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Wer profitiert vom Digitaldruck? Heidelberger Druck und Co unter der Lupe

Foto: Julia Roegner

Die Drupa ist die wichtigste Messe der Druck- und Papierindustrie weltweit und findet nur alle vier Jahre in Düsseldorf statt. Anfang Juni war es wieder soweit, und alles, was in der Branche Rang und Namen hat, traf sich im Rheinland, darunter auch einige börsennotierte Unternehmen. Drei davon möchte ich näher betrachten.

Die Lage der Druckindustrie

Schon seit dem Ende der 90er Jahre macht der Druck- und Papierindustrie die Digitalisierung zu schaffen. Das Internet hat den Markt für gedruckte Erzeugnisse völlig verändert. So sank der Bedarf an gedruckter Werbung von 1999 bis 2012 um 60 %, da die Werbebranche zunehmend auf digitale Kommunikation setzt. Zeitungen in den USA verbuchten sogar einen Rückgang von 62 %.

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Diese Veränderungen haben den drei großen deutschen Druckmaschinenproduzenten arg zugesetzt. Hinzu kam die Wirtschaftskrise 2008/2009, in der sich die Druckereien mit Neuanschaffungen zurückgehalten haben. Koenig & Bauer (WKN: 719350) hatte schwer zu kämpfen, Heidelberger Druck (WKN: 731400) schlitterte knapp an der Insolvenz vorbei. Nicht geschafft hat es dagegen die manroland AG, die 2011 Konkurs anmelden musste.

In letzter Zeit jedoch mehren sich positive Anzeichen. Die Druckereien müssen neue Maschinen kaufen, um mit der Digitalisierung Schritt halten zu können. Nach Einschätzung des Branchenverbandes VDMA liegt das durchschnittliche Alter des Bestands bei über 15 Jahren.

Nachfolgend möchte ich drei Unternehmen ansehen, die von den verbesserten Aussichten profitieren können.

Koenig & Bauer AG (KBA)

Die Würzburger fokussieren sich auf Wachstumsmärkte wie den Digital- und Verpackungsdruck. Der weltweite Verpackungsmarkt wächst durch steigenden Wohlstand, strengere Hygienevorschriften und den Online-Handel mit durchschnittlich 4 % pro Jahr. Hinzu kommt, dass das Internet den Bedarf nach Verpackungen nicht beeinträchtigt. Zur Stärkung in diesem Bereich will KBA den spanischen Stanzmaschinenhersteller Iberica AG S.A. von der italienischen Cerutti-Gruppe übernehmen.

Beim Digitaldruck baut KBA in Würzburg die weltgrößten Druckanlagen für den Dekor- und Wellpappenmarkt.

Das erste Quartal 2016 verlief deutlich besser als der Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr erwartet der Vorstand etwa 1,1 Milliarden Euro Umsatz und ein Ergebnis vor Steuern von 30 bis 40 Millionen Euro. Pro Aktie wäre das ein Gewinn von etwa 2 Euro; bei einem Aktienkurs von 47,255 Euro (23.06.2016) liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) somit bei 23.

Heidelberger Druckmaschinen AG

Die Kurpfälzer waren völlig vom klassischen Offset-Druck abhängig und hatten zu spät die Chancen der Digitalmaschinen erkannt. 2009 konnte die Insolvenz nur dank Staatshilfen vermieden werden.

Das rigide Sparprogramm und die Neuausrichtung zeigen jetzt Wirkung. Auch Heideldruck setzt auf Verpackungen, doch der Digitaldruck und das Service-Geschäft sollen ebenfalls weiter wachsen. Auf mittlere Sicht soll mindestens die Hälfte des Konzernumsatzes mit Services, 10 bis 20 Prozent mit Digital und ein gutes Drittel mit dem traditionellen Equipment-Geschäft realisiert werden.

Das abgelaufene Geschäftsjahr zum 31. März 2016 brachte einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro und einen kleinen Gewinn von 28 Millionen Euro. Im laufenden Jahr soll der Gewinn bei höheren Umsätzen und geringeren Zinsausgaben etwas steigen. Das könnte dann ein Gewinn pro Aktie von 0,13 Euro sein. Die Aktie notierte am 23.06.2016 mit 2,589 Euro. Das entsprechende KGV beträgt also etwa 20; sollte der Gewinn im Geschäftsjahr 2017/2018 weiter steigen, würde das KGV sinken.

Zu beachten ist, dass Heideldruck über eine Eigenkapitalqoute von nur 13 % verfügt. Das ist im Vergleich ein sehr geringer Wert. Der Anteil der eigenen Mittel an der Bilanzsumme sollte schon 30 % betragen.

Dr. Hönle AG

Die Dr. Hönle AG (WKN: 515710) stammt aus einer anderen Branche. Die Bayern stellen selbst keine Druckmaschinen her, sind aber ein bedeutender Zulieferer, der mit seiner UV-Technik für eine hervorragende Druckqualität und bessere Umwelt- und Energiebilanzen sorgt. Das gilt sowohl für traditionelle Druckverfahren wie auch für den Digitaldruck. Seit 2013 entwickelt und produziert Hönle eigene Infrarotstrahler, die unter anderem in Druckmaschinen zur Anwendung kommen, etwa bei großformatigen Inkjet-Drucken.

Die Erstarkung der Druckindustrie und neue Kundenbeziehungen mit großen Druckmaschinenherstellern werden zu einem wachsenden Umsatz führen, wobei anzumerken ist, dass diese Branche nur einen Teil der Umsätze von Hönle ausmacht. Andere Gebiete, in denen Hönles UV-Technologie zum Einsatz kommt, sind Klebstoffe, Beleuchtung und Entkeimung.

Nach einem etwas schwächeren Geschäftsjahr erwarte ich für den Zeitraum 2016/2017 wieder steigende Gewinne von etwa 2 Euro pro Aktie, die ein KGV von 12 ergeben (Kurs von 23,11 Euro am 23.06.2016).

Diese Aktie gefällt mir am besten

Die Aktien von KBA und Heideldruck haben sich schon deutlich von ihren Tiefstständen erholt und sind – selbst unter Berücksichtigung der zu erwartenden höheren Gewinne – keine Schnäppchen mehr. Bei Heideldruck stört mich zudem die hohe Verschuldung.

Ich halte es daher mit dem Klassiker aus Goldrauschzeiten. Damals sind nicht diejenigen reich geworden, die nach Gold gegraben haben. Gewonnen haben die Verkäufer von Schaufeln und Whiskey. Unter diesem Aspekt ist für mich Dr. Hönle der Favorit, weil ich mich hier nicht für einen einzelnen Hersteller entscheiden muss, sondern vom Aufschwung der ganzen Branche profitieren kann.

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Peter Roegner besitzt Aktien der Dr. Hönle UV-Technology AG. The Motley Fool besitzt keine der genannten Aktien.



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