Bewertungsindikator nachgebessert: Aktien günstiger als gedacht
Einem Indikator wird zugeschrieben Aktien besser zu bewerten als jeder andere. Besonders unter professionellen Marktbeobachtern erfreut sich der sogenannte CAPE-Bewertungsindikator großer Beliebtheit. Er soll vorhersagen können, welche Rendite man von Aktien in Zukunft erwarten kann.
Eine neue Analyse der Daten zeigt aber, dass CAPE einige Fehler hat und Aktien teurer aussehen lässt, als sie wirklich sind.
Die Zweifel am meistgenutzten Aktienmarkt-Indikator mehren sich
Robert Shiller, ein Yale-Professor und Vater des CAPE, hat in der Vergangenheit schon mehrfach seine Fähigkeit bewiesen, die Zukunft vorauszusehen. Kurz vor dem Platzen der Internetblase hat er in seinem Buch „Irrational Exuberance“ davor gewarnt, dass Aktien gefährlich hoch bewertet waren. Einige Jahre später hat er eine neue Warnung von sich gegeben. Er hat behauptet, dass der amerikanische Hausmarkt seiner Ansicht nach überwertet war. Wenige Jahre später gab ihm die Finanzkrise recht.
Kein Wunder also, dass sein CAPE-Indikator viel Beachtung findet. Dieser bewertet Aktien am Kurs-Gewinn-Verhältnis, allerdings wird dieses dadurch angepasst, dass man die Schwankungen der jeweils letzten zehn Jahre mit einbezieht. So wird der konjunkturelle Einfluss auf die Unternehmensgewinne ausgeglichen. So kommt auch der Name CAPE zustande, der die Abkürzung von „Cyclically Adjusted Price-to-Earnings ratio“ ist.
Trotz seiner illustren Geschichte mehren sich derzeit allerdings die Zweifel an der Wertigkeit des Indikators. Er gibt schon seit vielen Jahren Signale, dass der amerikanische Aktienmarkt gefährlich überbewertet ist, obwohl Aktien weiterhin steigen. Neue Interpretationen der Zahlen deuten darauf hin, dass es gute Gründe dafür gibt, wieso der Indikator in letzter Zeit versagt hat.
Die neuen Zahlen zeigen, dass Aktien nicht überbewertet sind
Sowohl der bekannte Finanzprofessor Jeremy Siegel als auch das Wall Street Journal haben den CAPE neu berechnet. Sie haben in ihre neuen Berechnungen mit einbezogen, dass die offiziellen Unternehmensgewinne, welche in den CAPE einfließen, durch mehrere neue Regulierungen beeinflusst werden, die dazu führen, dass Unternehmen weniger Gewinne ausweisen als früher. Die zu Grunde liegende Profitabilität hat sich aber laut Siegel nicht geändert.
Wer den so neu berechneten CAPE-Indikator betrachtet, sieht, dass Aktien bei weitem nicht so hoch bewertet sind, wie die meisten denken. Der klassische Shiller-CAPE sieht Aktien schon bei 27, laut der neuen Kalkulation ist er aber nur bei 19. Der historische Durchschnitt war bei 17 und somit sehr nah an dem aktuellen Wert. Wenn man die Finanzkrise außer Acht lässt, müsste man bis in die Mitte der 1990er zurückblicken, um einen Zeitpunkt zu finden, als amerikanische Aktien so günstig waren wie derzeit.
Niemals den Aktienmarkt timen, auch nicht mit CAPE
Was uns das zeigen sollte, ist, dass auch ein Indikator wie CAPE große Schwächen hat. Wer denkt, er kann damit wissen, wann es Zeit ist, in den Aktienmarkt einzusteigen, macht sich etwas vor. Am besten sollte man gar nicht erst versuchen den Markt zu timen.
Die gute Nachricht ist aber, dass es laut den neuesten Analysen keinen Grund gibt, Angst vor Aktien zu haben. Sie sind gar nicht so teuer wie die meisten denken.
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