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Was Leoni von Berkshire Hathaway und Amazon noch lernen kann

Foto: Pixabay, jarmoluk

Im Oktober bereitete die Leoni AG (WKN: 540888) ihren Aktionären eine böse Überraschung. Probleme bei Projekten und ein Wechsel im Management ließen den Aktienkurs an einem Tag um 30 % einbrechen. Bis heute gingen weitere 10 % verloren. Der am 11. Mai veröffentlichte Quartalsbericht enthält kaum neue Informationen, wie es zu der Krise kommen konnte und was zur Behebung unternommen werden soll. Beim Umgang mit Krisen können sich die Nürnberger eindeutig von Berkshire Hathaway und Amazon eine Scheibe abschneiden.

Wie es dazu kam? Die Geschäfte liefen zu gut

Was sich im ersten Augenblick kurios anhört, hat einen einfachen Hintergrund. Leoni wurde ganz offensichtlich von der Nachfrage überrascht. Um die Produktion dann kurzfristig anpassen zu können, mussten erhebliche Kosten in Kauf genommen werden, zum Beispiel für zusätzliches Personal.

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Schlechte Information der Aktionäre

Diese unguten Nachrichten wurden am 12. Oktober 2015 veröffentlicht. Erst vier Wochen später erfuhren die Anteilseigner einige wenige Details über die Probleme und darüber, dass der Vorstand „Gegenmaßnahmen“ entwickele. Wie diese Gegenmaßnahmen aussehen sollten, blieb im Dunkeln.

Es dauerte weitere vier Monate bis zur nächsten Information. Allerdings hatte ich beim Lesen dieser Mitteilung nicht das Gefühl, wirklich im Bilde zu sein. „Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Effizienz nachhaltig zu steigern“, sagte Vorstandschef Dieter Bellé. Aha.

Weiter ist die Rede von „Performancesteigerungen“, „verbesserten Prozessen in der Projektplanung und -umsetzung“ und einer „vereinfachten Matrix-Organisation“. Für mich sind das leere Worthülsen, die alles und nichts bedeuten können. Und sollten Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz nicht Alltag für Vorstände sein?

Was steht im Geschäftsbericht 2015?

Kurz gesagt: wenig bis gar nichts. Im Brief des Vorstands findet sich ähnliches „Managersprech“ wie in der Mitteilung aus dem März:

Wir haben die Ursachen hierfür umfassend analysiert und sehen deutlichen Veränderungsbedarf im Projektmanagement. Hierzu haben wir Maßnahmen zur Verbesserung der ergebnisbelastenden Projekte eingeleitet, passen Strukturen an, um ähnliche Projektrisiken in Zukunft zu vermeiden und werden die Organisation verschlanken.

Diese für Aktionäre so wichtige Fehlentwicklung findet an einzelnen Stellen innerhalb längerer Texte nebenbei mal Erwähnung.

Im Gegensatz dazu bekommt das „Diversity Management“, also der Umgang mit Frauen und Minderheiten, im Geschäftsbericht mehrere Seiten Platz.

Der Zwischenbericht

Immerhin gibt es jetzt doch einige Hinweise auf die ergriffenen Maßnahmen, mit denen man der Probleme Herr werden möchte. Genannt wurden zum Beispiel eine Erhöhung der Montagegeschwindigkeit und die Verringerung von Nacharbeiten.

Doch trotz dieser Auskünfte gefällt mir der Umgang mit den Schwierigkeiten gar nicht. Im Grunde wurde stets nur das Allernötigste berichtet, was in mir kein Vertrauen in das derzeitige Management weckt.

Bezos und Buffett machen es besser

Wie anders klingt da doch Jeff Bezos, der Gründer und Chef von Amazon. Auf einer Konferenz vor zwei Jahren sagte er:

Ich habe milliardenschwere Fehler bei Amazon.com gemacht. Es ist meine Aufgabe, Menschen zu ermutigen, wagemutig zu sein …Wenn du wagemutig bist, wird es zu Experimenten kommen, und es liegt in der Natur der Sache, dass diese scheitern können. Aber ein paar große Erfolge gleichen dutzende Dinge aus, die nicht funktioniert haben.

Und auch Warren Buffett steht offen zu seinen Fehlern und weiß, dass diese zum Investieren dazugehören. Immer wieder wird er gefragt und spricht ohne Beschönigungen über

  • den Kauf der maroden Textilfabrik Berkshire Hathaway
  • den viel zu frühen Verkauf von Wal-Mart-Aktien
  • den Kauf von Aktien der britischen Supermarktkette Tesco 2014
  • den Kauf einiger Beteiligungen (im letzten Brief an die Aktionäre)

Bezos und Buffett zeigen, dass Fehler passieren und dass es keine Schande ist, dazu zu stehen. So etwas wünsche ich mir bei Leoni auch: ein klares Bekenntnis, dass etwas schief gelaufen ist und welche Lehren man daraus für die Zukunft zieht. Leider kann ich das nicht mal im Ansatz erkennen, was nicht gerade für das Management spricht.

Die Aussichten der Aktie

Tatsache ist, dass die Leoni-Aktie auf den Zwischenbericht mit weiteren Rückgängen reagiert hat. Zusammen mit den allgemeinen Kursgewinnen ging es wieder etwas nach oben auf 29,88 Euro (30. Mai 2016). 2015 gab es noch Kurse von deutlich über 60 Euro. Die Aktie ist also schon stark gefallen.

Rechnen wir den Gewinn je Aktie von 35 Cent aus dem ersten Quartal auf das ganze Jahr hoch, ergibt sich ein Wert von 1,40 Euro und damit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21.

Das ist ein hoher Wert, allerdings sollten wir dabei berücksichtigen, dass es in 2016 Sonderfaktoren wie die Restrukturierung gibt, die den Gewinn belasten und dass der normalisierte Gewinn höher und damit das KGV niedriger ist. Wenn also die Vorgänge in Rumänien abgearbeitet sind und es sich um einmalige Ereignisse handelt, könnte es mit der Aktie wieder bergauf gehen. Die EBIT-Marge von 2,2 % hat ebenfalls deutlich Luft nach oben.

Dennoch halte ich mich mit Käufen zurück. Damit die Aktie für mich interessant wird, möchte ich noch erheblich niedrigere Kurse sehen, auch um das Risiko im Hinblick auf das Management zu minimieren.

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Peter Roegner besitzt Aktien von Berkshire Hathaway und Amazon. The Motley Fool empfiehlt und besitzt Aktien von Amazon.com und Berkshire Hathaway (B-Aktien).



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