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Könnte die Aktie der Deutschen Bank um 217 % steigen?

Foto: Wikimedia Commons, Raimond Spekking

Meine Überschrift mag etwas weit hergeholt klingen, aber es gibt wirklich Argumente dafür, dass sich die Aktie der Deutschen Bank (WKN:514000) verdreifachen könnte.

Dieses Argument bezieht sich auf die Art und Weise, wie Bankaktien traditionell bewertet werden: Nämlich basierend auf dem Kurs-Buchwert-Verhältnis oder dem materiellen Buchwert. In Banken zu investieren bedeutet also, dass, wenn eine Bankaktie gerade mit dem Doppelten des Buchwertes oder mehr gehandelt wird, die Aktie ein schlechtes Investment ist. Wenn die Aktie aber mit weniger als dem Buchwert bewertet ist, dann ist es wahrscheinlich eine gute Investition.

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Der Grund, warum diese Regel angeblich funktioniert, liegt darin, dass die Bilanzen von Banken aus finanziellen Vermögenswerten und Investitionen bestehen. Da einige von diesen Positionen entweder Cash-Flow generieren oder fast liquide Vermögenswerte sind und der Rest hoffentlich richtig bewertet ist, würde die Theorie besagen, dass der materielle Buchwert so etwas wie die Basis für eine Bankaktie ist (mit dem materiellen Buchwert ist Folgendes gemeint: Die Differenz zwischen den Vermögenswerten und den Verbindlichkeiten, ohne den ideellen Firmenwert oder nichtmaterielle Vermögenswerte).

Wenn aber die Bewertung einer Aktie zu weit unter den materiellen Buchwert gefallen ist, dann könnte die Bilanz einfach liquidiert werden und die Differenz zwischen dem Nettowert der materiellen Vermögenswerte und dem Marktpreis der Aktie könnte dann als netter Profit eingesteckt werden.

Am Ende des 2. Quartals meldete die Deutsche Bank einen materiellen Buchwert pro Aktie von 37,40 €. In der Zwischenzeit, während ich diesen Artikel schreibe (05.10.2016 um die Mittagszeit), wird die Aktie nur noch mit 11,79 € bewertet. Einfache Mathematik sagt uns, dass sich der aktuelle Kurs mehr als verdreifachen müsste, um wieder den materiellen Buchwert zu erreichen.

Wie du dir vielleicht schon gedacht hast, ist das nicht gerade eine Möglichkeit, mit der man schnelles Geld verdienen kann.

Ist eine Liquidation die beste Möglichkeit für die Deutsche Bank?

Theoretisch wäre es im Moment das Beste für die Investoren der Deutschen Bank, wenn die Bank einfach liquidiert würde. Die Investoren können die Aktien aktuell für weniger als 12,00 € pro Aktie kaufen und dann – theoretisch – 37,40 € pro Aktie bekommen, wenn die Bank ihre Vermögenswerte verkauft und ihre Verbindlichkeiten bezahlt.

Wenn man eine solche Rendite von einer Liquidierung bekommen könnte, warum sollten die Investoren dann etwas Anderes wollen? Die Bank zahlt immerhin keine Dividende. Abgesehen von einem kurzen Zeitraum mit starken Eigenkapitalrenditen kurz vor der Finanzkrise war die Aktie sehr euphemistisch gesprochen langfristig keine besonders vernünftige Investition – es wäre sogar noch ziemlich freundlich das als durchschnittlich zu bezeichnen. Da die Zinsen aktuell auf einem Rekordtief sitzen und das Managementteam gerade mit Kostensenkungen beschäftigt ist, ist es momentan sehr schwer, sich auf die Zukunft der Deutschen Bank zu freuen.

Natürlich wäre theoretisch eine Liquidierung für die Investoren jetzt profitabel, aber das ist weder realistisch, noch wird es auch nur annähernd die genannten 37,40 € pro Aktie erzielen.

Die Bilanz der Deutschen Bank

Am Ende des 2. Quartals hatte die Deutsche Bank Vermögenswerte mit einem Gesamtwert von 1,8 Billionen €. Davon waren 123 Milliarden liquide Mittel bei den Zentralbanken. Weitere 11 Milliarden lagen bei anderen Banken. Bei diesen Vermögenswerten können wir also zuversichtlich sein.

