Die neueste Marketingmaßahme von Twitter ist brillant
Die sozialen Medien waren schon immer ein seltsames Geschäft. Im Gegensatz zu anderen Medien – Fernsehen, Radio und Druck – wo der Inhalt von bezahlten Angestellten oder Freiberuflern geliefert wird, kommt die große Mehrheit der Inhalte auf den sozialen Medien von den Nutzern. Diese fungieren nicht nur als Schöpfer sondern sind auch das Werbepublikum. Damit sind die sozialen Medien ein seltenes Geschäft, in dem der Endnutzer gleichzeitig auch der Produzent und Konsument ist.
Eine Sache, die Social-Media-Unternehmen traditionell kontrollieren, ist das Angebot und die Platzierung der Werbung. Im letzten Quartal gab der CFO von Facebook, Dave Wehner, zu, das Unternehmen wäre wegen der zunehmenden Werbelast besorgt. Soziale Medien wie MySpace dienen hier als warnendes Beispiel, denn es hat den Status als Nummer 1 verloren und ist irgendwann zur Irrelevanz verkommen, was größtenteils daran lag, dass man versucht hat, eine Seite zu monetarisieren, die die Nutzererfahrung immer schlechter werden ließ.
Aber was, wenn die Werbung von denselben Nutzern käme, die auch den Content liefern? Was wäre, wenn die Werbung und der Content der Nutzer praktisch nicht voneinander zu unterscheiden wären? Das ist die neueste Idee von Twitter (WKN:A1W6XZ) und es könnte die brillanteste Idee sein, die dem Unternehmen in der Ära Dorsey gekommen ist.
Die Werbesticker sind praktisch Native Advertising
Der größte Trend bei digitalen Publikationen ist der Umstieg zum Native Advertising, also der Werbung im bekannten Umfeld. Im Gegensatz zur traditionellen Displaywerbung, die klar von den Inhalten der Publikation getrennt sind, verbindet NA die beiden. Ob das jetzt ethisch ist oder nicht, wird gerade intensiv debattiert und das würde auch den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber Native Advertising wird allgmein als effektiver als traditionelle Displaywerbung gesehen. Daher steigen immer mehr um. Der Business Insider erwartet, dass NA bis 2021 74 % der gesamten Displaywerbeeinahmen ausmachen sollen.
Vor einigen Monaten hatte Twitter die Möglichkeit eingeführt, Sticker den Fotos der Nutzer hinzuzufügen. Das Unternehmen kündigte vor Kurzem Werbesticker von PepsiCo an. Wie vom Wall Street Journal berichtet, erklärte Twitter: „Fotos mit dem Sticker einer Marke werden mit allen Followern eines Nutzers geteilt. Das erlaubt es den Marken, von ihren Fans auf authentische Art und Weise verbreitet zu werden.“
Das ist ein riesiger Wandel verglichen mit der Art und Weise, wie Twitter seine Anzeigen bisher präsentiert hat: Anstatt die Werbung klar von den Tweets zu trennen, werden diese Sticker (also Pepsi-Werbung) in die Tweets der Nutzer eingearbeitet. Das ist praktisch Native Advertising wobei die Einnahmen an Twitter anstatt an die digitalen Medien geht.
Das wird wahrscheinlich keine großen Einnahmen schaffen… aber
„Brilliant” heißt aber leider nicht „bedeutend” – zumindest aktuell noch nicht. Es könnte ein Vergehen sein, nicht offen zu legen, dass das wahrscheinlich kein großer Umsatztreiber für Twitter sein wird. Immerhin sind diese Sticker nur Teil einer Kampagne zu Erhöhung des Bewusstseins einer Marke. Es gibt dabei keine Handlungsaufforderung und traditionell keine festgelegten Kennzahlen. Zusätzlich weiß keiner, wie oft diese Sticker von der langsam wachsenden monatlich aktiven Nutzerbasis genutzt werden.
Aber das zeigt immerhin, dass Twitter – vielleicht unwissend – eine andere Möglichkeit gefunden hat, um die Zahl der Anzeigen zu erhöhen und zwar indem man das die Nutzer machen lässt. Twitter hat das Potenzial, von diesem Umdenken hin zu Native Advertising zu profitieren, indem mehr Marketingkampagnen mit den Nutzern gefahren werden. Wenn das richtig umgesetzt wird, dann könnte das eine risikolose Möglichkeit sein, um den Umsatz zu erhöhen.
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Motley Fool besitzt und empfiehlt Facebook, PepsiCo und Twitter.
Dieser Artikel wurde von Jamal Carnette auf Englisch verfasst und wurde am 18.08.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.