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Obacht, VDAX im Sinkflug. Was dieser Indikator für Anleger taugt.

Blauer Hase mit Malpinsel
Foto: Ralf Anders

Der Risiko-Indikator VDAX zeigt an, mit welchen DAX-Ausschlägen die Händler von Optionen rechnen. Aber gibt es Regeln, die wir uns zu Nutze machen können, um mit seiner Hilfe bessere Anlageentscheidungen zu treffen? Ich werde nachfolgend argumentieren, warum ich das nicht glaube – und warum ich den VDAX trotzdem nützlich finde.

Kein zuverlässiger Frühindikator

Dieser Index wird minütlich aus den Preisen der an der Terminbörse Eurex gehandelten DAX-Optionen berechnet. Er macht eine Aussage über die erwartete Schwankungsbreite des DAX über die jeweils folgenden 30 Tage.

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Die Details der Berechnung können wir ignorieren. Wichtig ist, dass er letztlich etwa das Dreieinhalbfache der aus Sicht der Händler wahrscheinlichsten (oder mittleren) prozentualen Ausschläge anzeigt. Beispielsweise würden 35 VDAX-Punkte bedeuten, dass es bei einem DAX-Stand von 10.000 über die folgenden 4 Wochen voraussichtlich 10 % (oder anders ausgedrückt 1.000 DAX-Punkte) nach oben oder unten geht.

Dabei ist immer zu beachten, dass dies auf der Einschätzung von Tausenden von Händlern und Investoren basiert, die fast alle dem hektischen alltäglichen Treiben unterliegen und wenig Zeit haben, sich ständig ein umfassendes und tiefgreifendes Bild der Realität zu machen.

Es gibt Leute, die sind völlig überzeugt, dass der VDAX auf magische Weise Voraussagen über den zukünftigen Verlauf der Aktienindizes machen kann. Ich glaube in diesem Fall nicht an eine kollektive Intelligenz und gehe davon aus, dass der VDAX den gleichen Mechanismen wie Anleihen- und Aktienmärkte unterliegt.

Sicher ist nur, dass der VDAX nach oben schießt, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, wie etwa beim Platzen der Dot-com-Blase oder bei der Lehman-Pleite. Aber taugt er deshalb gar nichts? Keineswegs! Nachdem wir nun eine gute Idee von der Funktionsweise des VDAX haben, würde ich vorschlagen, dass wir uns im folgenden Abschnitt drei nützliche Anwendungen ansehen.

Wofür der VDAX taugt

1. Als Absicherungsinstrument

Obwohl er mathematisch gesehen keine Aussage zur Richtung macht, hat er erfahrungsgemäß doch ziemlich unsymmetrische Eigenschaften. Starke Ausschläge nach oben gibt es normalerweise nur, wenn der DAX einbricht. Geht es hingegen aufwärts, verhält er sich ruhiger.

Ich erkläre mir das so, dass es so etwas wie eine „positive Katastrophe“ praktisch nicht gibt. Damit meine ich eine unglaublich gute Nachricht, die uns aber gleichzeitig verunsichert bezüglich ihrer Auswirkungen. Es sind eben doch eher die negativen Entwicklungen, die für Verunsicherung sorgen, während die guten Sachen uns beruhigen.

Deshalb können wir unser Depot mit einem Wertpapier auf den VDAX zumindest teilweise absichern. Gerade jetzt, wo die DAX-Kurse ein gutes Stück gestiegen sind und der VDAX ein relativ niedriges Niveau erreicht hat, könnte man sich diesen Weg überlegen. Im Gegensatz zu Optionsscheinen und Hebelzertifikaten ist dort ein Totalverlustrisiko ausgeschlossen (abgesehen vom Emittentenrisiko).

2. Für das Timing von Discount-Zertifikaten

Discount-Zertifikate beziehen sich in der Regel auf eine Aktie oder einen Aktienindex. Sie sind nützlich, um auch in Seitwärtsphasen eine gute Rendite erwirtschaften zu können. Den Vorteil gegenüber einem Direktinvestment erzielen sie dadurch, dass eine Kauf-Option verkauft wird. Der dabei erzielte Preis verbilligt den Einstieg.

Wenn die Volatilität aber gering ist, dann sinken auch die Preise solcher Optionen, weil wenig Bewegung wenige Gewinnmöglichkeiten impliziert. Den VDAX können wir somit als Indikator dafür nutzen, wann Discount-Zertifikate besonders starke Rabatte bieten.

Im Spätsommer 2011 lag der Index beispielsweise bei rund 50 Punkten, also etwa dem Dreifachen von heute. Damals hätte man einen richtig guten Deal gemacht. Beim eher niedrigen Niveau von heute würde ich hingegen lieber direkt in Aktien investieren.

3. Herdentrieb ausnutzen

Auch wenn der VDAX wie oben dargestellt vermutlich keine Aussagen über die Zukunft machen kann, so gibt er doch eine wertvolle Information darüber, was das Kollektiv erwartet.

Da wir Fools keine Händler sind, müssen wir auch nicht jederzeit die allgemeine Informationsflut verarbeiten. Vielmehr können wir den Zeitpunkt frei wählen, an dem wir die Muße haben, um uns eingehender mit einem Anlagethema zu befassen. Wenn der VDAX also wie jetzt gerade recht niedrige Werte erreicht, dann lohnt es sich vielleicht, sich einmal in Ruhe zu überlegen, warum das so ist.

Einerseits könnte es sein, dass hier eine Art Herdentrieb am Werk ist und die Händler sorglos werden. Das wäre ein Alarmzeichen. Andererseits könnte es auch berechtigt sein, einfach weil sich in den letzten Tagen ein paar Unsicherheiten reduziert haben.

Wenn du zum Schluss kommst, dass die Risiken von Markt, Politik und Konjunktur auf längere Sicht reduziert sind, dann lässt das auf steigende Aktienkurse hoffen. Handelt es sich hingegen dem Anschein nach eher um ein kurzfristiges Phänomen, dann könnten die risikofreudigeren Anleger unter uns sich überlegen, günstig ein paar Optionen oder Optionsscheine einzusammeln.

Ein nützliches Werkzeug

Im Werkzeugkasten eines Foolishen Anlegers befinden sich die vielfältigsten Dinge, darunter Kennzahlen, Buffett-Zitate, Formeln und Strategien. Ein Element davon ist der VDAX.

Er teilt uns mit, wie Herr Markt die Lage einschätzt und ob derivative Finanzinstrumente gerade günstig zu haben oder teuer sind. Aufgrund seiner Eigenschaften kann ein VDAX-Zertifikat in bestimmten Situationen auch gut als Sicherungsinstrument genutzt werden. Falls du allerdings rein aus seinem Verlauf die Zukunft lesen möchtest, empfehle ich dir lieber meinen persönlichen Schamanen.

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