Bei den anderen 911 Milliarden €, die die Bank als Vermögenswerte aufgeführt hat, werden aber mit ihrem „fairen Wert“ angegeben. Unglaubliche 615 Milliarden davon sind Derivate. Wenn wir dann noch 428 Millionen an Darlehen dazurechnen, die die Bank ausgegeben hat und 175 Milliarden aus der Sparte „andere Vermögenswerte“, dann ist klar, dass eine Liquidierung hier nicht so einfach wäre.

Ein schon oft besprochenes Problem sind hierbei die sogenannten „Level 3-Vermögenswerte“ in der Bilanz der Deutschen Bank. Damit sind Vermögenswerte gemeint, die von der Bank als „mittels Bewertungsverfahren auf Basis nicht beobachtbarer Parameter bewerteter Finanzinstrumente“ bezeichnet sind. Ende 2015 hatte die Deutsche Bank fast 32 Milliarden € in solchen Vermögenswerten. Daher ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass diese Vermögenswerte besonders schwer zu verkaufen wären – besonders wenn man einen attraktiven Preis dafür haben möchte.

Mit etwa 57 Milliarden an materiellen Vermögenswerten stellen diese Vermögenswerte auf Stufe 3 56 % des Eigenkapitals dar, von dem wir hoffen, dass etwas davon für die Aktionäre übrigbleiben sollte. Aber natürlich wären nicht nur diese schwer zu veräußernden Vermögenswerte ein Problem bei der Liquidierung der Deutschen Bank. Level 1-Vermögenswerte sind „mittels notierter Preise in aktiven Märkten bewertete Finanzinstrumente“. Daher sollte es relativ leicht sein, diese zu vorherrschenden Marktpreisen zu verkaufen.

Level 2-Vermögenswerte werden beschrieben als „mittels Bewertungsverfahren auf Basis beobachtbarer Marktdaten bewertete Finanzinstrumente“ und könnten schon etwas schwerer an den Mann zu bringen sein. Ende 2015 wurden 157 Milliarden € der Vermögenswerte der Deutschen Bank als Level 1 gelistet, während 709 Milliarden als Level 2 gelistet waren.

Aber bei all den hunderten von Milliarden von Euro in der Bilanz der Deutschen Bank — wäre sie denn zu liquidieren — wäre der Markt wahrscheinlich so schnell mit günstigen Vermögenswerten aus dem Schlussverkauf überflutet, dass die vorherrschenden Marktpreise ohne Zweifel davon nach unten gezogen würden. Portfolios von dieser Größe sind praktisch unmöglich auf einmal zu verkaufen, denn dann würde man ja noch einmal einen Rabatt geben müssen.

Das ist doch alles lächerlich.

Ja, es stimmt, alles, worüber ich hier gesprochen habe, ist absolut lächerlich und das sollte es auch sein. Aber das war es nicht ohne Grund.

Einfache Faustregeln wie „Bankaktien sollten für mindestens den Wert des Buchwertes oder materiellen Buchwertes“ gehandelt werden, sind attraktiv und interessant, weil sie so einfach sind, aber aus demselben Grund können sie auch gefährlich sein.

Die Annahmen, die hinter dieser Faustregel liegen – besonders die Annahme, dass die Bilanz einer Bank relativ liquide ist und damit der Wert des Eigenkapitals auch die Aktie unterstützten kann – treffen nicht immer zu. Heutzutage trifft das sehr oft nicht zu, besonders wenn wir von einer riesigen multinationalen Bank wie der Deutschen Bank sprechen mit Geschäftsteilen, die weit über das normale Bankengeschäft hinausgehen.

Aber egal, ob wir über die Deutsche Bank oder eine der zahllosen anderen öffentlich gehandelten Banken auf der ganzen Welt sprechen, die Kennzahlen, die auf dem Buchwert basieren, können ein guter Anfangspunkt für deine Recherche sein, aber von hier aus muss die Recherche noch viel weiter gehen und genau wie bei jeder anderen potentiellen Investition musst du die Fähigkeit der Bank bestimmen, starke Renditen in der Zukunft im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs zu generieren.

Eine Bank, die nicht die Fähigkeit hat jetzt starke Renditen zu generieren – oder in absehbarer Zukunft – könnte wirklich günstiger als der Buchwert gehandelt werden und das könnte auch ein wirklich guter Preis für diese Aktie sein.

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Matt besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt keine der erwähnten Aktien. 

Dieser Artikel wurde von Matt Koppenheffer auf Englisch verfasst. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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