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Ansturm von Qualcomm: So hält Infineon dagegen

Foto: Infineon

Lange Jahre brüstete sich Infineon (WKN:623100) damit, die Nummer 1 zu sein, wenn es um Halbleiter für die Automobilindustrie geht. Sozusagen als Hoflieferant der deutschen Premiumhersteller und deren Zulieferer waren die Bayern in einer ausgezeichneten Position. Im Zuge der massiven Konsolidierungswelle in der Chipbranche wurden sie in den letzten Monaten auf Platz 2 verdrängt.

Infineon-Chef Reinhard Ploss gibt sich gelassen. Dafür gibt es gute Gründe, aber auf einige Details müssen wir achten.

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Wie Qualcomm den Markt aufmischt

Die mächtige Qualcomm beabsichtigt, den aus NXP (WKN:A1C5WJ) und Freescale gebildeten neuen Automotive-Marktführer zu übernehmen. Damit entsteht einer der größten Halbleiterkonzerne weltweit. IC Insights erwartet einen kombinierten Jahresumsatz von 25 Mrd. Dollar gegenüber gerade mal 7 Mrd. von Infineon.

Da Qualcomm selbst die Fahrzeugindustrie beliefert, könnte sich der Abstand zu Infineon in diesem Absatzmarkt noch vergrößern. Qualcomm fährt seit einiger Zeit eine große Kampagne im Motorsport-Umfeld, um seine Lösungen für kabellose Ladetechnik und die Fahrzeugvernetzung zu demonstrieren.

Obwohl auch Infineon viele Bausteine für das schnelle und effiziente Aufladen von Fahrzeugbatterien im Angebot hat, kommt man sich hier allerdings kaum in die Quere. Vielmehr ergänzen sich die beiden in diesem Bereich wohl eher. Passenderweise hat NXP seine Leistungshalbleiter ausgegliedert und unter dem neuen Namen Nexperia an chinesische Investoren verkauft.

Auf der anderen Seite hat Infineon seine Sparte rund um die Vernetzung bereits 2010 an Intel (WKN:855681) veräußert. Insgesamt lässt sich daher kaum erkennen, dass sich die Wettbewerbsverhältnisse wesentlich verändern.

Auch bezüglich der anderen Segmente sind die Überlappungen relativ gering, soweit ich erkennen kann. Trotzdem muss Infineon wachsam sein.

Wo die Kombination Infineon gefährlich wird

Beim Produktsegment Microcontroller, also hochintegrierten rechnenden Halbleiterchips, sehe ich für Infineon die Gefahr, dass NXP über die Nutzung des Qualcomm Know-hows einen entscheidenden Vorsprung erlangen wird. Qualcomm ist bei Smartphones und anderen mobilen Geräten äußerst erfolgreich mit seinen Snapdragon-Chips und bietet diese seit Anfang 2016 auch für Kfz-Anwendungen an.

Dort gilt NXP derzeit neben der japanischen Renesas (WKN:812960) als Marktführer und ist bereits alleine etwa dreimal so groß wie Infineon, laut den Zahlen von Strategy Analytics vom April 2016. Intelligente Fahrerassistenzsysteme und Autonomes Fahren gehören neben der Elektrifizierung zu den wichtigsten Zukunftsthemen von Infineon. Ein schneller und besonders zuverlässiger Microcontroller ist das Herzstück solcher Lösungen.

Kein Wunder, wurden 2015 die Fühler nach Renesas ausgestreckt, während die kleinere Dialog Semiconductor (WKN:927200) dieses Jahr ebenfalls erfolglos mit Atmel (WKN:882557) fusionieren wollte. Letztere geht stattdessen gerade in Microchip (WKN:886105) auf, wodurch ein weiterer mächtiger Wettbewerber auf diesem Gebiet entsteht. Da wird es nicht leicht für Infineon, Schritt zu halten.

Es wunderte mich nicht, wenn die Bayern beispielsweise mit der im Bereich Microcontroller ähnlich großen Texas Instruments (WKN:852654) etwas unternehmen würde, aber das ist zunächst kein Thema.

So versucht Infineon Kurs zu halten

Jedenfalls geben sich die zum Ende ihres Geschäftsjahres unbeeindruckt von den Avancen der Wettbewerber. Man glaubt, stark genug zu sein und will weiterhin selbst als Konsolidierer auftreten.

Zuletzt wurde mit Innoluce ein kleinerer Mitbewerber übernommen, um das Portfolio an Komponenten für sogenannte LIDAR-Systeme zu komplettieren. Diese Technik ergänzt Kamera- und Radar-basierte Systeme, um die Fahrbahn und Gegenstände noch besser erkennen zu können. Das Management ist überzeugt, dass so die Technologieführerschaft abgesichert werden kann.

Ein Vorteil der Münchener besteht darin, dass sie viel Kompetenz aufgebaut haben, um ein breites Portfolio an Sensoren, Leistungshalbleiter und Rechenchips aufeinander abzustimmen.

Anstatt sich ausschließlich dem harten Wettbewerb bei Komponenten zu stellen, bietet Infineon seit einiger Zeit vermehrt integrierte Systeme und Referenzdesigns an. Durch die große Nähe zu den Premium-Herstellern ist der Chiphersteller stark in die Entwicklung der modernsten digitalen Lösungen eingebunden. Auch Tesla (WKN:A1CX3T) ist darauf aufmerksam geworden und nutzt diese Kompetenz ausgiebig für sein Model X.

Dazu passt auch die geplante Übernahme von Wolfspeed, mit der die Systemkompetenz im Bereich von Leistungshalbleitern für Windenergie, Fahrzeugelektrik und andere Anwendungsbereiche weiter gestärkt wird.

Mit Energie und System in die Zukunft

Infineon macht viel, um seine Stärken auszubauen. Wenn es um das Thema Energieeffizienz geht, macht ihr keiner was vor. Möglicherweise werden dabei aber diejenigen Bereiche etwas vernachlässigt, die jetzt durch die gestärkte Konkurrenz unter Druck kommen. Muss uns das kümmern?

Nicht unbedingt: Der Erfolg der Bereiche, wo Infineon spitze ist dürfte gewisse Schwächen mehr als kompensieren. Die Entwicklung vom reinen Komponentenhersteller zum Systementwickler hilft dabei, die Margen hoch zu halten, und die meisten Zielmärkte weisen hohe Wachstumsraten auf. Außerdem gilt: Nach der Übernahme ist vor der Übernahme.

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Ralf Anders hält keine Wertpapiere genannter Unternehmen. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Tesla Motors. The Motley Fool empfiehlt Intel.



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