochenen Arbeitsplätze sorgen, ist nicht ausgemacht. Diesem Ansinnen steht auch ein zu starker Dollar entgegen, weil er die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts senkt.

Hinzu kommt, dass die Marke USA bereits jetzt stark beschädigt ist. Ein Präsident, der wichtige Handelspartner und Europa befremdet, ist nicht gerade ein wertsteigerndes Aushängeschild. Auch das spricht für einen schwächeren Dollar.

Zuletzt ist an den China-Faktor zu denken. Dank der hohen Dollar-Reserven kann das Land zumindest kurzfristig starken Einfluss auf den Wert nehmen. Vielleicht will das Reich der Mitte den starken Dollar nutzen, um seine Bestände gewinnbringend abzubauen.

Während der Ausblick also eher offen ist, dürfte klar sein, dass der Export von Euroland in die USA zunächst weiter florieren wird.

Wer vom billigen Euro profitiert

Zunächst ist aber festzustellen, dass der Euro nicht gegenüber allen Währungen abgegeben hat. Der chinesische Renminbi bewegte sich ähnlich und die Währungen von Ländern wie Großbritannien, Brasilien, Russland oder der Türkei mussten über die letzten Jahre noch mehr Federn lassen. Europäische Unternehmen, die allerdings sehr viel Umsatz in den USA machen, sollten grundsätzlich zu den Gewinnern gehören, wobei aber einiges zu beachten ist.

Die meisten Konzerne betreiben ein ausgefeiltes Risikomanagement, zu dem auch die Währungsabsicherung gehört. Gewinne, die auf der einen Seite reinkommen, fließen dann auf der anderen Seite möglicherweise wieder heraus. Dabei müssen auch die Schulden berücksichtigt werden, die oft teilweise in den Währungen wichtiger Exportmärkte aufgenommen werden. Infineon (WKN:623100) hält beispielsweise mehr als die Hälfte seine verbrieften Verbindlichkeiten in US-Dollar, was ausgleichend wirkt.

Auch die Einkaufsseite ist zu beachten. Viele Rohstoffe sind bereits teurer geworden und werden in Dollar notiert. Das treibt die Kosten und schmälert den Gewinn.

Ich habe mich mal umgeschaut, welche Unternehmen Analysten vor einem Jahr aufgrund der Euroschwäche empfohlen haben. Darunter befanden sich vor allem Maschinenbauer wie Rational (WKN:701080) oder Krones (WKN:633500). Beide entwickelten sich im Jahr 2016 allerdings alles andere als beeindruckend. Kaum einer der weiteren gesichteten Tipps konnte den DAX schlagen.

Ausreißer nach oben ist MTU Aero Engines (WKN:A0D9PT), bei der die Kombination eines ausgezeichneten Marktumfelds, einer besseren Aufstellung und der Dollarstärke viel Auftrieb verliehen hat. Man könnte versucht sein, hier auch den DAX-Primus Adidas (WKN:A1EWWW) zu nennen. Zum Halbjahr wurde jedoch von „anhaltenden, deutlich negativen Währungseffekten“ berichtet – trügerisch.

Fazit: Währungsbewegungen sind eher zweitrangig für Anleger

Erstens ist es nahezu unmöglich, die weitere Entwicklung des Euro vorauszusehen, zweitens ist die Analyse der tatsächlichen Auswirkungen für ein bestimmtes Unternehmen sehr schwierig und drittens werden diese oft von anderen Faktoren überlagert. Die Euro-Schwäche sollte deshalb höchstens als zusätzliches Argument für die Investition in eine bestimmte Aktie herhalten. Viel wichtiger ist meines Erachtens, dass ein Unternehmen strategisch gut aufgestellt ist und operativ gut geführt wird.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.



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