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Der Weg des geringsten Widerstandes

bereitgestellt von Flickr-Nutzer Ken Teegardin

Vor ein paar Jahren hatte ich ein medizinisches Problem, das mich ganz in Beschlag genommen hatte. Ich ging immer vom Schlimmsten aus und hatte naiverweise Google konsultiert, wo alles gleich als Krebs im Endstadium diagnostiziert wird.

Schließlich ging ich zum Arzt. Bloß einen Termin auszumachen war schon eine Erleichterung. Immerhin liegt dem Arzt das Wohl seiner Patienten am Herzen. Ein Arzt ist da, um zu helfen.

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Ich hätte eine Stunde mit ihm sprechen und meine Geschichte, meine Ängste und meine Hoffnungen erklären können. Stattdessen hatte ich genau 90 Sekunden. Ich übertreibe nur ein bisschen, wenn ich den Termin wie folgt beschreibe:

Arzt: „Wo liegt das Problem?“

Ich: „ Ich hatte in letzter Zeit…“

Arzt: „Hier sind die Pillen. Wiedersehen.“

Das ist aber die Norm. Eine Studie aus dem Jahr 1999 fand heraus, dass Patienten nur 23 Sekunden lang sprechen konnten, bevor sie vom Arzt unterbrochen wurden. Eine andere Studie fand heraus, dass neue Ärzte im Durchschnitt acht Minuten mit ihren Patienten verbringen. Drei von fünf Patienten finden, sie würden von einer Untersuchung zur nächsten gehetzt werden. Das frustriert sie. Mich auch.

Aber man muss die Wünsche der Patienten mit der Realität einer Arztpraxis vereinbaren. Dr. Larry Shore sagte einmal NPR:

Wenn man unter Druck steht, drei, vier, vielleicht auch fünf Patienten pro Stunde behandeln zu müssen, dann kann man nicht warten, bis der Patient seine ganze Geschichte erzählt hat. Das ist zwar genau das, was man tun sollte, aber das geht nicht.

Die Patienten wollen auch nicht viel für die medizinische Grundversorgung zahlen, daher müssen die Anbieter das über hohe Volumina hereinholen. Es ist nicht so, dass die Ärzte ihren Patienten nicht zuhören wollten. Die meisten wollen das unbedingt. Sie müssen ihren Beruf aber innerhalb der eng gesteckten Grenzen eines funktionierenden Unternehmens praktizieren. In einem perfekten Markt würde sich das selbst richten und die Patienten würden mehr für persönlichere Gesundheitsleistungen zahlen. Und einige tun das auch. Aber der Weg des geringsten Widerstandes besteht darin, so weiterzumachen wie bisher. Und alle sind frustriert. Das kann auch Ärzte, die es gut meinen dazu zwingen, unterdurchschnittliche Ergebnisse abzuliefern, nicht weil sie inkompetent sind, sondern weil es hier diesen Konflikt gibt.

Dasselbe passiert auch an der Wall Street.

Alice Schroeder, eine ehemalige Analystin und Autorin von Warren Buffetts Biographie, hat eine großartige Erklärung dieser Realität gegeben. (Hervorhebungen des Autors)

Die Unternehmen wollen eigentlich zwei Dinge, die eigentlich unvereinbar sind. Sie wollen, dass man gegen den Strom schwimmt und Arbeit abliefert, die genug Aufmerksamkeit generiert, um das Interesse der Kunden auf sich zu ziehen. Aber es muss auch kommerziell sein oder man wird dafür betraft. Die Angst vor der Bestrafung ist fast immer stärker als der Wunsch nach einer Belohnung und das schafft den permanenten Druck, sich nicht gegen den Strom zu stellen.

Vieles, worüber wir bei der Wall Street spotten – die schlechte Performance der Fonds, die hohen Gebühren und die zu hohen Erwartungen – kommen von guten und ehrlichen Leuten, die in einer Industrie arbeiten, die zwei unvereinbare Dinge will.

Nehmen wir nur die aktiven Fondsmanager. Die meisten sind eine Katastrophe in ihrem Job. Neunzig Prozent der aktiven Aktienfonds sind in den letzten 10 Jahren laut Vanguard hinter ihrem Vergleichswert zurückgeblieben.

Um aber den Richtwert zu übertreffen, muss ein Fonds ganz anders aussehen als sein Vergleichsindex. (Hier kommt der Begriff „active share“ ins Spiel.) Aber wenn man jetzt viele solche vom Index abweichenden „aktiven Aktien“ hat, dann ist mit hoher Sicherheit garantiert, dass man auch Jahre haben wird, in denen man dramatisch hinter dem Vergleichsindex zurückbleibt. Und dann ziehen die Kunden ihr Geld mit Lichtgeschwindigkeit ab und die Karriere des Fondsmanagers ist vorbei.

Daher verfügt die Industrie auch über einen geringen aktiven Aktienanteil, selbst bei den klugen Managern, die genau wissen, dass das der falsche Ansatz ist. Das garantiert Fonds, die nie den Markt schlagen werden, aber es verspricht auch, dass der Fonds nie dem Vergleichsindex weit hinterher laufen wird. Und genau das muss ein Manager tun, um im Geschäft zu bleiben. Es ist traurig und ich akzeptiere das auch nicht. Aber es ist die Realität von zwei Parteien, deren Ziele nicht miteinander vereinbar sind.

Es gibt so viel ähnliche Beispiele.

Die Bondinvestoren wollen objektive Analyse, aber die Ratingagenturen werden von den Unternehmen bezahlt und wollen, dass diese sie auch wieder beauftragen. Das Ergebnis ist eine Aneinanderreihung von Inkompetenzen – nicht weil die Analysten der Ratingagenturen nicht klug genug wären, sondern, weil der Weg des geringsten Widerstandes an zwei sich widersprechenden Zielen vorbeiführt. Schroeder beschreibt ein ähnliches Beispiel: „Einmal hat man uns gesagt, dass Pat Ryan [der damalige CEO von Aon] unsere Berichte lese und dass er damit nicht glücklich wäre. Als ob es unser Job wäre, Pat Ryan glücklich zu machen.“

Gute Journalisten wollen nur die wichtigsten Geschichten bringen, aber die Medien müssen genug publizieren, um die Rechnungen zu bezahlen.

Die Regulierungsbehörden wollen die Dinge ändern und das tun, was für die Gesellschaft richtig ist, aber sie wollen auch ihren Job behalten. Dasselbe gilt für Politiker. Viele von ihnen wollen das Richtige tun, aber sie müssen auch die nächste Wahl gewinnen und um das zu schaffen, konzentrieren sie sich zuerst auf die Wiederwahl.

Die gute Nachricht ist, dass die Technologie und der Zugang zu Informationen immer mehr Geschäftsmodelle hervorbringt, die Win-win-Situationen erzeugen. Die teuren Fonds sterben langsam aus. Berater mit Interessenskonflikten verlassen das Spielfeld. Josh Brown hat letzte Woche geschrieben, dass gute Finanzberater einen sehr sicheren Job haben. Heute decken sich die Interessen der Kunden und Ratgeber mehr als jemals zuvor. Und auch dieser Trend zeigt keine Ermüdungserscheinungen.

Aber wir sollten auch anerkennen, dass genau wie bei meinem Arzt ein Konflikt besteht zwischen dem, was die Kunden brauchen und dem, was gute und ehrliche Profis liefern können. Sich damit zu arrangieren, könnte dich weniger zynisch gegenüber den Leuten machen, die in der Finanzindustrie arbeiten und dich darauf aufmerksam machen, was sich ändern muss.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 27.04.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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